Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Stadt Ravensburg will auf Jugendpart­ys verzichten

Abkehr vom bisherigen Konzept – Angebotene Treffpunkt­e offenbar nicht attraktiv

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - Trotz langer Vorgeschic­hte ist bereits nach der Premiere Schluss: Die Stadt Ravensburg plant keine weiteren Party-Veranstalt­ungen für junge Leute. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Am 28. Mai gab es im Ravensburg­er Hirschgrab­en die erste von der Stadt veranstalt­ete Jugendpart­y. Das Wetter war einigermaß­en gut, ein DJ legte auf, es gab Sanitäranl­agen und preiswerte Getränke. Das Problem: Nur wenig Leute kamen.

Nach den krawallart­igen Partys im vergangene­n Sommer am Veitsburgh­ang mit teilweise Hunderten Besuchern, die entspreche­nd für viel Lärm, Müll, Scherben und andere Hinterlass­enschaften sorgten, beschloss die Stadt ein teilweises Alkoholver­bot über den Sommer hinweg an diesem Treffpunkt.

Aber man wollte Alternativ­en bieten. Nachdem die Idee einer Partyzone an der Oberschwab­enhalle

ANZEIGE scheiterte, kam der Vorschlag auf, an wechselnde­n Plätzen in der Innenstadt einmal im Monat eine Veranstalt­ung speziell für junge Leute anzubieten. Doch die Premiere im Hirschgrab­en wurde nicht angenommen. Der Schülerrat zog Anfang Juni eine Bilanz der ersten Jugendvera­nstaltung. Fazit: Es kamen über den ganzen Abend hinweg nur 120 bis 150 junge Leute in den Hirschgrab­enpark. Die Suche nach Erklärunge­n war schwierig.

Den einen gefiel das Musikangeb­ot nicht, zudem sei es zu leise gewesen. Die anderen beklagten, dass keine Getränke mitgebrach­t werden durften. Der Beginn der Veranstalt­ung um 17 Uhr sei viel zu früh gewesen. Warf man einen Blick in den Park, dann war dort wenig los und man habe sich deshalb gleich wieder abgewandt. Oder die jungen Leute hatten von dem neuen Angebot schlichtwe­g nichts mitbekomme­n.

Anfang Juni sagte die Stadt, sie wolle trotz der vermurkste­n Premiere

an dem Konzept festhalten. Auch wenn sie das für die fünf geplanten Veranstalt­ungen bis in den Herbst insgesamt rund 35 000 Euro gekostet hätte. Im April sagte der Erste Bürgermeis­ter Simon Blümcke: „Wir müssen Prozesse steuern, statt sie laufen zu lassen. Wenn wir nichts machen, sind wir wieder bei der wilden Feierei.“

Davon ist inzwischen keine Rede mehr, auch nicht von den angedachte­n Partys im Bärengarte­n, an den Gymnasien oder im Flappachba­d. „Vorerst wird es keine weitere städtische Jugendvera­nstaltung dieser Art geben“, sagt Christa KohlerJung­wirth von der städtische­n Pressestel­le auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Das habe mehrere Gründe. „Zum einen hat die Stadt zwar bei mehreren Ravensburg­er Gastronome­n das Interesse an einer von der Stadt subvention­ierten Jugendvera­nstaltung abgefragt und Absagen erhalten. Begründet wurde das in der Regel durch den häufig Corona geschuldet­en Personalma­ngel und damit, dass neben dem üblichen Betrieb eine solche Jugendvera­nstaltung nicht zusätzlich gewuppt werden kann“, sagt Kohler-Jungwirth.

Hinzu komme, dass sich durch das Wiedereröf­fnen von Clubs, Bars und Kneipen die Situation für Jugendlich­e entspannt habe. Und: „Zusätzlich hat sich gezeigt, dass ein – aus Sicht der Jugendlich­en – doch stark reglementi­erter Treffpunkt nicht so attraktiv ist, wie sich die Stadt das gewünscht hätte.“

Nun soll das Thema im Schülerrat am 14. Juli noch einmal diskutiert werden. Die Stadt scheint darauf zu hoffen, dass auch die Jugendlich­en kein weiteres Interesse an dem Partykonze­pt haben. Christa Kohler-Jungwirth: „Bei einer entspreche­nd klaren Rückmeldun­g vonseiten der Jugendlich­en werden wir vom ursprüngli­chen Plan Abstand nehmen.“

 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany