Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Der perfekte Schlusspunkt
SV Oberzell sieht sich für die Landesliga gerüstet – Wechsel in der sportlichen Leitung
OBERZELL - Für Peter Baur hätte das letzte Spiel als Sportlicher Leiter des SV Oberzell nicht besser laufen können. Die Oberzeller setzten sich am Sonntag im Relegationsfinale gegen den SV Mietingen im Elfmeterschießen durch und spielen in der kommenden Saison wieder in der Fußball-Landesliga. Baur hört beim SVO aus Zeitgründen auf – sein Nachfolger ist ein alter Bekannter.
Aufhören, wenn es am Schönsten ist. Das ist im Sport oft nicht planbar, manchmal wird aber auch der passende Moment verpasst. Bei Peter Baur stimmt alles: „Ich gehe mit dem Aufstieg und hinterlasse meinem Nachfolger ein bestelltes Feld, das ist richtig schön“, sagt Baur. Als Selbstständiger sei das Ehrenamt beim SVO nicht mehr zu leisten. Baurs Nachfolger beim SVO wird Gerhard Schmitz, der zuletzt den SV Fronhofen trainiert hat. „Er kennt als ehemaliger Oberzeller den Verein, bringt seine eigenen Ideen und frischen Wind rein“, meint Baur. „Das ist für den SV Oberzell die ideale Lösung.“
Zuvor hat Baur mit Trainer Thomas Gadek aber noch den Kader für die kommende Saison geplant. Zwar muss der SVO künftig auf ein paar Spieler verzichten. Daniel Wellhäuser hört nach einigen Verletzungen auf. „Irgendwann geht es leider nicht mehr“, sagt Gadek. „Gesundheit und Arbeit gehen vor, auch wenn uns sein Abgang schmerzt.“Auch Dominik Boos, der ein Sabbatjahr einlegt, Pascal Weiß (SV Ankenreute) und Torwart Matthias Leibinger (SV Oberteuringen) verlassen den Aufsteiger.
Doch die Zugänge sind durchaus namhaft. Vom Verbandsligisten TSV Berg kommt wie berichtet der erfahrene Mittelfeldspieler Sandro Caltabiano nach Oberzell. Auch Nikolas Deutelmoser, David Schmitz (beide SV Fronreute), der ehemalige Weingartener David Endres und Eschachs Torwart Samuel Kleb schließen sich dem SVO an. Dazu kommt in Jonas Schwendemann ein Talent aus der eigenen U19. „Mit diesem Kader können wir in der Landesliga eine gute Rolle spielen“, meint Gadek. „Wir sind gut gerüstet.“
Davon geht auch Baur aus. „Wir haben die Mannschaft gezielt verstärkt, ein einstelliger Tabellenplatz ist drin.“Der bisherige Sportliche Leiter wird seinem Nachfolger „anfangs zur Seite stehen und ihm helfen“, meint Baur. „Dann nehme ich mich aber raus.“
Viel Zeit, den Aufstieg zu genießen, haben die Oberzeller übrigens nicht. „Es wird noch einen Mannschaftsausflug geben, aber dann geht die Vorbereitung schon wieder los“, sagt Gadek. Die kurze Pause nach einer langen Saison mit Einfachrunde, Aufstiegsrunde und schließlich der Relegation sei „eine außergewöhnliche Situation“, meint der Trainer.
Außergewöhnlich – und damit passend zur ganzen Saison – war für Gadek das Relegationsfinale gegen den SV Mietingen. 0:2 lag seine Mannschaft zurück, kurz vor Schluss glich Omar Jatta mit einem Elfmeter aus und brachte den SVO so in die Verlängerung. „Omar ist ein erfahrener Spieler, der solche Situationen kennt. Deswegen geht er voran“, lobt Gadek. Auch weitere Führungsspieler wie Kapitän Daniel Marin, der den ersten Strafstoß im Elfmeterschießen verwandelte, hätten im entscheidenden Moment mit Leistung überzeugt. „So muss es sein“, sagt Gadek.
Und natürlich sprach der Trainer am Tag nach dem Aufstieg über einen, der ebenfalls großen Anteil am Erfolg hatte: Torwart Moritz Harting.
„Das war eine sensationelle Leistung von ihm. Er war mutig und hat die richtigen Entscheidungen getroffen“, sagt Gadek über seinen Schlussmann. Harting hatte sich auf dem Platz in Achstetten im Lager der Mietinger allerdings keine Freunde gemacht. Mit kleinen Psychotricks hatte Oberzells Torwart versucht, die Mietinger Schützen aus dem Konzept zu bringen – offenbar mit Erfolg. Zwei Elfmeter hielt Harting, der dritte ging an die Latte. „Wir haben, wie in der ganzen Saison, immer an uns geglaubt“, sagt Gadek. Für Baur war das Saisonende mit neun Siegen in Folge „einfach nur megastark“. Eben ein perfekter Schlusspunkt.