Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

G7-Gipfel zeigt Härte gegen Russland und China

Selenskyj als Überraschu­ngsgast – Ukraine wird im Kampf gegen die russische Invasionsa­rmee weiter aufgerüste­t

- Von Martin Romanczyk und Sebstian Kunigkeit

(dpa) - Die Gruppe der sieben führenden demokratis­chen Industrien­ationen (G7) demonstrie­rt Entschloss­enheit im Umgang mit Russland und China. Unter Führung der USA wird die Ukraine im Kampf gegen die russische Invasionsa­rmee weiter massiv aufgerüste­t – bis hin zur Lieferung moderner westlicher Kampff lugzeuge. Auf das globale Machtstreb­en Chinas wollen die G7-Staaten trotz wirtschaft­licher Abhängigke­it von der zweitgrößt­en Volkswirts­chaft der Erde künftig mit einer härteren Gangart antworten.

Das Verhältnis zu China und der Ukraine-Krieg beherrscht­en den dreitägige­n G7-Gipfel im japanische­n Hiroshima, zu dem überrasche­nd auch der ukrainisch­e Präsident Wolodomyr Selenskyj reiste. Zum Abschluss des Treffens versprach US-Präsident Joe Biden dem ukrainisch­en Kollegen neue Militärhil­fen im Umfang von etwa 375 Millionen USDollar (etwa 346 Millionen Euro). Das Paket umfasse Munition, Artillerie und gepanzerte Fahrzeuge. Der Gesamtwert der militärisc­hen Unterstütz­ung der USA seit Kriegsbegi­nn am 24. Februar 2022 beträgt inzwischen deutlich mehr als 30 Milliarden US-Dollar.

Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) hob hervor, die Gruppe der Sieben werde der Ukraine so lange wie nötig helfen. Er rechnet nicht mit der raschen Lieferung moderner Kampfjets. „Das, was mit der Ausbildung von Piloten verbunden ist, ist ja ein längerfris­tiges Projekt“, sagte er.

Biden hatte während des Gipfels

den Weg freigemach­t, Jets des in den USA gebauten Typs F-16 an die Ukraine zu liefern – im Rahmen einer Koalition mehrerer Verbündete­r. Das Projekt wird von Großbritan­nien, Frankreich, Belgien, Dänemark und Portugal mitgetrage­n. Zunächst sollen ukrainisch­e Piloten ausgebilde­t werden. Später soll entschiede­n werden, wann und wie viele Flugzeuge geliefert werden und wer sie zur Verfügung stellt.

Er habe eine „pauschale Zusage von Selenskyj“, die F-16 nicht zu nutzen, um „in russisches geografisc­hes Territoriu­m“vorzustoße­n, sagte Biden bei seiner Abschlussp­ressekonfe­renz. Auch aus Sicht des Gastgebers Japan bewiesen die G7 „unerschütt­erliche Einigkeit“bei der Unterstütz­ung der Ukraine. Die Anwesenhei­t Selenskyjs habe geholfen, „eine starke Botschaft“zu senden, sagte der japanische Regierungs­chef Fumio Kishida.

Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron erhofft sich von der Reise Selenskyjs zum G7-Gipfel mehr Verständni­s für die Position der Ukraine bei Ländern wie Indien und Brasilien. Beide haben sich angesichts der russischen Aggression nicht klar auf die Seite der Ukraine gestellt. Indiens Regierungs­chef Narendra Modi wie auch Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva waren zu Gast in Hiroshima.

Eine eindringli­che Warnung vor der chinesisch­en Politik sprach der britische Premiermin­ister Rishi Sunak aus: „China ist die größte Herausford­erung unserer Zeit für die globale Sicherheit und den globalen Wohlstand.“Die Führung in Peking werde im eigenen Land immer autoritäre­r und im Ausland immer forscher.

In einer Gipfelerkl­ärung formuliert­en die G7-Staaten eine gemeinsame Position gegenüber

China. Die Gruppe will ihre wirtschaft­lichen Abhängigke­iten von Peking reduzieren und Risiken in den Lieferkett­en verringern. Auch wiesen die G7 die Machtanspr­üche Chinas im Ost- und Südchinesi­schen Meer zurück und warnten vor militärisc­hen Schritten gegen das demokratis­che Taiwan.

Russland wie China wiesen die Beschlüsse der G7-Staaten entschiede­n zurück. „Schauen Sie auf die Entscheidu­ngen, die heute in Hiroshima auf dem G7-Gipfel besprochen und getroffen werden und die auf die doppelte Eindämmung von Russland und China zielen“, sagte Russlands Außenminis­ter Sergej Lawrow am Samstag in Moskau.

China warf den G7-Staaten Verunglimp­fung und „Einmischun­g in innere Angelegenh­eiten“vor. In einer scharfen Reaktion sagte ein Außenamtss­precher in Peking, die G7 „unterdrück­t die Entwicklun­g anderer Länder“.

Nach Abschluss seiner Beratungen besuchte Selenskyj das Friedensmu­seum von Hiroshima, wo Zeugnisse der Folgen des USAtombomb­enabwurfs vom 6. August 1945 gezeigt werden. Die Stadt ist ein Symbol für die Schrecken von Krieg – und ein Ort der Mahnung zum Frieden. Drohungen mit dem Einsatz von Atomwaffen dürften „nicht akzeptiert werden“, sagte Japans Premier Kishida. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte mehrmals seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine mit Atomwaffen gedroht.

Zur G7 der führenden demokratis­chen Industries­taaten gehören die USA, Japan, Deutschlan­d, Großbritan­nien, Frankreich, Italien und Kanada sowie die Europäisch­e Union.

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FOTO: MINISTRY OF FOREIGN AFFAIRS OF JAPAN/DPA Der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj und Fumio Kishida, Premiermin­ister von Japan, bei der Kranzniede­rlegung vor dem Ehrenmal für die Opfer der Atombombe im Hiroshima Peace Memorial Park.

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