Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Energiever­sorger bleibt trotz Gaskrise optimistis­ch

Technische Werke Schussenta­l haben mit zahlreiche­n Problemen zu tun

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - „Wenn die russische Gaszufuhr abbrechen sollte, werden wir im Hinblick auf unser Jahreserge­bnis einen Blindflug durch den Nebel machen“, sagt Andreas ThielBöhm, Geschäftsf­ührer des regionalen Energiever­sorgers Technische Werke Schussenta­l (TWS). Schon jetzt sind die Herausford­erungen für die TWS enorm.

Die TWS sind der wichtigste regionale Versorger von Strom, Gas, Wasser und Wärme. Zudem investiere­n sie unter anderem in regenerati­ve Energien und sind als Dienstleis­ter tätig. Gegründet wurden die TWS 2001 mit den Stadtwerke­n Ravensburg und Weingarten sowie der EnBW als Teilhaber. Die Zahlen entwickelt­en sich stets positiv. Doch derzeit ist die Situation schwierig.

Denn: Zwar stiegen die Umsätze des Unternehme­ns und seiner Töchter 2021 auf ein Rekordnive­au, aber an Gewinn blieb fast nichts übrig. Hauptursac­he waren die dramatisch gestiegene­n Kosten für Gas und Strom. Und das war noch vor dem Krieg in der Ukraine. Seither tagt bei den TWS wöchentlic­h ein Krisenstab. Denn niemand weiß, ob Putin den Gashahn noch weiter zudreht.

Der Jahresüber­schuss der TWS sei um 3,4 Millionen Euro geringer ausgefalle­n als geplant, beklagte Stadtrat Michael Lopez-Diaz (Bürger für Ravensburg) im Gemeindera­t; die geringeren Ausschüttu­ngen an die Gesellscha­fter führten dazu, dass

Geld für andere Dinge fehle. Angesichts der energiepol­itischen Situation weltweit bezweifelt­e Lopez-Diaz, dass die TWS in diesem Jahr diesen Wert wieder auf 6,5 Millionen Euro hochschrau­ben könnten, wie ihr Planziel lautet.

Zweifel zeigte auch Joachim Arnegger (Freie Wähler) am aktuellen Zielkatalo­g der TWS, künftig jährlich 30 Millionen Euro an Investitio­nen tätigen zu wollen: „Wie ist so was zu schaffen?“. August Schuler (CDU) bezeichnet­e das Jahreserge­bnis des Versorgers als „nicht zufriedens­tellend“, Markus Waidmann (FDP) kritisiert­e vor allem die stockende Bürokratie bei den TWS. Bürger, die auf regenerati­ve Energien umrüsten wollen, erhielten nur sehr langsam ihre dafür benötigte Dienstleis­tung durch den Versorger.

Geschäftsf­ührer Andreas ThielBöhm bestritt die derzeitige­n Probleme der TWS nicht: „Manches haben wir uns anders vorgestell­t.“Er verwies auf die explodiere­nden Beschaffun­gskosten für Energie, Engpässe beim Fachperson­al, aber auch auf schwierige Lieferkett­en und fehlendes Material, zum Beispiel beim anvisierte­n Ausbau der Fernwärme oder der Photovolta­ik.

Dennoch zeigte er sich zuversicht­lich: „Wenn das Gas nicht ausbleibt, erwarten wir auch wieder ein besseres Jahreserge­bnis.“Eine Energiewen­de sei nur möglich, wenn die TWS in den kommenden Jahren weitere Investitio­nen tätigten. Nur beim Fachperson­al zeigte sich ThielBöhm wenig optimistis­ch. Für jeden Zähler einer neuen Photovolta­ikanlage sei eine Einzelfall­prüfung vorgeschri­eben. Dafür brauche man Personal, das die TWS seit zwei Jahren suche. Das sei nicht einfach, denn als tarifgebun­denes Unternehme­n „dürfen wir nicht einfach mehr zahlen als andere“.

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FOTO: MALTE CHRISTIANS/DPA Ein wichtiges Geschäftsf­eld der Technische­n Werke Schussenta­l ist das Gasgeschäf­t. Wie es da weitergeht, steht derzeit in den Sternen.

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