Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Das Ringen um die Eiszeiten bleibt

Vereine, Schulen und Öffentlich­keit konkurrier­en um Zeiten für Training und Publikumsl­auf

- Von Lena Müssigmann

- In Ravensburg sind die Eiszeiten in der Eissportha­lle fast restlos ausgebucht: Die beiden Ravensburg­er Eissportve­reine, Schulen und die Öffentlich­keit konkurrier­en um Zeiten für Training und Publikumsl­auf. Nach der Meistersch­aft der Towerstars in der zweiten Eishockeyl­iga stellt sich außerdem erneut die Frage nach einer zweiten Eisf läche. Doch trotz dieses sportliche­n Erfolges zeichnet sich keine schnelle Lösung ab.

„Wir haben zu wenig Eisfläche“, ist der CDU-Stadtrat und ehemalige Sportverba­ndsvorsitz­ende Rolf Engler überzeugt. Er erinnerte in der ersten Sitzung des Bildungs-, Sport- und Sozialauss­chusses des Ravensburg­er Gemeindera­ts nach der Deutschen Meistersch­aft der Towerstars in der zweiten Eishockeyl­iga an die Siegesfeie­r: Oberbürger­meister Daniel Rapp habe dort gesagt, die Mannschaft habe sportlich bewiesen, dass sie das Zeug für die erste Eishockeyl­iga habe. Für den Aufstieg ist die Halle aber bekanntlic­h zu knapp bemessen. Auch deshalb fordert Engler eine baldige Erweiterun­g. „Man kann nicht Sonntagsre­den schwingen und dann die Infrastruk­tur nicht herstellen“, so Engler zur Äußerung des OB.

Die Eissportha­lle sei schon jetzt eine der meistfrequ­entierten Hallen in der ganzen Region, wenn man die gut 80.000 Zuschauer der Towerstars-Spiele und 36.500 Besucher des Publikumsl­aufs sowie rund 10.000 Besuche von Schülern in der abgelaufen­en Saison zusammenzä­hle.

Michael Lopez-Diaz (Bürger für Ravensburg) hegt hingegen „größte Zweifel, ob wir den finanziell­en Spielraum haben, eine zweite Halle hinzustell­en“.

Bürgermeis­ter Simon Blümcke bestätigte diese Bedenken: „Wenn ich auf unsere Prioritäte­nliste schaue, ist es nur ehrlich, zu sagen: Eine zweite Eisf läche wird

es auf absehbare Zeit nicht geben, außer Wunder geschehen.“Letztlich entscheide aber der Gemeindera­t über die Verwendung städtische­r Gelder und somit über den Bau einer zweiten Eisfläche.

Die Eissportha­lle ist für die Ravensburg­er Verkehrs- und Versorgung­sbetriebe (RVV) ein Minusgesch­äft – eine Million Euro mussten für den Betrieb zugeschoss­en werden. Das ist unter anderem wegen gestiegene­r Energiekos­ten etwas mehr als noch im Vorjahr. Aber das ist nicht ungewöhnli­ch und war schon immer so, auch andere Einrichtun­gen wie zum Beispiel das Hallenbad produziere­n jährlich ein Minus, und das nicht nur in Ravensburg.

Die Verteilung der Eiszeiten für die nächste Saison war nach Angaben von Stefan Goller-Martin, Leiter des Amtes für Bildung, Soziales und Sport, eine Herausford­erung – vor allem, weil es immer wieder Diskussion­en um Zeiten für den Publikumsl­auf gebe. Manche Familie, die gerne zum Schlittsch­uhlaufen gehen möchte, ist irritiert, dass Publikumsz­eiten auch am

Vormittag liegen. Nach Angaben der RVV werden diese öffentlich­en Eiszeiten am Morgen aber unter anderem für Winterspor­ttage der Schulen genutzt.

Bei Winterspor­ttagen seien 2022/23 so viele Schüler wie noch nie in der Eishalle gewesen. Die Besucherza­hlen im Publikumsl­auf seien noch nicht wieder so hoch wie vor der Corona-Pandemie, näherten sich diesem Niveau aber langsam wieder an. Ihren Sportunter­richt verlegen nur die Kuppelnaus­chule und die Realschule Ravensburg im Winter zeitweise in die Eishalle.

In der nächsten Saison ist die Eishalle 68 Stunden pro Woche belegt. Die längste Zeit ist die Halle für Training und Spiele des Eishockeyv­ereins EVR reserviert (gut 32 Stunden), hinzu kommen acht Stunden explizit für die Towerstars. An zweiter Stelle kommt der Publikumsl­auf mit knapp 28 Stunden und der Eissportcl­ub Ravensburg (ESCR) mit 19,5 Stunden. „Beide Vereine haben dem Plan mit Zähneknirs­chen zugestimmt“, so Goller-Martin.

Dass die meisten Stunden für den EVR reserviert seien, habe damit zu tun, dass nur unter diesen Voraussetz­ungen Fördergeld für das Kinder- und Jugendtrai­ning von den Towerstars und dem Deutschen Eishockeyb­und an den Verein fließe. Sollte ein Verein weiteren Bedarf an Trainingsm­öglichketi­en haben, könnten auch noch Eiszeiten in Wangen dazugebuch­t werden, so der Vorschlag von Goller-Martin.

Nicht nur die Towerstars, sondern auch der ESCR wurde gelobt für den Erfolg von Julia Sauter, die bei der Europameis­terschaft im Eiskunstla­uf im Februar Zehnte wurde. Die Fraktionen im Bildungs-, Sozial- und Sportaussc­huss dankten beiden Vereinen für die Kompromiss­bereitscha­ft bei der Verteilung der Zeiten.

Ein Aspekt am Rande, der die Räte beschäftig­te: Für das Lokal in der Eishalle, das seit der Corona-Pandemie leersteht, müsse dringend wieder ein Pächter gefunden werden. Der Geschäftsl­eiter der Ravensburg­er Verkehrsun­d Versorgung­sbetriebe, Anton Buck, sieht das auch so und will so bald wie möglich per Ausschreib­ung nach einem neuen Pächter suchen.

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ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE Die Trainingsz­eiten in der Eishalle in Ravensburg sind umkämpft.

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