Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wildtiere zieht es in die Stadt

Leser berichten über immer mehr Füchse und Rehe in der Ravensburg­er Innenstadt

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - Vor einer Woche hat die „Schwäbisch­e Zeitung“über Sichtungen von Rehen in der Ravensburg­er Federburg- und Banneggstr­aße berichtet. Diese Tiere sind offenbar keine Einzelfäll­e, wie etliche Leserinnen und Leser mitteilen. Auch andere Wildtiere sind dort unterwegs, wo man sie nicht vermuten sollte – mitten in der Stadt.

Den Marder kennen alle. Er tummelt sich seit Jahrzehnte­n in den Städten. Aus dem ehedem in Steinbrüch­en und Felslandsc­haften hausenden Steinmarde­r ist längst ein Zivilisati­onsfolger geworden, der Stadtmensc­hen auf die Nerven geht, weil er Autokabel zerbeißt und es sich gerne häuslich auf Dachböden einrichtet. Dort ist es trockener, geräumiger und wärmer als in der Natur.

Aber auch andere Wildtiere wie Fuchs, Hase und Waschbär haben sich längst in Richtung der Innenstädt­e orientiert. So wurde das hessische Kassel vor einiger Zeit zur „Waschbären-Hauptstadt Europas“ernannt, weil dort in vielen Stadtteile­n zugezogene Waschbären nachts die Mülltonnen plündern, um dann satt und müde auf Dachböden zu schlafen.

Nach der Berichters­tattung über Rehe in der Ravensburg­er Federburgu­nd Banneggstr­aße meldeten sich zahllose Leser bei der „Schwäbisch­en Zeitung“. Denn sie kennen das Phänomen bereits. Dort steht morgens ein Reh vor der Haustür oder frisst die Rosenknosp­en im Garten.

In der Berliner Straße in Schornreut­e ziehen am helllichte­n Tag Füchse ihre Runde, lassen sich auch nicht durch Lärm und Verkehr aus der Ruhe bringen. Vom Friedhof auf St. Christina wird berichtet, dass dort Blumen auf Gräbern, vermutlich von Rehen, regelmäßig abgefresse­n werden. Und in den Schrebergä­rten am Veitsburgh­ang sollen es sich inzwischen sechs Rehe gemütlich eingericht­et haben. All die genannten Wildtiersi­chtungen gab es in Wohngebiet­en

am Ravensburg­er Stadtrand. Naturschüt­zer wundert diese Zunahme von Wildtieren in Innenstädt­en kaum. Die Gründe:

Immer mehr Menschen zieht es ins Grüne. In den Wäldern sind Spaziergän­ger und Mountainbi­ker unterwegs, was die Tiere belästigt.

In den Städten gibt es Parkanlage­n, Friedhöfe, private Gärten. Dort finden Tiere mehr Wildnis als zum Beispiel auf Monokultur­en wie in Maisfelder­n.

In Gärten und an Häusern gibt es reichlich Nahrung. Dort werden Wildtiere nicht von natürliche­n Feinden belästigt und in der Regel nicht bejagt.

In der Stadt ist es wärmer als im Wald. Und dort findet man auch hier oder da leichter Unterschlu­pf.

Auch wenn sich mancher Mensch über den Anblick eines Rehs im heimischen Garten freut, kann eine derartige Begegnung nicht ganz ungefährli­ch sein. Daher raten Experten, sich von den Tieren fern zu halten und sie auf keinen Fall zu füttern. Mülltonnen sollten gut verschloss­en sein oder in Innenräume­n, wenn möglich, abgestellt werden. Ebenso sei es wichtig, Haustiere wie Hasen oder Hühner, die in einem Stall im Garten leben, gut zu sichern. Auch Katzenklap­pen sollten nachts verschloss­en werden, da sie für kleinere Wildtiere als Eingangstü­r benutzt werden könnten.

 ?? ?? Vor allem Rehe zieht es in die Ravensburg­er Innenstadt. Aber auch über die Sichtung von Füchsen wird berichtet.
Vor allem Rehe zieht es in die Ravensburg­er Innenstadt. Aber auch über die Sichtung von Füchsen wird berichtet.
 ?? FOTOS: PRIVAT ??
FOTOS: PRIVAT
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany