Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
35 Windräder für den Altdorfer Wald
Stadtwerke Ulm suchen den Bürgerdialog und wollen schnellere Umsetzung
VOGT - Eine realistische Planung sieht für einen Windpark im Altdorfer Wald 35 Windräder vor. Diese und andere Informationen zu dem Projekt brachte Andreas Ring, Projektleiter der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) für den Standort Altdorfer Wald, mit nach Vogt. Dort informierte er am Freitagabend im Gasthaus Adler über die weiteren Schritte zum Bau des geplanten Windparks. Die Stadtwerke suchen nach eigenen Angaben den Bürgerdialog, wollen aber auch eine schnellere Umsetzung.
Eingeladen hatte der Verein „Energiewende Vogt“. Im Zuge der Windkraftoffensive Baden-Württemberg hatten die SWU und ihr Projektpartner, die Projektentwicklungs-Firma „iTerra energy“im Ausschreibungsverfahren von ForstBW den Zuschlag für potenzielle Windenergieflächen im Altdorfer Wald erhalten. Im Fokus der Entwicklung steht für die Projektpartner das Ziel, das Vorhaben als kommunales Projekt mit Bürgerbeteiligung auszugestalten, wie sie sagen. Die beteiligten Kommunen und Bürger sollen daher im Rahmen der Projektentwicklung frühzeitig mit einbezogen werden.
Ring informierte die Anwesenden über einen vorläufigen Zeitplan, der sich in Zweijahresschritte bis zur geplanten Inbetriebnahme im Jahr 2029 aufteilt. In diesem und im nächsten Jahr ist der Beginn der Projektplanungen vorgesehen. Dazu gehören naturschutzfachliche Untersuchungen. Welche Vogel- und Tierarten gibt es dort? Interessant: Es wird zum Beispiel ein Jahr lang beobachtet, auf welchen Routen die Vögel in den Wald hinein- und herausfliegen.
Zudem wird eine Windmesskampagne gestartet. Ende dieses Jahres werden Messgeräte auf Anhängern im Wald aufgestellt, die 3 bis 6 Monate mit Lasertechnik den Windes berechnen. Damit kann man feststellen, ob der reale Wind den theoretischen Berechnungen entspricht. Anfang 2023 soll eine Projektgesellschaft gegründet werden, die das Projekt leitet, auch mit Bürgerbeteiligung.
2024 und 2025 sollen die Pläne konkretisiert werden und am Ende in trockenen Tüchern sein. Es werden Projektgutachten erstellt, die unter anderem eine Umweltverträglichkeitsstudie umfassen mit der Frage: Wie integriert sich der Windpark in die Ökologie? Oder ein hydrogeologisches Gutachten, um unterirdische Wasserverläufe aufzuzeigen. Ziel ist dann die Festlegung der einzelnen Windrad-Standorte sowie des idealen Anlagentyps.
2026 und 2027 startet das Genehmigungsverfahren mit Bürgerinformation und förmlicher Öffentlichkeitsbeteiligung. 2028 soll der Windpark errichtet werden, für 2029 ist die Inbetriebnahme geplant.
Ring war es wichtig zu betonen, dass für die SWU gilt: „Stromerzeugung vor Ort von Bürgern für Bürger.“Dabei ist auch die Aufnahme von ansässigen Stadtwerken in das Projekt vorgesehen. Erste Gespräche mit den Technischen Werken Schussental (TWS) fanden bereits statt. Und wie werden die Kommunen beteiligt? 90 Prozent der Gewerbesteuer aus der Windenergieerzeugung erhalten die Orte, wo die Windräder stehen. Zudem erhalten Kommunen im Umkreis von 2,5 Kilometern über die EEGUmlage 0,2 Cent je Kilowattstunde. Das sind laut SWU bis zu 30 000 Euro je Windanlage pro Jahr. Realistische
Planungen gehen von zirka 35 Windanlagen im Altdorfer Wald aus. Beteiligungen für Bürger könnten über Sparbriefe oder Bürgergenossenschaften stattfinden sowie über billigeren Strom für Anlieger.
Die Windräder müssen in BadenWürttemberg einen Abstand von 700 Metern zur nächsten Bebauung haben. Akustisch hört man die Betriebsgeräusche laut SWU bis zu einer Entfernung von zirka 200 Metern.
Ring versprach den Anwesenden alles zu tun, um den Prozess zu beschleunigen und eine Fertigstellung vor 2029 zu erreichen. Nützlich könnten dazu die Vorhaben der Bundesregierung sein, die Genehmigungsverfahren zu vereinfachen. Auch die Vorsitzende des Vereins „Energiewende Vogt“, Karmen Cremer, drängte auf eine frühere Inbetriebnahme. Sie will auch auf kommunaler Ebene alles dafür tun, dass der Prozess zügiger abläuft.
Der Verein „Energiewende Vogt“trifft sich jeden letzten Freitag im Monat in Vogt in wechselnden Gaststätten zum Informationsaustausch. Gäste sind willkommen.