Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bernd Stelter wandert mit SZ-Lesern
Bei der gemeinsamen Runde erzählt der Comedian aus seinem Leben und sorgt für Lacher
- Eine kleine Anhöhe auf dem Weg zur Zundelbacher Friedenslinde zwischen Nessenreben und Unterankenreute: Ein Mann stattlicher Maße, unterwegs in einer kleinen Gruppe. Er unterbricht seinen Fußmarsch für ein kurzes Päuschen. Dann beginnt er zu erzählen: „Wissen Sie, was meine Oma immer gemacht hat, wenn sie nicht mehr konnte? Sie hat sich dann immer hingestellt, die Arme ausgebreitet und gesagt: Mensch, jenießt doch mal die Aussicht!“
Der Mann, der hier eine kleine Verschnaufpause geschickt eingefädelt hat, ist Bernd Stelter. Dem einen bekannt als Comedian aus dem Fernsehen, vom Karneval und seinen Auftritten als Solokünstler. Bei Jüngeren insbesondere hinterlässt der Name Stelter eher ein fragendes Achselzucken: „Ist vielleicht auch verständlich, seine Zielgruppe sind ja eher Männer ab 50 plus“, erklärt Rainer Denzler, einer von Stelters Wanderkollegen an diesem Tag. Er hat, wie auch die neun weiteren Wanderkollegen, den Spaziergang mit seinem Idol bei einer Verlosung der „Schwäbischen Zeitung“gewonnen.
Wie aber kommt es, dass ein Künstler aus dem Ruhrgebiet die oberschwäbische Hügellandschaft durchwandert? Dazu noch mit zehn Bewunderern seiner Texte, Lieder und seines humorigen Wesens? „Vor einiger Zeit habe ich angefangen, täglich zu laufen.
Mindestens 10.000 Schritte jeden Tag. Das war mein Ziel“, erzählt der 62-Jährige. „Da ich viel unterwegs bin, musste ich mir jedes Mal am Ort meiner Auftritte eine Route suchen. Irgendwann dachte ich, warum läufst du eigentlich immer alleine?“Bei seinen Auftritten habe es in den Pausen außerdem immer ein „Meet and Greet“gegeben. Einige ausgewählte Fans durften dem Künstler kurz die Hand schütteln, ein Foto machen und ein paar Fragen stellen: „Das war einfach unentspannt, sowohl für mich, als auch für die Zuschauer. Mit der Zeit habe ich mir gesagt, warum verbindest du nicht das Angenehme mit dem Nützlichen. Laufen musst du sowieso.
Und so wurde aus ,Meet and Greet’ ein ,Walk and Talk’.“
Bei den zehn Gewinnern der Wanderung stößt das Format auf großen Zuspruch: „Das ist eine tolle Idee. Wir sind große Fans und können so einfach und unkompliziert Zeit mit ihm verbringen. Wo hat man das sonst?“, meint etwa Marianne Jocham. Auch Rainer Denzler sagt: „Ich finde ihn absolut genial. Wenig politisch und einfach ein seriöser Mensch.“
Ob Stelter das selbst auch so sieht? „Naja, als ich mein Volkswirtschaftsstudium abgebrochen und gegen meine Gitarre eingetauscht habe, da hatten insbesondere meine Eltern Zweifel, ob das Wort seriös und ihr Sohn zusammenpassen. Nachdem ich sie dann einige Zeit später aber zu meinen ersten gut besuchten Auftritten eingeladen hatte, waren sie überzeugt, dass auch Kunst etwas Seriöses sein kann.“
Seit mehr als 40 Jahren steht Stelter zwischenzeitlich auf der Bühne. Im Hoftheater in Baienfurt präsentierte er sein jüngstes Werk: „Hurra, ab Montag ist wieder Wochenende!“Eine lieblichbissige Hommage an das Leben am Rande des Ruhestands.
Zuvor führte Stelter aber erst seine Wandgruppe vom Rößlerweiher über die Zundelbacher Linde zum Stillen Bach. Hier hält er kurz inne, liest aufmerksam eine Infotafel und bemerkt ganz trocken: „Stiller Bach – nicht Lauterbach!“Fast hat man das Gefühl, die Vorstellung vom Abend hat bereits begonnen.