Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Auch sein zweiter Krimi spielt in Oberschwaben
Die erste Lesung hält Helmut Jäger in seinem Wohnort Berg – Auch die Toskana spielt eine Rolle
BERG - Helmut Jäger aus Berg stellt am Freitagabend im Berger Rathaus seinen zweiten Roman „Den Tod geerbt“vor. Er sagt: „Es gibt keinen besseren Ort für die Premierenlesung meines neuen Kriminalromans als den, wo meine Hauptfigur lebt und alles anfängt.“Der bei Sparkys Edition erscheinende Roman spielt in der Region, führt seine Leserinnen und Leser aber auch in die Toskana.
Seinen ersten Krimi mit dem Titel „Das Grab an der Schussen“schrieb Helmut Jäger 2017 anlässlich eines Wettbewerbs, es wurde ein sogenannter Oberschwabenkrimi. Allerdings habe er vorher schon Lust gehabt, zu schreiben, sagt Jäger. Der Erfolg seines ersten Buches motivierte ihn zum Schreiben eines zweiten Krimis mit spektakulärem Auftakt: Ein Auto rast die Marktstraße in Ravensburg hinunter und demoliert eine Traditionsgaststätte. Jäger stellt in den ersten Kapiteln seine Figuren vor, entwickelt die Charaktere und nimmt die Leser schließlich mit in die Toskana. Dort geschieht etwas, das seinen Protagonisten Carl Sopran als selbständigen Ermittler in den Fall mithineinzieht.
Die Toskana kennt Jäger gut, seit Jahren macht er dort mit seiner Familie inklusive drei Enkelkindern Urlaub. „Wenn ich schreibe, dann muss ich dort gewesen sein.“Natürlich könne man ja heute alles bei Google nachschauen, so der Autor, aber das ersetze nicht das persönliche Erlebnis. Schließlich müsse das Gefühl für die Örtlichkeit auch für die Leser spürbar sein. Und dieses Gefühl kommt rüber, auch wenn die Idylle trügt und die Vergangenheit grausam in die Gegenwart drängt und Jägers Charaktere einholt.
Sein zweiter Roman lebt zwar von der Regionalität, doch die Geschichte „habe nach draußen gedrängt“. Jäger hat eine erzählerische „Klammer“
geschaffen, die seinen Kriminalroman „rund macht“und ihm Tiefgang verleiht. Unerwartet weit geht es in die Vergangenheit, in Konflikte, die zwei Familien über die Generationen hinweg miteinander verbinden. Dabei müssen die Jungen für die Taten der „Alten“büßen, so Jäger. Seine Handlung verbindet die dramatischen Geschehnisse der letzten Kriegsjahre, die an vielen Orten in Europa geschahen, mit der Gegenwart. „Dort, wo ich heute Urlaub mache, wurden ganze Dörfer von der SS verwüstet und die Bewohner ermordet“, erzählt Jäger. Und dennoch sind die historischen Zusammenhänge in seinem Buch im Hintergrund, die menschliche Tragödie seiner Figuren zeitlos und aktuell.
Die Geschichte sei ihm förmlich „zugeflogen“sagt Jäger. Seine Figuren zu entwickeln – „zum Leben zu erwecken“–, mache ihm große Freude. Der ehemalige Journalist Carl Sopran, auch im zweiten Roman seine Hauptfigur, wohnt in Berg und hat einen guten Ausblick auf die Basilika, den er in nachdenklichen Momenten auch ausgiebig genießt. Dennoch sei es nicht so, dass viel von ihm selbst in der Hauptfigur stecke, erklärt Jäger. Gerade mal die Vorliebe für guten Whiskey oder hin und wieder eine Genusszigarre haben der Autor und sein Hauptdarsteller gemeinsam. Bei den weiteren Figuren gibt es die „waschechten Oberschwaben“und die temperamentvolle Italienerin: „Ich liebe sie, so selbstbewusst und authentisch“, sagt er selbst über diese Romanfigur.
Er habe als Kind und Jugendlicher sehr gern und sehr viel gelesen, erzählt Helmut Jäger. Als Buchhändler begann er seine berufliche Karriere, aus Oberbayern ging es nach München und schließlich in Richtung Bodensee. Das kreative Schreiben sei ihm leichtgefallen, deshalb wechselte er beruflich in den Marketing- und Werbebereich und fand eine neue Heimat in Berg. Für sein zweites Buch fand sich ein neuer Verlag, Sparkys Edition mit Sitz in Kirchheim. Inhaber Hubert Romer setzt nach eigenen Worten bewusst auf Autoren und Autorinnen 50 plus. „In der klassischen Verlagswelt nimmt man gern jüngere Autoren, die über viele Jahre aufgebaut werden. Damit aber gehen unserer Kultur und Gesellschaft wertvolle Potenziale und Kulturschätze verloren.“Das Ergebnis dieser Autoren „mit geistlicher Reife“seien Bücher mit einer besonderer Ausdrucksstärke und inhaltlicher Strahlkraft, so Romer.
Am Freitag, 24. Juni, um 19 Uhr, gibt der Autor im Rathaus in Berg Einblicke in seine Arbeit am Buch. Sparky-Verlagsinhaber Hubert Romer und Lektorin Tanja Bochmann sind ebenfalls vor Ort. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung
ist möglich per E-Mail an