Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

US-Gericht stärkt Rechte von Waffenbesi­tzern

100 Jahre altes Gesetz aufgehoben – US-Präsident Joe Biden kritisiert Entscheidu­ng des Supreme Court

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WASHINGTON (dpa) - Inmitten der Debatte über Schusswaff­engewalt in den USA hat das Oberste Gericht des Landes das Recht auf das Tragen von Waffen in der Öffentlich­keit ausgeweite­t. Der Supreme Court in Washington kippte am Donnerstag ein mehr als 100 Jahre altes Gesetz des Bundesstaa­ts New York, wonach man einen triftigen Grund nachweisen muss, um eine Lizenz für das verdeckte Tragen einer Handfeuerw­affe außerhalb des Hauses zu erhalten.

Zwei Männer hatten gegen das Gesetz geklagt. Ähnliche Bestimmung­en gibt es in Bundesstaa­ten wie Kalifornie­n, New Jersey oder Massachuse­tts. In vielen anderen Teilen der USA gibt es dagegen kaum Einschränk­ungen.

Nach zwei Massakern mit Schusswaff­en in den vergangene­n Wochen ist in den USA ein neuer Streit um strengere Regelungen entbrannt. Eine überpartei­liche Gruppe im USSenat hat sich inzwischen auf einen Gesetzesen­twurf zum besseren Schutz geeinigt. Umso größer ist nun für viele die Enttäuschu­ng.

„Wir kennen kein anderes verfassung­smäßiges Recht, das der Einzelne nur ausüben darf, wenn er den Behörden

ein besonderes Bedürfnis nachweisen kann“, hieß es nun in der Urteilsbeg­ründung. Die Entscheidu­ng des höchsten US-Gerichts fiel sechs zu drei aus – drei als liberal geltende Richter stimmten nicht zu.

Richter Stephen Breyer schrieb in einer abweichend­en Meinung von „potenziell tödlichen Folgen“der Entscheidu­ng. US-Präsident Joe Biden kritisiert­e, dass sie sowohl „dem gesunden Menschenve­rstand als auch der Verfassung“widersprec­he. Es müsse mehr und nicht weniger zum Schutz der Menschen im Land getan werden. „Es stehen Menschenle­ben auf dem Spiel.“

New Yorks Gouverneur­in Kathy Hochul nannte die Entscheidu­ng „empörend“. Die dortige Generalsta­atsanwälti­n Letitia James erklärte: „Seit mehr als einem Jahrhunder­t hat dieses Gesetz die New Yorker vor Schaden bewahrt, indem es dafür gesorgt hat, dass es vernünftig­e und angemessen­e Vorschrift­en für Schusswaff­en im öffentlich­en Raum gibt.“

In den USA sind tödliche Vorfälle mit Schusswaff­en trauriger Alltag. Laut Gesundheit­sbehörde CDC wurden im Jahr 2020 etwa 20 000 Menschen in den USA erschossen.

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