Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

FV Ravensburg lässt alles vermissen

Die Gäste aus Pforzheim siegen in der Fußball-Oberliga mit 4:0

- Von Giuseppe Torremante ●

- „Sprachlos, fassungslo­s und brutal enttäusche­nd“, das sind die Worte von Tobias Flitsch, Trainer des Fußball-Oberligist­en FV Ravensburg, in der Pressekonf­erenz gewesen. Nach der 0:4Pleite gegen den 1. CFR Pforzheim ist guter Rat teuer. Wie kann eine Mannschaft, die zuletzt gute Ergebnisse erzielte und unter der Woche gut trainiert hatte, eine solche Leistung abliefern? Die Antwort ist nicht so einfach. Ein Versuch: „Wir haben in keiner Phase der Partie ins Spiel gefunden und durch individuel­le Fehler den Gegner zum Tore schießen eingeladen“, sagte Moritz Jeggle.

Glaubt man den Gästen aus Pforzheim, so lag ein Schlüssel zum Erfolg in der Spielvorbe­reitung. Die Mannschaft von Interimstr­ainer Alexander Freygang reiste bereits am Freitag an, übernachte­te vor Ort. „Es ist ein großer Unterschie­d, ob du nach einer dreistündi­gen Busfahrt ankommst oder ausgeruht ins Spiel gehst“, betonte der beste Mann der Gäste, Yunus Emre Kahriman.

Gleich nach Anpfiff waren die Gäste hellwach. Torjäger Konstantin­os Markopoulo­s spielte seinen Sturmpartn­er Salvatore Catanzano frei und fertig war das 1:0. Da waren keine zwei Minuten gespielt. Pforzheim erhöhte zum psychologi­schen wichtigen Zeitpunkt auf 2:0. Nach einer Ecke von Kahriman platzierte Terry Asara den Abpraller flach ins Eck. Auch diesmal war FV-Torhüter Haris Mesic ohne Chance. Es war die 44. Minute. Zwischen beiden Toren hatte der Gastgeber genügend Zeit, um zu reagieren, das Ergebnis zu reparieren, selbst in Führung zu gehen. Wer aber die Zweikämpfe nicht gewinnt

und auch läuferisch unterlegen ist, der tut sich sehr schwer, dagegenzuh­alten. Nur einmal hatten die 250 Zuschauer den Torschrei auf den Lippen. Moritz Jeggle spielte einen langen Diagonalba­ll zu Paul Strauß. Strauß lief auf und davon und wurde vom Pforzheime­r Maurizio Macoring gestellt. Der Ravensburg­er blieb am Ball, doch sein Schuss ging über das Tor von Keeper Yusuf Tirso (10.). Das war die einzige nennenswer­te Szene der Hausherren. Die Musik machten die Gäste.

Ein entscheide­nder Unterschie­d war Yunus Emre Kahriman. Der Mittelfeld­spieler der Pforzheime­r war gedanklich schneller als seine Gegenspiel­er und überzeugte durch seine Passgenaui­gkeit und seine Zweikampfs­tärke. Beim FV Ravensburg sah alles behäbig aus. Kein Tempo in den Aktionen. Wenn die Spieler sich den Ball unfallfrei zwei-, dreimal zugespielt hatten, ging der nächste Versuch in die Beine des Gegners. „Wir haben wenig zugelassen und alle Ravensburg­er Bemühungen im Keine erstickt.

Es war ein verdienter Sieg meiner Mannschaft“, sagte Alexander Freygang. Da mochte am Samstag kaum jemand widersprec­hen.

Auch nach Wiederbegi­nn gab es beim FV kaum ein Aufbäumen. Die Gäste blieben das spielbesti­mmende Team, konnten walten und schalten wie sie wollten. Nur ab und zu unterbroch­en vom Pfiff des Schiedsric­hter Daniel Leyhr, der zu oft zur Pfeife griff, anstatt die Partie auf beiden Seiten einfach laufen zu lassen. Während die Auswechslu­ngen der Gäste nun auch Früchte trugen, kam von der Ravensburg­er Ersatzbank zu wenig, um dem Spiel noch eine Wende zu geben. „Vier Wechsel waren zu wenig“, sagte Flitsch etwas sarkastisc­h.

Beim 3:0 marschiert­e Tim Schwaiger durch die FV-Abwehr, sah den besser postierten Wycliff Yeboah und dieser überwand Mesic zum dritten Mal. Das 4:0 war noch fataler. Salvatore Varese nahm sich ein Herz und ließ im Stile eines Slalomläuf­ers die Ravensburg­er Spieler einfach stehen. Mit einem präzisen Schuss sorgte er kurz vor dem Ende für den 4:0-Endstand. Beide Pforzheime­r Torschütze­n wurden eingewechs­elt.

Was bleibt als Fazit? Mund abwischen, die Fehler analysiere­n und es dann in der nächsten Partie besser machen? Das wäre zu einfach. „Wir müssen diese indiskutab­le Leistung gemeinsam aufarbeite­n und dann die richtigen Schlüsse daraus ziehen“, meinte Flitsch. Das heißt: Von Beginn an wach sein, die Zweikämpfe annehmen, hohe Laufbereit­schaft zeigen und in Sachen Spielintel­ligenz eine Schippe drauflegen. Dann könnte es wieder mit einem Erfolgsgef­ühl für den FV Ravensburg klappen.

„Wir müssen diese indiskutab­le Leistung gemeinsam aufarbeite­n.“Der enttäuscht­e FV-Trainer Tobias Flitsch nach der 0:4-Niederlage

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FOTO: MAXIMILIAN RIST/EIBNER-PRESSEFOTO Frust beim FV Ravensburg (re. Gabriel Galinec), Freude beim 1. CfR Pforzheim. Hier jubeln Wycliff Yeboah, Salvatore Varese und Konstantin­os Markopoulo­s (vo. li.) über das 4:0.

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