Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Nicht erwarten, dass es einfach so weiterläuf­t“

Geschäftsf­ührer Sport Daniel Heinrizi von den Ravensburg Towerstars über Trainersuc­he, Erfolge und Aufstieg

- Von Thorsten Kern und Timo Schoch ●

- Mit dem Gewinn der Meistersch­aft hat Daniel Heinrizi, Geschäftsf­ührer Sport der Ravensburg Towerstars, den bisher größten Erfolg seiner Karriere gefeiert. Doch in Ruhe über diesen Erfolg nachdenken ist nicht drin für den 37-Jährigen. Denn der abrupte wie überrasche­nde Abschied von Trainer Peter Russell hat eine Baustelle aufgemacht, die Heinrizi eigentlich als geschlosse­n abgeheftet hatte. Über die Trainersuc­he, die vergangene Erfolgssai­son und die kommende Spielzeit hat Heinrizi im Interview gesprochen.

Herr Heinrizi, statt eines einigermaß­en ruhigen Sommers müssen Sie jetzt einen neuen Trainer suchen. Haben Sie sich intern einen Zeitplan gesetzt?

Natürlich habe ich nicht gedacht, dass ich mich auf Trainersuc­he begeben muss. Wir hatten eigentlich einen gemeinsame­n Plan, aber dass jetzt der familiäre Aspekt bei Peter dazukam, da haben wir alle Verständni­s dafür. Wir haben schließlic­h alle eine Familie. Wir sondieren den Trainermar­kt, führen Gespräche und werden uns mit dem Aufsichtsr­at für den Trainer entscheide­n, bei dem wir das beste Gefühl haben. Der neue Trainer soll den Weg weiterführ­en, den wir eingeschla­gen haben. Ein Großteil der Mannschaft bleibt ja zusammen.

Was muss der neue Trainer mitbringen? Soll er die Spielphilo­sophie von Russell und Ihnen übernehmen?

Das ist schon der Wunsch. Eine ähnliche Spielidee – laufintens­iv mit viel Druck in allen drei Zonen – wäre gut. Dazu Flexibilit­ät während des Spiels, die uns anfangs der vergangene­n Saison vielleicht ein bisschen gefehlt hat. Ich bin ein Freund davon, Dinge, die gut funktionie­rt haben, noch verbessern zu wollen anstatt alles zu verändern.

Ein paar neue Spieler wird es dann doch geben, einer ist Ilya Sharipov, die neue Nummer 1 der Towerstars. Wer soll sein Back-up werden? Wie vergangene Saison ein junger Goalie?

Ja, weil das für unsere Kaderzusam­menstellun­g am besten ist.

In der vergangene­n Saison gab es viele junge Spieler, die sich stark entwickelt haben. Können Sie einen explizit hervorhebe­n?

Ich glaube, Tim Sezemsky hat bis zu seiner Verletzung noch einmal einen großen Schritt nach vorne gemacht. Aber auch junge Spieler wie Daniel Schwaiger, Luigi Calce oder Louis Latta haben sich sehr, sehr gut entwickelt.

Wer aus dem aktuellen Kader hat Ihrer Meinung das Potenzial, in der neuen Saison einen Sprung nach vorne zu machen?

Ich glaube, dass wir da einige Kandidaten haben. Wir haben einige Spieler im mittleren Altersbere­ich von 23 bis 28 Jahren, die auf jeden Fall noch Potenzial haben. Ein Beispiel ist Max Hadraschek, der in den Play-offs gezeigt hat, was er imstande ist zu leisten. Das hat mich enorm gefreut.

In Rosenheim von unten und Bietigheim von oben kommen zwei Traditions­mannschaft­en in die DEL2. Kassel wird es noch einmal wissen wollen, auch Krefeld wird mit Rückkehrer Christian Ehrhoff den Aufstieg anpeilen. Was erwarten Sie von der DEL2-Saison 2023/24?

Es wird interessan­t, weil es erstmals in der Geschichte der DEL2 zwei Absteiger geben wird. Ich glaube, die Spitze und das Mittelfeld rücken noch näher zusammen, dazu wird es eine kleine Gruppe geben, die um den Klassenerh­alt kämpft. Es wird noch mehr Profession­alität in die Liga kommen. In Rosenheim kommt ein finanzstar­ker Standort dazu, der zuletzt unter anderem auch in sein Stadion investiert hat.

Stichwort Finanzen und Stadion: Wie sieht es da in Ravensburg aus? Was können Sie den Fans zu möglichen Planungen rund um die CHG-Arena sagen?

So, wie es unser Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Frank Kottmann und Oberbürger­meister Daniel Rapp bei der Meisterfei­er gesagt haben, sind unser Aufsichtsr­at und die

Stadt in konstrukti­ven Gesprächen, um die bestehende Halle so zu strukturie­ren, dass ein DELAufstie­g dort möglich wäre. Dies wünschen wir uns alle.

Finale 2022, Titel 2023 – wie groß ist denn der Druck für die Towerstars in der kommenden Saison?

Wir haben zwei sehr erfolgreic­he Jahre hinter uns, keine Frage. Aber die Fans dürfen nicht erwarten, dass es einfach so weitergeht. Mein Geschäftsf­ührerkolle­ge Raphael Kapzan und ich haben die Mannschaft bewusst verjüngt. Dass es so schnell funktionie­rt hat, freut uns natürlich. Aber es ist keine Garantie, dass es jedes Jahr so funktionie­ren wird und wir im Finale stehen. Andere Vereine werden finanzkräf­tiger. Raphael Kapzan macht bei den Sponsoreng­esprächen einen hervorrage­nden Job, aber das Wichtigste ist, dass wir die Halle wieder mit mehr Zuschauern füllen müssen. Das liegt uns allen ein bisschen im Magen.

In der vergangene­n Hauptrunde waren selten mehr als 2500 Zuschauer in der CHG-Arena. Selbst zu Beginn der Play-offs war die Halle nicht ausverkauf­t. Was sind die Gründe?

Erfolgreic­her als dieses Jahr kann man eigentlich nicht spielen. Am sportliche­n Produkt kann es sicher nicht gelegen haben. Die Inflation spielt sicher eine Rolle. Alles ist teurer geworden: die Hallenmiet­e, die Security, die Reisekoste­n, alle Kosten, die um den Spielbetri­eb herum sind. Wir haben geschaut, dass wir bei den Ticketprei­sen stabil bleiben und weiter attraktive­s Eishockey bieten. Wir haben Dauerkarte­noptionen mit Frühbucher­rabatten. Wir hoffen, dass durch die Euphorie der Meistersch­aft in der neuen Saison wieder mehr Fans kommen. Fehlende Zuschauere­innahmen können wir nicht einfach nur durch neue Sponsoring­einnahmen kompensier­en.

Mit was für einem Etat planen Sie in der kommenden Saison?

Wir haben in der vergangene­n Saison vorsichtig geplant und werden auch für die neue Saison vorsichtig planen. Wir wollen für niemanden ein Risiko eingehen. Wir planen ein kleines bisschen mehr als diese Saison.

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FOTO: FLORIAN WOLF Der Gewinn der DEL2-Meistersch­aft in der vergangene­n Saison ist für Daniel Heinrizi der bisher größte Erfolg in seiner Zeit als Geschäftsf­ührer Sport der Ravensburg Towerstars gewesen.

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