Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Rattenplage trifft diesmal die Altstadt
Rund um den Marienplatz werden die Schädlinge verstärkt gesichtet
- Erneut sorgt eine größere Rattenpopulation in Ravensburg für Probleme. Derzeit ist offenbar besonders die historische Altstadt betroffen, berichten Wirte rund um den Marienplatz. Die Verwaltung sagt, die effektive Bekämpfung der Schädlinge sei sehr schwer schwierig. Jürgen Hutterer, Stadtrat der „Bürger für Ravensburg“, saß kürzlich am Marienplatz, als ihm eines der Tiere fast über die Füße lief. „Ja, das Problem ist bekannt. Wir haben teilweise eine regelrechte Plage in der Innenstadt“, bestätigte Oberbürgermeister Daniel Rapp in der jüngsten Gemeinderatssitzung Hutterers Beobachtung und Nachfrage. Insbesondere Gastwirte weisen immer wieder auf Ratten hin. CDU-Stadtrat August Schuler weiß auch von einer Population in der Grünland- und Schussensiedlung. Bürgermeister Simon Blümcke sagte im Gemeinderat, in dicht bewohnten Quartieren sei es besonders schwierig, gegen die Ratten vorzugehen.
Die Stadt arbeite mit Rattenködern in der Kanalisation, vereinzelt auch mit Rattenfallen. Beides sei nicht unproblematisch. Die Köder könnten auch Hunden und Katzen gefährlich werden, es habe schon „Kollateralschäden“in Ravensburg gegeben. Und bei Fallen sei höchste Vorsicht geboten, wenn Kinder in der Nähe spielen. Dazu komme die angeborene Intelligenz der Tiere und ihr Instinkt, Gefahren zu erkennen. Blümcke: „Wir bleiben an dem
Thema dran.“Ratten sorgen immer wieder für größere Probleme in Ravensburg. Im Supersommer 2018 mit Hitze und Trockenheit hatten sich die gefährlichen Nager deutschlandweit rasant vermehrt. Auch in Ravensburg waren damals zahlreiche Tiere am helllichten Tag auf der Straße oder in Gärten gesehen worden. Besonders betroffen waren vor fünf Jahren die Gegend um die Gleise in der Bahnstadt, die Weststadt und die Südstadt. 2020 war dann besonders das Gewerbegebiet Bleiche betroffen. Dutzende von Ratten waren damals am Tag auf dem Gelände, teilweise sogar im Baumarkt gesehen worden.
Es wurden professionelle Schädlingsbekämpfer eingesetzt. Laut Experten sind Ratten normalerweise scheu und nur nachts unterwegs. Werden sie verstärkt am Tag gesichtet, deutet das auf eine starke Überbevölkerung hin: Weil die Nester voll sind, müssen sich die Tiere Ausweichquartiere suchen. Wild entsorgter Hausmüll lockt die Schädlinge verstärkt an. Dazu passte auch eine Anfrage von Stadtrat Andreas Reck (Freie Wähler) im Gemeinderat: „Warum nur schafft es die Verwaltung nicht, trotz des offensichtlichen Mangels endlich genug Mülleimer in der Stadt aufzustellen?“Vor dem Rutenfest werde es eine „Müllkampagne“geben, kündigte Bürgermeister Blümcke an. „Wir brauchen in der Tat auch mehr Tonnen.“„Unfassbare“25.000 Liter Müll entsorgten die städtischen Mitarbeiter jede Woche in der Altstadt.