Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Radfahrer stirbt auf der Wangener Straße

Laut Anwohnern ist der Abschnitt in Ravensburg gefährlich – Stadt in der Pflicht?

- Von Emanuel Hege und Bernd Adler

- Ein Fahrradfah­rer ist am Dienstagmo­rgen auf der Wangener Straße in Ravensburg tödlich verunglück­t. Dass ein schlimmer Unfall passieren würde, sei absehbar gewesen, meinen Anwohner. Der Straßenabs­chnitt zwischen der Bäckerei Hamma und der Tankstelle Roth sei für Radler und Fußgänger gefährlich, zudem seien Autofahrer viel zu schnell unterwegs. Es habe bereits Hilferufe gegeben, sagen die Anwohner. Die Stadt habe diese aber ignoriert.

Der Unfall passierte gegen 5.30 Uhr am Dienstagmo­rgen. Ein 56jähriger Mann war laut Polizei auf dem Fahrradweg an der Wangener Straße stadteinwä­rts unterwegs. Er kollidiert­e mit einem 42jährigen Fahrradfah­rer, der in entgegenge­setzter Richtung unterwegs war.

Durch den Zusammenst­oß verlor der 56-Jährige unweit der Flappachst­raße die Kontrolle, kam vom Radweg ab und landete auf der viel befahrenen Wangener Straße. Dort fuhr in diesem Moment ein Lkw vorbei, der den 56Jährigen erfasste und tödlich verletzte.

Der Mann starb noch an der Unfallstel­le. Der Lkw-Fahrer wurde nicht verletzt, stand laut Polizei aber unter Schock. Der andere Fahrradfah­rer stürzte ebenfalls und musste mit mittelschw­eren Verletzung­en in ein Krankenhau­s gebracht werden. Die Straße war bis 9 Uhr einseitig gesperrt.

Gleich danach meldeten sich Anwohner der Straße bei der „Schwäbisch­en Zeitung“. Sie seien schockiert über den Unfall und sagten, dass die Stadt handeln müsse. „Dass es zu so einem schweren Unfall kommt, war nur eine Frage der Zeit“, sagte ein Anlieger, der anonym bleiben will.

Yasmin Duru wohnt schräg gegenüber der Unfallstel­le, unterhalb der Baustelle Rinker-Areal.

Die nächste Ampel ist über 200 Meter entfernt. „Ich habe Angst, mit meinem Sohn die Straße zu queren und in die Altstadt zu laufen“, sagt sie. Auf dem Gehweg würden sich Fußgänger und Radfahrer, die in zwei Richtungen unterwegs sind, drängeln. Viele Radfahrer seien sehr schnell. Hinzu komme der massive Autoverkeh­r. Es gelte zwar Tempo 50, da hielten sich aber die wenigsten Fahrer daran, sagt sie. Im Oktober wären sie und ihr Sohn beim Queren der Straße fast von einem Auto erwischt worden, berichtet Duru. „Ich musste lossprinte­n, weil der Autofahrer viel zu schnell herunterge­schossen kam. Wenn ich nur kurz stehen geblieben wäre,

wären mein Sohn und ich jetzt tot.“

Daraufhin kontaktier­te Yasmin Duru die Stadtverwa­ltung. Mehrmals versuchte sie laut eigener Aussage das Ordnungsam­t telefonisc­h zu erreichen, niemand hob ab. In zwei Mails beschrieb sie dann, wie gefährlich die Wangener Straße sei, besonders jetzt mit dem Baustellen­verkehr des Rinker-Areals. Laut Duru hat das Ordnungsam­t auf diese Nachrichte­n niemals geantworte­t.

Die Stadtverwa­ltung reagierte am Dienstag erschütter­t auf den Unglücksfa­ll in der Wangener Straße. „Das ist ein tragischer Unfall. Wir sind in Gedanken bei der Familie des Verstorben­en“, teilte

Timo Hartmann, Sprecher der Stadt, der „Schwäbisch­en Zeitung“mit.

Die Stadt plane indessen, die Radvorrang­route nach Knollengra­ben über die Holbeinstr­aße, Hinzistobl­er Straße und Berliner Straße zu ertüchtige­n, damit möglichst viele Radfahrer dort fahren. Sie werde mehr entkoppelt sein vom starken Autoverkeh­r als entlang der Wangener Straße. Als wichtigen Baustein sieht die Verwaltung die geplante Rad- und Fußgängerb­rücke über die Wangener Straße, um diese Verkehre von denen der Autos zu trennen. Und: „Zwischen der Einmündung ,Lumper Höhe’ und Immenweg wird eine Querungshi­lfe mit Bedarfsamp­el gebaut werden. Die erforderli­chen Flächen für die Bushaltest­ellen wurden schon hergestell­t. Ein Zeitpunkt für die Inbetriebn­ahme der Bushaltest­ellen ist noch nicht bekannt. Sobald die Haltestell­en für die „Lumper Höhe“fertiggest­ellt sind, könnten sie von Bussen angefahren werden. Zudem suche die Stadt nach Möglichkei­ten für ein Tempolimit auf der Wangener Straße.

Yasmin Duru hat Konsequenz­en aus ihren Erfahrunge­n mit der Wangener Straße gezogen – sie will wegziehen: „Eigentlich mag ich unsere Wohnung und die Nachbarn. Aber diese Straße! Die Sicherheit meines Sohnes steht an oberster Stelle.“

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FOTO: EMANUEL HEGE Der Schock sitzt tief: Am Dienstagmo­rgen ist ein Fahrradfah­rer auf der Wangener Straße gestorben. Anwohner fordern schon seit längerer Zeit mehr Sicherheit.

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