Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Radfahrer stirbt auf der Wangener Straße
Laut Anwohnern ist der Abschnitt in Ravensburg gefährlich – Stadt in der Pflicht?
- Ein Fahrradfahrer ist am Dienstagmorgen auf der Wangener Straße in Ravensburg tödlich verunglückt. Dass ein schlimmer Unfall passieren würde, sei absehbar gewesen, meinen Anwohner. Der Straßenabschnitt zwischen der Bäckerei Hamma und der Tankstelle Roth sei für Radler und Fußgänger gefährlich, zudem seien Autofahrer viel zu schnell unterwegs. Es habe bereits Hilferufe gegeben, sagen die Anwohner. Die Stadt habe diese aber ignoriert.
Der Unfall passierte gegen 5.30 Uhr am Dienstagmorgen. Ein 56jähriger Mann war laut Polizei auf dem Fahrradweg an der Wangener Straße stadteinwärts unterwegs. Er kollidierte mit einem 42jährigen Fahrradfahrer, der in entgegengesetzter Richtung unterwegs war.
Durch den Zusammenstoß verlor der 56-Jährige unweit der Flappachstraße die Kontrolle, kam vom Radweg ab und landete auf der viel befahrenen Wangener Straße. Dort fuhr in diesem Moment ein Lkw vorbei, der den 56Jährigen erfasste und tödlich verletzte.
Der Mann starb noch an der Unfallstelle. Der Lkw-Fahrer wurde nicht verletzt, stand laut Polizei aber unter Schock. Der andere Fahrradfahrer stürzte ebenfalls und musste mit mittelschweren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht werden. Die Straße war bis 9 Uhr einseitig gesperrt.
Gleich danach meldeten sich Anwohner der Straße bei der „Schwäbischen Zeitung“. Sie seien schockiert über den Unfall und sagten, dass die Stadt handeln müsse. „Dass es zu so einem schweren Unfall kommt, war nur eine Frage der Zeit“, sagte ein Anlieger, der anonym bleiben will.
Yasmin Duru wohnt schräg gegenüber der Unfallstelle, unterhalb der Baustelle Rinker-Areal.
Die nächste Ampel ist über 200 Meter entfernt. „Ich habe Angst, mit meinem Sohn die Straße zu queren und in die Altstadt zu laufen“, sagt sie. Auf dem Gehweg würden sich Fußgänger und Radfahrer, die in zwei Richtungen unterwegs sind, drängeln. Viele Radfahrer seien sehr schnell. Hinzu komme der massive Autoverkehr. Es gelte zwar Tempo 50, da hielten sich aber die wenigsten Fahrer daran, sagt sie. Im Oktober wären sie und ihr Sohn beim Queren der Straße fast von einem Auto erwischt worden, berichtet Duru. „Ich musste lossprinten, weil der Autofahrer viel zu schnell heruntergeschossen kam. Wenn ich nur kurz stehen geblieben wäre,
wären mein Sohn und ich jetzt tot.“
Daraufhin kontaktierte Yasmin Duru die Stadtverwaltung. Mehrmals versuchte sie laut eigener Aussage das Ordnungsamt telefonisch zu erreichen, niemand hob ab. In zwei Mails beschrieb sie dann, wie gefährlich die Wangener Straße sei, besonders jetzt mit dem Baustellenverkehr des Rinker-Areals. Laut Duru hat das Ordnungsamt auf diese Nachrichten niemals geantwortet.
Die Stadtverwaltung reagierte am Dienstag erschüttert auf den Unglücksfall in der Wangener Straße. „Das ist ein tragischer Unfall. Wir sind in Gedanken bei der Familie des Verstorbenen“, teilte
Timo Hartmann, Sprecher der Stadt, der „Schwäbischen Zeitung“mit.
Die Stadt plane indessen, die Radvorrangroute nach Knollengraben über die Holbeinstraße, Hinzistobler Straße und Berliner Straße zu ertüchtigen, damit möglichst viele Radfahrer dort fahren. Sie werde mehr entkoppelt sein vom starken Autoverkehr als entlang der Wangener Straße. Als wichtigen Baustein sieht die Verwaltung die geplante Rad- und Fußgängerbrücke über die Wangener Straße, um diese Verkehre von denen der Autos zu trennen. Und: „Zwischen der Einmündung ,Lumper Höhe’ und Immenweg wird eine Querungshilfe mit Bedarfsampel gebaut werden. Die erforderlichen Flächen für die Bushaltestellen wurden schon hergestellt. Ein Zeitpunkt für die Inbetriebnahme der Bushaltestellen ist noch nicht bekannt. Sobald die Haltestellen für die „Lumper Höhe“fertiggestellt sind, könnten sie von Bussen angefahren werden. Zudem suche die Stadt nach Möglichkeiten für ein Tempolimit auf der Wangener Straße.
Yasmin Duru hat Konsequenzen aus ihren Erfahrungen mit der Wangener Straße gezogen – sie will wegziehen: „Eigentlich mag ich unsere Wohnung und die Nachbarn. Aber diese Straße! Die Sicherheit meines Sohnes steht an oberster Stelle.“