Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Bernd Stelter wandert mit SZ-Lesern

Bei der gemeinsame­n Runde erzählt der Comedian aus seinem Leben und sorgt für Lacher

- Von Niklas Martin

- Eine kleine Anhöhe auf dem Weg zur Zundelbach­er Friedensli­nde zwischen Nessenrebe­n und Unteranken­reute: Ein Mann stattliche­r Maße, unterwegs in einer kleinen Gruppe. Er unterbrich­t seinen Fußmarsch für ein kurzes Päuschen. Dann beginnt er zu erzählen: „Wissen Sie, was meine Oma immer gemacht hat, wenn sie nicht mehr konnte? Sie hat sich dann immer hingestell­t, die Arme ausgebreit­et und gesagt: Mensch, jenießt doch mal die Aussicht!“

Der Mann, der hier eine kleine Verschnauf­pause geschickt eingefädel­t hat, ist Bernd Stelter. Dem einen bekannt als Comedian aus dem Fernsehen, vom Karneval und seinen Auftritten als Solokünstl­er. Bei Jüngeren insbesonde­re hinterläss­t der Name Stelter eher ein fragendes Achselzuck­en: „Ist vielleicht auch verständli­ch, seine Zielgruppe sind ja eher Männer ab 50 plus“, erklärt Rainer Denzler, einer von Stelters Wanderkoll­egen an diesem Tag. Er hat, wie auch die neun weiteren Wanderkoll­egen, den Spaziergan­g mit seinem Idol bei einer Verlosung der „Schwäbisch­en Zeitung“gewonnen.

Wie aber kommt es, dass ein Künstler aus dem Ruhrgebiet die oberschwäb­ische Hügellands­chaft durchwande­rt? Dazu noch mit zehn Bewunderer­n seiner Texte, Lieder und seines humorigen Wesens? „Vor einiger Zeit habe ich angefangen, täglich zu laufen.

Mindestens 10.000 Schritte jeden Tag. Das war mein Ziel“, erzählt der 62-Jährige. „Da ich viel unterwegs bin, musste ich mir jedes Mal am Ort meiner Auftritte eine Route suchen. Irgendwann dachte ich, warum läufst du eigentlich immer alleine?“Bei seinen Auftritten habe es in den Pausen außerdem immer ein „Meet and Greet“gegeben. Einige ausgewählt­e Fans durften dem Künstler kurz die Hand schütteln, ein Foto machen und ein paar Fragen stellen: „Das war einfach unentspann­t, sowohl für mich, als auch für die Zuschauer. Mit der Zeit habe ich mir gesagt, warum verbindest du nicht das Angenehme mit dem Nützlichen. Laufen musst du sowieso.

Und so wurde aus ,Meet and Greet’ ein ,Walk and Talk’.“

Bei den zehn Gewinnern der Wanderung stößt das Format auf großen Zuspruch: „Das ist eine tolle Idee. Wir sind große Fans und können so einfach und unkomplizi­ert Zeit mit ihm verbringen. Wo hat man das sonst?“, meint etwa Marianne Jocham. Auch Rainer Denzler sagt: „Ich finde ihn absolut genial. Wenig politisch und einfach ein seriöser Mensch.“

Ob Stelter das selbst auch so sieht? „Naja, als ich mein Volkswirts­chaftsstud­ium abgebroche­n und gegen meine Gitarre eingetausc­ht habe, da hatten insbesonde­re meine Eltern Zweifel, ob das Wort seriös und ihr Sohn zusammenpa­ssen. Nachdem ich sie dann einige Zeit später aber zu meinen ersten gut besuchten Auftritten eingeladen hatte, waren sie überzeugt, dass auch Kunst etwas Seriöses sein kann.“

Seit mehr als 40 Jahren steht Stelter zwischenze­itlich auf der Bühne. Im Hoftheater in Baienfurt präsentier­te er sein jüngstes Werk: „Hurra, ab Montag ist wieder Wochenende!“Eine lieblichbi­ssige Hommage an das Leben am Rande des Ruhestands.

Zuvor führte Stelter aber erst seine Wandgruppe vom Rößlerweih­er über die Zundelbach­er Linde zum Stillen Bach. Hier hält er kurz inne, liest aufmerksam eine Infotafel und bemerkt ganz trocken: „Stiller Bach – nicht Lauterbach!“Fast hat man das Gefühl, die Vorstellun­g vom Abend hat bereits begonnen.

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Gesehen von Klaus Schmolze Blick durch den blühenden Birnbaum während einer Vollmondna­cht
 ?? FOTOS: NIKLAS MARTIN ?? Auf dem Weg vom Schwarzen Bach zum Stillen Bach: Comedian Bernd Stelter unterwegs mit Lesern der „Schwäbisch­en Zeitung“.
FOTOS: NIKLAS MARTIN Auf dem Weg vom Schwarzen Bach zum Stillen Bach: Comedian Bernd Stelter unterwegs mit Lesern der „Schwäbisch­en Zeitung“.
 ?? ?? Auch der Star des Tages macht mal ein Selfie: Die Gewinner waren begeistert, dass sie ihrem Idol so ungezwunge­n und privat begegnen durften.
Auch der Star des Tages macht mal ein Selfie: Die Gewinner waren begeistert, dass sie ihrem Idol so ungezwunge­n und privat begegnen durften.

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