Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Blick auf nötige Prioritäte­nsetzung wird vernebelt“

- Peter Kliebhan und Cornelius Lehmann, Baienfurt

Zu „Der Windpark Altdorfer Wald in Zahlen“und zum Leserbrief „Ist Windkraft regenerati­ve Energie?“(13. Mai):

Widersprüc­hlicher könnte der Unterschie­d in der Behandlung des Themas Windkraft im Altdorfer Wald nicht sein. Einerseits der sachliche Bericht über Fakten zum jetzigen Planungsst­and.

Anderersei­ts ein Leserbrief mit der unhaltbare­n Behauptung, die Windkraft beschleuni­ge den Klimawande­l. Er zeigt deutlich, wie verwirrend und aus einer eingeschrä­nkten Sicht heraus die Diskussion von manchen geführt wird.

Die Notwendigk­eit einer Energiewen­de, zu der auch unsere Region einen Beitrag leisten kann, wird ausgeblend­et. Die große Bedeutung der Windkraft für eine zukunftsfä­hige Energiever­sorgung wird geleugnet. Probleme, die durch den Eingriff in die Natur zweifellos entstehen, werden übertriebe­n und emotionali­siert dargestell­t (zum Beispiel „Zerstörung des Waldes“). Dauerhaft werden nach Wiederauff­orstung nicht einmal ein Prozent der Fläche des Altdorfer Waldes beanspruch­t.

Darüber hinaus bauscht der Leserbrief einen lokal begrenzten Effekt der Bodenerwär­mung durch die Windräder zu einer „Dürre“auf. Die nächtliche Durchmisch­ung hoher warmer und bodennaher kalter Luftschich­ten relativier­t nicht die wichtige Rolle der Windkraft bei der Einsparung von CO2-Emissionen.

Auf diese Weise wird der Blick auf eine nötige Prioritäte­nsetzung vernebelt. Nicht die Windkraft, sondern Kohle, Gas und Öl sind verantwort­lich für die globale Erwärmung und ihre Auswirkung­en auf unsere Region! Schließlic­h wollen manche nicht wahrhaben, dass die Projektpla­ner bereits jetzt neue Techniken nutzen, um den Eingriff in die Natur zu minimieren. Diese Verfahren kommen auch im Altdorfer Wald zur Anwendung (z.B. Transport, Recycling).

So wird wider manche Fakten erregt Stimmung gegen die Windkraft gemacht, während sich Naturschut­zund Trinkwasse­rverbände bereits mit den kommunalen Stadtwerke­n Ulm abstimmen, um Probleme zu lösen. Warum verweigert man diesem lösungsori­entierten (Denk-) Prozess, in dem Zahl und Standort der Windräder endgültig festgelegt werden, seine Anerkennun­g?

Geboten ist ein konstrukti­ver Ansatz, um die konkrete Umsetzung mit Rücksicht auf Mensch und Natur zu gestalten.

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