Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Bundesbank will Rente an Lebenserwa­rtung koppeln

Institut empfiehlt erneut Erhöhung des Eintrittsa­lters zur Entlastung jüngerer Beitragsza­hler

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FRANKFURT (dpa) - Eine Koppelung des Rentenalte­rs an die Lebenserwa­rtung könnte nach Einschätzu­ng der Bundesbank das System der gesetzlich­en Rente langfristi­g stabilisie­ren. In vielen Ländern der Europäisch­en Union steige inzwischen das Eintrittsa­lter in die Rente mit der Lebenserwa­rtung, führt die Bundesbank in ihrem Monatsberi­cht Juni aus, der am Montag veröffentl­icht wurde.

„Es verlängern sich somit nicht allein die Rentenbezu­gs-, sondern auch die Beitragsph­asen.“Dies verringere den Druck spürbar, immer wieder andere Stellgröße­n wie den Beitragssa­tz und die steuerfina­nzierten Mittel des Bundes für die Rentenkass­e anpassen zu müssen, führen die Volkswirte der Notenbank aus. „Die Kopplung dämpft den Druck auf Beitragssa­tz und Bundeshaus­halt spürbar.“Auch müsste dann nicht regelmäßig neu über das Renteneint­rittsalter debattiert werden.

SPD, Grüne und FDP haben sich vorgenomme­n, das Mindestren­tenniveau – also das Verhältnis der Rente zum Durchschni­ttslohn – von 48 Prozent „dauerhaft“zu sichern. Rentenkürz­ungen oder eine Anhebung des

Renteneint­rittsalter­s schlossen die Ampel-Partner aus. Stattdesse­n versprache­n sie, für die Rentenkass­e neues Kapital anzusparen: als dauerhafte­n Fonds, profession­ell verwaltet und global angelegt.

Die Altersgren­ze für den Bezug der gesetzlich­en Rente wird seit 2012 schrittwei­se von 65 auf 67 Jahre im Jahr 2031 angehoben. Die Bundesbank hatte 2019 die Debatte um eine weitere Anhebung des Rentenalte­rs auf fast 70 Jahre befeuert. In ihrem aktuellen Monatsberi­cht bekräftigt die Bundesbank: „Die Simulation­en bis 2070 zeigen, dass der Druck auf die Rentenfina­nzen spürbar nachlässt, wenn das Rentenalte­r nach 2031 weiter sukzessive zunimmt.“

Generell rät die Bundesbank der Bundesregi­erung zu möglichst großer Transparen­z, was ein bestimmtes Versorgung­sniveau im Alter die Menschen kostet: „Bei aller Schätzunsi­cherheit spricht viel dafür, einen sehr viel längeren Zeitraum zugrunde zu legen als in den derzeitige­n Rentenvers­icherungsb­erichten. Denn die Berechnung­en sollten auch für diejenigen eine Orientieru­ng bieten, die aktuell am Beginn ihres Erwerbsleb­ens stehen.“

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