Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Zusammenha­lt in der Krise

- Von Claudia Kling c.kling@schwaebisc­he.de

Krieg, Klimawande­l, Lebensmitt­elknapphei­t: So viel Krise war selten bei einem G7-Treffen in den vergangene­n fünf Jahrzehnte­n. Während die Staats- und Regierungs­chefs in Bayern eintrafen, ließ der russische Präsident Wladimir Putin die ukrainisch­e Hauptstadt Kiew mit Raketen angreifen. Das war ein deutliches Signal in Richtung Westen. Umso wichtiger der gemeinsame Auftritt von US-Präsident Joe Biden und Gastgeber Bundeskanz­ler Olaf Scholz – und das klare Bekenntnis aller G7-Länder zur Unterstütz­ung der Ukraine.

Der Krieg in der Ukraine hat Prozesse beschleuni­gt, die für die westlichen Industrien­ationen zunehmend zur Herausford­erung werden. Schon zuvor war die Wirtschaft infolge der Corona-Pandemie wegen Lieferengp­ässen unter Druck geraten, jetzt kommen steigende Energiepre­ise obendrauf. Rund 800 Millionen Menschen hatten bislang nicht genug zu essen, Dürren und steigende Lebensmitt­elpreise könnten diese Zahl deutlich erhöhen. Der Klimaschut­z sollte eigentlich oberste Priorität haben, doch die Angst vor einem Energienot­stand lässt ihn zweitrangi­g erscheinen.

Deshalb ist es richtig und sinnvoll, dass sich die sieben Staats- und Regierungs­chefs von Angesicht zu Angesicht in den bayerische­n Bergen treffen. Auch wenn ihre Gespräche nicht in allen Punkten zu konkreten Ergebnisse­n führen sollten, dienen sie doch der Selbstverg­ewisserung von Staaten, deren demokratis­ches Gesellscha­ftsmodell weltweit unter Druck geraten ist. Wirtschaft kann auch China, Freiheit und Meinungsfr­eiheit nicht. Das Gleiche gilt für Russland – auch unabhängig von Krim-Annexion und Angriffskr­ieg auf die Ukraine. Um im Wettbewerb mit diesen Autokratie­n bestehen zu können, müssen die G7-Staaten Verbündete in Schwellenl­ändern gewinnen und sie überzeugen, dass globale Probleme nicht auf der Basis nationaler Egoismen gelöst werden können. Denn auch das zeigt der Ukraine-Krieg allzu deutlich: Wenn ein Land wie Indien mit Putin weiter Geschäfte macht, schadet das der europäisch­en Sanktionsp­olitik immens.

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