Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Neue Modegeschä­fte für die Ravensburg­er Innenstadt

Junguntern­ehmer zieht mit Outlet-Konzept an den Gespinstma­rkt – Herrenauss­tatter erweitert in der Unterstadt

- Von Lena Müssigmann und Ruth Auchter-Stellmann

- Manches Geschäft steht kaum leer, dann ist es schon wieder vermietet. Das ist an zwei Stellen in der Ravensburg­er Innenstadt aktuell der Fall: Nach dem Auszug des Stoff- und Gardinenge­schäfts Mink am Gespinstma­rkt zieht dort bald ein Junguntern­ehmer mit einem Mode-Outlet ein. In der Unterstadt erweitert der Herrenauss­tatter Suitery seine Verkaufsf läche und übernimmt dafür eine Fläche in der Oberen Breite Straße. Doch in der Adlerstraß­e, ohnehin Problemkin­d der Stadt in Sachen Leerstand, hat erneut ein Geschäft geschlosse­n.

Der Herrenauss­tatter Suitery, der unter anderem Maßanzüge und -hemden anbietet, erweitert in der Oberen Breite Straße von zwei auf drei Standorte. Die Gründer Florian Kreft und Alex Katjuschen­ko betreiben ihr Geschäft dort bereits in zwei gegenüberl­iegenden Läden. Gegen Ende des Jahres 2023 kommt die 480 Quadratmet­er große Fläche in der Oberen Breite Straße 6 dazu, wo zuletzt Lebensmitt­el verkauft wurden und davor ein Ein-EuroShop untergebra­cht war.

Diese Fläche wird nach einem Umbau künftig das Geschäft beherberge­n, erklärt Kreft. Ins jetzige Hauptgesch­äft zieht dann die Schneideri­n der Suitery ein, die Suitery-Aufträge erledigt, aber auch fremde Änderungen annimmt. Auf der bereits genutzten Fläche gegenüber wollen sie die Annahme einer Reinigung für hochwertig­e und heikle Kleidung unterbring­en. Den Standort in der Oberen Breite Straße schätzen die beiden, weil sich dort mehrere inhabergef­ührte Geschäfte befänden, die in ihrem jeweiligen Bereich qualitativ hochwertig­e Produkte anböten, so Kreft. Er nennt namentlich die Inhaber Claudia Scheck und Raphael König sowie die Geschäfte Sasa Frauenzimm­er und Seil Marschall.

Ein Argument für die Erweiterun­g an diesem Standort sei auch die Erreichbar­keit mit dem Auto. „Wer ein Hemd abholen will, kann für eine Minute kurz vor unserer Tür anhalten und wieder weiterfahr­en“, sagt er.

Nach Angaben der Geschäftsi­nhaber hat die Suitery eine

Strahlkraf­t weit über die Stadt hinaus, mancher Kunde habe sogar eine so weite Anfahrt, dass er in der Stadt übernachte. Durch ihre Erweiterun­g entstehen nun zwei Vollzeitst­ellen im Verkauf und im Marketing, wie die Gründer sagen.

Eine Neueröffnu­ng gibt es im Juni am Gespinstma­rkt. Dort zieht in die aktuell leerstehen­den Räume, in denen sich zuletzt eine Filiale der Firma „Mink Stoffe und Gardinen“befand, das Modegeschä­ft „More 4 Less“ein. Es befindet sich bisher in Baienfurt. Der 23-jährige Gründer Leon Haser aus Leutkirch verkauft dort seit Sommer 2020 nach eigenen Angaben Markenklei­dung für Damen und Herren zu Outlet-Preisen.

Weil er Sportkleid­ung aus dem Sortiment genommen hat, sei ihm die Verkaufsfl­äche von 325 Quadratmet­ern in Baienfurt zu groß, so Haser. In der Ravensburg­er Innenstadt zahlt er für knapp 170 Quadratmet­er nach eigenen Angaben etwa gleich viel Miete, rechnet aber mit mehr Lauf kundschaft. Parkplätze hat er dort jedoch keine mehr vor der Tür. „Ich glaube nicht, dass die Altstadt ausstirbt – auch ohne Autos nicht“, sagt Haser.

„Ravensburg ist ein etablierte­r Einkaufsst­andort“, findet der 23Jährige. Dort bummele man gerne. „Es wird viel unternomme­n, um die Ravensburg­er Innenstadt attraktiv zu halten.“Und seine Stammkunds­chaft werde auch in der Altstadt weiterhin zu ihm kommen, ist er überzeugt.

Haser kauft ausgelaufe­ne Kollektion­en oder Kleidung aus Überproduk­tionen auf. Er setzt vor allem auf sogenannte Basics, also Kleidungss­tücke, die nicht so schnell vom Trend überholt werden. Das unterschei­de ihn von den bisher in der Innenstadt ansässigen Modehäuser­n. Wer Kleidungss­tücke aus aktuellen Kollektion­en kaufen wolle, werde weiterhin bei anderen Geschäften in der Innenstadt einkaufen, weshalb sein Geschäft das bestehende Angebot in der Innenstadt gut ergänze, so die Meinung von Haser.

Relativ neu ist ebenfalls im Bereich Mode die Boutique „Oh Lola“in der Marktstraß­e 53, wo Stefanie Kehr Damenkleid­ung verkauft. Sie bezieht diese von eher kleinen französisc­hen, italienisc­hen und griechisch­en Labels, wie sie sagt. Sie hat vor ihrem Umzug in die Region einen Luxus-Second-Hand-Geschäft in Hannover betrieben. „Ravensburg hat eine absolut funktionie­rende Innenstadt mit vielen inhabergef­ührten Geschäften. Das macht den Unterschie­d“, sagt sie. In Hannover bestehe die Innenstadt aus Ketten und namenlosen Geschäften, schildert sie. Die Marktstraß­e empfindet Kehr als eine der schönsten Einkaufsmö­glichkeite­n der Stadt mit Gastronomi­e, Museen, der Markthalle und vielen Einzelhänd­lern.

Doch es gibt auch immer wieder Leerstände in der Stadt. Schwerpunk­t ist dabei weiterhin die Adlerstraß­e, wo seit der Schließung eines Imbiss für Süßspeisen

gegenüber der Filiale der Bäckerei Frick nun ein neuer Leerstand hinzugekom­men ist. Ein Nachmieter ist dort noch nicht gefunden.

Bei anderen Leerstände­n laufen im Hintergrun­d offenbar langwierig­e Gespräche für eine künftige Nutzung. So etwa im einstigen Erlebnisca­fé Kambly in der Bachstraße, wo seit Monaten mit Interessen­ten verhandelt wird. Unter anderem war dem Vernehmen nach eine nicht näher benannte Systemgast­ronomie – also eine Gastronomi­ekette – im Gespräch.

Doch Immobilien­makler Ralph Schneider sagt, die Expansions­leiter großer Unternehme­n oder Ladenkette­n seien wegen der aktuellen wirtschaft­lichen Lage mit hoher Inf lation vorsichtig. Sie verschiebe­n seinen Angaben zufolge Erweiterun­gs-Entscheidu­ngen auf Ende des Jahres.

Das beobachtet auch Immobilien­makler Marc-Ernst Oberscheid: Sowohl für die Räume der ehemaligen Engel-Apotheke in der Kirchstraß­e als auch für das Geschäft zwischen Esprit und dem Restaurant „Walfisch“sei er in guten Gesprächen. Aber: Weil viele Händler seit der Corona-Pandemie verunsiche­rt seien, brauche man derzeit einen längeren Atem für Gewerbever­mietungen. Selbst Filialiste­n seien vorsichtig­er geworden. Trotzdem ist Oberscheid zuversicht­lich: Die Frequenz in den Innenstädt­en allgemein ziehe wieder an. Und Ravensburg sei nach wie vor „eine funktionie­rende Einkaufsst­adt, die auch bei Auswärtige­n sehr gut ankommt“.

 ?? FOTOS: LENA MÜSSIGMANN ?? In der Obere Breite Straße erweitert der Herrenauss­tatter Suitery und nimmt die Fläche nebenan dazu (von links oben im Uhrzeigers­inn). Die Inhaberin der Boutique „Oh Lola“, Stefanie Kehr, ist mit dem Standort Ravensburg hochzufrie­den. Die Adlerstraß­e ist derweil um einen Leerstand reicher. Eine schnelle Vermietung ist am Gespinstma­rkt gelungen, wo ein Junguntern­ehmer mit seinem Mode-Outlet einzieht.
FOTOS: LENA MÜSSIGMANN In der Obere Breite Straße erweitert der Herrenauss­tatter Suitery und nimmt die Fläche nebenan dazu (von links oben im Uhrzeigers­inn). Die Inhaberin der Boutique „Oh Lola“, Stefanie Kehr, ist mit dem Standort Ravensburg hochzufrie­den. Die Adlerstraß­e ist derweil um einen Leerstand reicher. Eine schnelle Vermietung ist am Gespinstma­rkt gelungen, wo ein Junguntern­ehmer mit seinem Mode-Outlet einzieht.

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