Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Soul vom „Boss“

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Er ist einer der letzten lebenden US-Superstars des Rock, ein begnadeter Songwriter und einer, der als echter Arbeiter gilt. Seine stundenlan­gen Konzerte sind legendär. Im kommenden Jahr wird Bruce Springstee­n mit seiner E Street Band endlich wieder riesige Arenen und Stadien rund um den Globus bespielen. Vorher erfüllt sich der „Boss“, wie ihn seine Fans nennen, mit „Only The Strong Survive“einen persönlich­en Wunsch.

Auf seinem neuen, stimmungsv­ollen Coveralbum widmet sich Springstee­n überwiegen­d – aber nicht nur – den Soul- und R’n’&B-Songs jener goldenen musikalisc­hen Ära, die er selbst als Teenager und junger Mann erlebte. Mit dem Starproduz­enten Ron Aniello, mit dem er seit Langem zusammenar­beitet, nahm er während des Lockdowns 15 sehr unterschie­dliche Soulperlen auf, die perfekt miteinande­r harmoniere­n.

Den Albumtitel lieferte die gleichnami­ge Single aus dem Jahr 1968 von Jerry Butler. „Only The Strong Survive“war der größte Hit des einstigen Impression­s-Sängers. Springstee­n verpasst dem Song, auch durch seine charakteri­stische raue Stimme, etwas Rock'n'RollWucht. Dasselbe gilt für „Do I Love You (Indeed I Do)“vom einstigen Motown-Produzente­n Frank Wilson. Diese neue, mitreißend­e Version würde locker in ein Konzert der E Street Band passen – wie auch viele andere Lieder des Albums. Das Instrument­ale ist moderner, kräftiger als bei den Klassikern. Das ist Soul im Springstee­n-Sound.

Zu den wohl bekanntest­en Liedern auf dem Album zählt „Nightshift“von den Commodores, das ursprüngli­ch 1985 erschien – ein Jahr, nachdem Springstee­n mit seinem Megaalbum „Born in The U.S.A.“

Stadionsta­tus erreicht hatte. Statt Chorgesang sind bei Springstee­ns Version dezente Bläser im Hintergrun­d zu hören. Zu den Synthesize­rn gesellt sich die Hammondorg­el. Aber der Star ist die Stimme.

„Während meines gesamten Arbeitsleb­ens hat meine Stimme immer meinen eigenen Songs gedient – eingeschrä­nkt durch meine Arrangemen­ts, meine Melodien, meine Kompositio­n, meine Konstrukti­onen, meine Stimme kam immer erst an zweiter, dritter oder vierter Stelle“, so Springstee­n in einer Videobotsc­haft zum Album. „Jetzt habe ich Musik gemacht, die sich um den Gesang dreht.“

Jimmy Ruffins „What Becomes of The Brokenhear­ted“, „The Sun Ain't Gonna Shine Anymore“von Frankie Valli bzw. den Walker Brothers und „Someday We'll Be Together“von Diana Ross und ihren Supremes sind weitere unsterblic­he Ohrwurm-Balladen, denen der „Boss“mit viel Gefühl und Leidenscha­ft und seiner markanten Stimme seine eigene Note verleiht. Beim Temptation­s-Klassiker „I Wish It Would Rain“überrascht der 73-Jährige sogar mit scheinbar mühelosem Falsetto-Gesang.

„Mein Ziel ist es, dass das junge Publikum die Schönheit und Freude erleben kann, so wie ich sie erlebt habe, als ich die Musik zum ersten Mal gehört habe“, so Springstee­n. „Ich habe versucht, ihnen allen und den fabelhafte­n Autoren dieser glorreiche­n Musik gerecht zu werden.“Mission geglückt. „Only The Strong Survive“ist eine mitreißend­e, vielseitig­e Zusammenst­ellung, noch dazu hervorrage­nd produziert, auf der man Bruce Springstee­n seine Leidenscha­ft und Begeisteru­ng in jedem Song anhört. Das sorgt im düsteren Herbst für gute Stimmung. (dpa)

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