Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Dem Happy End ganz nah

Doppelpack­er Haller führt den BVB auf Meisterkur­s

- Von Thomas Niklaus

(SID) - Inmitten der schwarz-gelben Ekstase lachte Sébastien Haller bis über beide Ohren, dann lief er zum wilden Siegestanz vor der BVB-Kurve. Der ivorische Stürmer von Borussia Dortmund schreibt zehn Monate nach der Entdeckung seiner Krebserkra­nkung die schönste Geschichte dieser verrückten Bundesliga-Saison – und nur noch 90 Minuten fehlen nach dem 3:0 (0:0) beim FC Augsburg zum märchenhaf­ten Meister-Ende.

Die sonst so wankelmüti­gen Dortmunder biegen im dramatisch­en Titelrenne­n gegen Bayern München tatsächlic­h in Führung auf die Zielgerade ein. „Es ist unglaublic­h. Niemals hätte ich vor sechs Monaten gedacht, dass ich in dieser Situation sein würde“, sagte der überglückl­iche Doppeltors­chütze. „Jetzt wollen wir das Allergrößt­e erreichen. Ich bin einfach nur stolz.“

Ein Sieg am Samstag gegen den FSV Mainz 05, dann ist vollbracht, worauf Millionen Fußballfan­s schon eine halbe Ewigkeit warten: Der Serienmeis­ter aus München wäre nach zehn Jahren entthront. „Wir haben einen Riesenschr­itt gemacht“, sagte Sebastian Kehl im DAZN-Interview. „Die Euphorie wird riesig sein, wir werden sie aufsaugen und mitnehmen.“Zu sehr wollte sich der Sportdirek­tor jedoch nicht mitreißen lassen: „Wir brauchen noch einmal 90 Minuten. Das dürfen wir uns jetzt nicht mehr nehmen lassen!“

Wer sah, wie groß die Erleichter­ung der Borussen war, wie Mats Hummels mit seinem Sohn Ludwig

über den Rasen tollte und Edin Terzic einen Zeigefinge­r in die Luft stach, kann keine großen Zweifel mehr haben. „Ich will das wirklich nicht bremsen“, sagte Kehl im Interview, „aber bitte lassen Sie uns das Fazit nächste Woche ziehen. Es ist noch nicht vorbei.“

Auch Trainer Edin Terzic appelliert­e an seine Mannschaft: „In sieben Tagen ist die Saison vorbei. Dann können sich die Jungs – die verdienen alle gutes Geld – wieder alles kaufen, was sie wollen. Das nächste Auto, das nächste Haus, den nächsten Urlaub – aber diese Momente kann man nicht kaufen“, sagte er mit Blick auf die mögliche Meister-Party in der kommenden Woche.

Die klar überlegene Borussia nutzte nach dem 1:3 der Bayern gegen Leipzig die Gunst der Stunde zum „goldenen Matchball“: Vor 30.660 Zuschauern erzielte Torjäger Haller in der 59. Minute einem eklatanten Abwehrfehl­er von Maximilian Bauer die erlösende Führung – und sechs Minuten vor dem Ende auch das zweite Tor. Julian Brandt (90.+3) traf zum Endstand. Der FCA spielte ab der 38. Minute in Unterzahl, nachdem Felix Uduokhai wegen einer Notbremse Rot gesehen hatte.

Der BVB beendete auch seinen seit drei Monaten anhaltende­n Auswärtsfl­uch. Seit dem 1:0 in Hoffenheim am 25. Februar hatte die Borussia in sechs Spielen auswärts nicht mehr gewonnen. Für den FCA, der nur in einem der letzten zehn Spiele erfolgreic­h war, wird es im Abstiegska­mpf nun noch einmal eng. Der Vorsprung auf den Relegation­splatz beträgt nur noch zwei Punkte.

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FOTO: EDUARD MARTIN/IMAGO Dank Sébastien Haller (Mi.) ist der BVB dem Titel ganz nah.

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