Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Hand in Hand durch ein langes Leben
Juliana und Hugo Holzer feiern am 29. Juni ihre eiserne Hochzeit
RAVENSBURG (kru) - Juliana Holzer (88) und ihr Mann Hugo (93) sitzen im Garten vor ihrem Haus in der Ravensburger Weststadt und erzählen über ihre 65-jährige Zweisamkeit. Ihr Alter nimmt man ihnen nicht ab, wohl aber das Vertrauen und den gegenseitigen Respekt als Stützpfeiler einer lebenslangen Liebe. Am 29. Juni feiern sie das seltene Fest der eisernen Hochzeit .
„Was ich jungen Menschen mit auf den Weg geben würde?“Hugo Holzer überlegt nicht lange: „Gemeinsame Interessen sind ganz wichtig und – dass man Probleme anspricht und nicht verschluckt! Wenn mal im Fernsehen nix kommt“, erzählt Hugo Holzer, „dann leg ich eine DVD ein und schau mir unser ganzes Leben an.“30 Jahre sei er nun im Ruhestand, da habe er genügend Zeit gehabt, all seine Dias von den vielen Reisen, Wanderungen, Festen und von der Familie – drei Kinder, sechs Enkel und drei Urenkel – zu digitalisieren und mit Musik zu hinterlegen.
Am 29. Juni 1957 haben die beiden in der Christkönigskirche in Ravensburg geheiratet. Juliane Holzer, in Immenstadt aufgewachsen, und Hugo
Holzer aus der Nähe von Bad Buchau hatten sich bei der Lebensmittelfirma „Hensler“in Lindau kennengelernt. Sie arbeitete im Einzelhandel, er im Großhandel, dessen Lager sich hinter dem Geschäft befand. So bot sich genügend Gelegenheit, auf die hübsche Juliana aufmerksam zu werden. Ausflüge mit den Kollegen – mit oder ohne Zitherspieler – brachten die beiden einander näher.
Schnell stellten sich Gemeinsamkeiten heraus, allem voran Wandern und Skifahren in den Alpen. Schon vor dem Eintritt in den Deutschen Alpenverein (DAV) hatte der junge Mann die Schesaplana (2965 m) und den Piz Buin ( 3312 m) bestiegen. Als DAV-Mitglieder lernten sie später die Berge sommers wie winters noch intensiver kennen. Bis heute wandert Hugo Holzer jeden Mittwoch kleinere Touren in der näheren Umgebung. 2017 und 18 leitete er die von ihm perfekt ausgearbeiteten Strecken.
Juliana Holzer schwärmt von ihren früheren Skiurlauben und Skitouren. „Am liebsten waren wir in Sulden, in St. Anton musste man am längsten am Lift anstehen“, erzählt sie. Jahrelang sind sie, vor allem im Montafon, mit Fellen aufgestiegen.
Lifts gab es ja noch nicht überall. Oft mussten sie Essen und Getränke für eine Woche zur Rieger-Hütte hochschleppen.
Mit ihren 1959, 1961 und 1964 geborenen Kindern Brigitte, Angela und Dieter machte das Ehepaar viele Campingreisen nach Italien oder Spanien. Im Winter stand die Familie oft schon um 9 Uhr zum Tages-Skiausflug am Lift. „Wie haben wir das nur geschafft? Na, wir waren halt jung!“, sagt Juliane Holzer und lächelt. Später gab es die Regelung, dass jedes der sechs Enkelkinder im Winter vor dem Schuleintritt mit den Großeltern in den Skiurlaub – inklusive Skikurs – gehen durfte.
Nach ihrer Hochzeit lebte das Ehepaar in Weingarten. Er war inzwischen im Außendienst bei einer anderen Firma, später dann für einen multinationalen Konzer, tätig. Nach einer Zwischenstation in Torkenweiler zog die Familie ins eigene Haus in der Ravensburger Weststadt um. Juliane Holzer arbeitete, als die Kinder etwas größer waren, im damaligen Modehaus Sommer.
Höhepunkte in ihrem Leben waren neben der Geburt der Kinder und Enkel die schönen Fernreisen, unter anderem nach Nordamerika und dreimal nach Mexiko. Dort arbeitete Tochter Brigitte als Soziologin an einem Forschungsprojekt in der Nähe des Popocatépetl. Bis 3800 m waren die Holzers schon dem Gipfel nahegekommen. Die Besteigung des Bergriesen beim nächsten Besuch aber wurde durch den Ausbruch des Vulkans verhindert.
Trotz kleiner gesundheitlicher Einschränkungen gibt es bei dem Ehepaar kein Jammern und Wehklagen. Beim Vesper und einem geteilten Fläschchen Radler lässt es den Tag vorüberziehen. “So, wie wir sind, können wir zufrieden sein“, sagt der Jubilar. Auf das Rezept für eine lange Ehe angesprochen, antwortet er: „Wir haben so viel gemeinsam, aber auch das Getrenntsein durch den Beruf war gut. Es hat alles funktioniert. Dass wir lange nicht miteinander geschwätzt hätten, das gab es nicht.“
Vergangene Woche hat ein Enkel, der als Hotelmanager in Schruns wohnt, die beiden in ein Hotel in Bartholomäberg gefahren, von wo aus sie eine herrliche Wanderung durchs Silbertal zum „Fellimännle“gemacht haben. Beide strahlen bei der Erzählung. Die Liebe zu den Bergen tat und tut ihrer Liebe gut.