Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
FV Ravensburg lässt alles vermissen
Die Gäste aus Pforzheim siegen in der Fußball-Oberliga mit 4:0
- „Sprachlos, fassungslos und brutal enttäuschend“, das sind die Worte von Tobias Flitsch, Trainer des Fußball-Oberligisten FV Ravensburg, in der Pressekonferenz gewesen. Nach der 0:4Pleite gegen den 1. CFR Pforzheim ist guter Rat teuer. Wie kann eine Mannschaft, die zuletzt gute Ergebnisse erzielte und unter der Woche gut trainiert hatte, eine solche Leistung abliefern? Die Antwort ist nicht so einfach. Ein Versuch: „Wir haben in keiner Phase der Partie ins Spiel gefunden und durch individuelle Fehler den Gegner zum Tore schießen eingeladen“, sagte Moritz Jeggle.
Glaubt man den Gästen aus Pforzheim, so lag ein Schlüssel zum Erfolg in der Spielvorbereitung. Die Mannschaft von Interimstrainer Alexander Freygang reiste bereits am Freitag an, übernachtete vor Ort. „Es ist ein großer Unterschied, ob du nach einer dreistündigen Busfahrt ankommst oder ausgeruht ins Spiel gehst“, betonte der beste Mann der Gäste, Yunus Emre Kahriman.
Gleich nach Anpfiff waren die Gäste hellwach. Torjäger Konstantinos Markopoulos spielte seinen Sturmpartner Salvatore Catanzano frei und fertig war das 1:0. Da waren keine zwei Minuten gespielt. Pforzheim erhöhte zum psychologischen wichtigen Zeitpunkt auf 2:0. Nach einer Ecke von Kahriman platzierte Terry Asara den Abpraller flach ins Eck. Auch diesmal war FV-Torhüter Haris Mesic ohne Chance. Es war die 44. Minute. Zwischen beiden Toren hatte der Gastgeber genügend Zeit, um zu reagieren, das Ergebnis zu reparieren, selbst in Führung zu gehen. Wer aber die Zweikämpfe nicht gewinnt
und auch läuferisch unterlegen ist, der tut sich sehr schwer, dagegenzuhalten. Nur einmal hatten die 250 Zuschauer den Torschrei auf den Lippen. Moritz Jeggle spielte einen langen Diagonalball zu Paul Strauß. Strauß lief auf und davon und wurde vom Pforzheimer Maurizio Macoring gestellt. Der Ravensburger blieb am Ball, doch sein Schuss ging über das Tor von Keeper Yusuf Tirso (10.). Das war die einzige nennenswerte Szene der Hausherren. Die Musik machten die Gäste.
Ein entscheidender Unterschied war Yunus Emre Kahriman. Der Mittelfeldspieler der Pforzheimer war gedanklich schneller als seine Gegenspieler und überzeugte durch seine Passgenauigkeit und seine Zweikampfstärke. Beim FV Ravensburg sah alles behäbig aus. Kein Tempo in den Aktionen. Wenn die Spieler sich den Ball unfallfrei zwei-, dreimal zugespielt hatten, ging der nächste Versuch in die Beine des Gegners. „Wir haben wenig zugelassen und alle Ravensburger Bemühungen im Keine erstickt.
Es war ein verdienter Sieg meiner Mannschaft“, sagte Alexander Freygang. Da mochte am Samstag kaum jemand widersprechen.
Auch nach Wiederbeginn gab es beim FV kaum ein Aufbäumen. Die Gäste blieben das spielbestimmende Team, konnten walten und schalten wie sie wollten. Nur ab und zu unterbrochen vom Pfiff des Schiedsrichter Daniel Leyhr, der zu oft zur Pfeife griff, anstatt die Partie auf beiden Seiten einfach laufen zu lassen. Während die Auswechslungen der Gäste nun auch Früchte trugen, kam von der Ravensburger Ersatzbank zu wenig, um dem Spiel noch eine Wende zu geben. „Vier Wechsel waren zu wenig“, sagte Flitsch etwas sarkastisch.
Beim 3:0 marschierte Tim Schwaiger durch die FV-Abwehr, sah den besser postierten Wycliff Yeboah und dieser überwand Mesic zum dritten Mal. Das 4:0 war noch fataler. Salvatore Varese nahm sich ein Herz und ließ im Stile eines Slalomläufers die Ravensburger Spieler einfach stehen. Mit einem präzisen Schuss sorgte er kurz vor dem Ende für den 4:0-Endstand. Beide Pforzheimer Torschützen wurden eingewechselt.
Was bleibt als Fazit? Mund abwischen, die Fehler analysieren und es dann in der nächsten Partie besser machen? Das wäre zu einfach. „Wir müssen diese indiskutable Leistung gemeinsam aufarbeiten und dann die richtigen Schlüsse daraus ziehen“, meinte Flitsch. Das heißt: Von Beginn an wach sein, die Zweikämpfe annehmen, hohe Laufbereitschaft zeigen und in Sachen Spielintelligenz eine Schippe drauflegen. Dann könnte es wieder mit einem Erfolgsgefühl für den FV Ravensburg klappen.
„Wir müssen diese indiskutable Leistung gemeinsam aufarbeiten.“Der enttäuschte FV-Trainer Tobias Flitsch nach der 0:4-Niederlage