Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bregenz reagiert mit Durchfahrtsperre auf Grenzkontrollen
Polizeieinsätze an der A 96 wegen des G7-Gipfels verursachen Staus bis nach Vorarlberg
LINDAU - Die Kontrollen wegen des anstehenden G7-Gipfels sorgen für Unmut. In den vergangenen Tagen staute sich der Verkehr auf der A 96 regelmäßig bis weit über die österreichische Grenze. Der Ausweichverkehr verstopfte Bregenz. Jetzt zieht Vorarlbergs Landeshauptstadt die Reißleine.
Seit vergangener Woche Dienstag kontrolliert die Bundespolizei an den beiden großen Lindauer Grenzübergängen sowie am Bahnhof Lindau-Reutin. Vor allem wegen der Kontrollstelle bei Sigmarszell auf der A 96 kommt es seit Tagen zu massiven Problemen, der Verkehr staut sich in Richtung München regelmäßig über mehrere Kilometer.
Mit dem Rückreiseverkehr am Wochenende war die Situation besonders prekär: So musste der Lindauer Rettungsdienst am Sonntag eine Frau, die dehydriert und überhitzt hinterm Steuer saß, aus dem Stau ins Krankenhaus bringen. Anwohner leiden unter Autofahrern, die versuchen, den Stau zu umfahren.
Oft reicht er bis weit nach Österreich hinein. Laut Landespressestelle war die österreichische A 14 teilweise vom Pfändertunnel bis nach Dornbirn dicht. Das sind gut 20 Kilometer. Und das wurde zum Problem für Bregenz und Lochau. „Viele nicht heimische Autolenker, darunter auch zahlreiche mit deutschen Nummerntafeln, versuchen zur Zeit dem Stau vor der Grenze zur Bundesrepublik durch das Bregenzer Stadtgebiet auszuweichen“, schreibt Sebastian Rauch, Sprecher der Stadt Bregenz, am Mittwoch auf Anfrage. In Bregenz
und im benachbarten Lochau hätten nicht nur Lärm, Hitze und Abgase eine „große Belastung“dargestellt. Laut Rauch war „Gefahr im Verzug“: „Ein Erreichen des Einsatzortes für Rettungs- und Feuerwehrkräfte wäre im Innenstadtbereich zurzeit sehr schwierig bis gänzlich unmöglich.“Auf einer Krisensitzung am Dienstag habe der Bregenzer Bürgermeister Michael Ritsch (SPÖ) gefordert, „dass vorübergehend die Durchfahrt für Fahrzeuge mit ausländischem Kfz-Kennzeichen durch den Bregenzer Innenstadtbereich als Ausweichroute nicht mehr zur Verfügung steht“.
Die Vorarlberger handelten schnell: Das Verbot trat bereits am Mittwoch in Kraft, wie die Landespressestelle Vorarlberg auf Nachfrage bestätigt. Fahrzeugen, die in Wolfurt
oder Bregenz von der Autobahn abfahren, ist die Durchfahrt durch die Stadt verboten. Nach Bregenz einfahren dürfen nur diejenigen, die direkt in die Stadt müssen. Noch am Mittwoch sollten entsprechende Schilder angebracht werden, Polizei und Sicherheitswachkräfte kontrollieren die Autobahnabfahrten. Zusätzlich will die Stadt Bregenz einzelne Gemeindestraßen sperren. Am 3. Juli soll die Durchfahrtsperre aufgehoben werden. Dann enden auch die Kontrollen der deutschen Bundespolizei.
Auch die deutsche Bundespolizei war in den vergangenen Tagen in Gespräche mit den österreichischen Kollegen und der Vorarlberger Regierung involviert. Wie österreichische Medien berichten, soll es dabei auch Überlegungen gegeben
haben, ob bei der Kontrollstelle bei Sigmarszell eine zweite Spur errichtet werden kann, damit zwei Autos gleichzeitig kontrolliert werden können. Auch eine Verlegung der Kontrollstelle sei diskutiert worden.
„Die Überlegungen gibt es“, bestätigt Rainer Scharf, Sprecher der Bundespolizeidirektion München. „Aber die Frage ist, was man letzten Endes umsetzen kann.“So sei es aus Sicht der Polizei notwendig, die Fahrzeuge einspurig in die Kontrollstelle zu leiten. „Im Interesse der Sicherheit der eingesetzten Beamten und um gefährliche Situationen an den Kontrollstellen auch für die Verkehrsteilnehmer zu vermeiden.“Und es gebe schlicht keinen anderen geeigneten Ort, wo man die Kontrollstelle hin verlegen könnte.