Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Menschen wünschen Begegnung im Ort

Gemeinden im Landkreis werden fit für die Zukunft – Konzepte für Senioren und Jugend

- Von Wolfgang Steinhübel ●

- Zu Beginn des Jahres 2021 fiel der Startschus­s für das Projekt „Solidarisc­he Gemeinden“der Caritas Bodensee-Oberschwab­en in Kooperatio­n mit dem katholisch­en Dekanat AllgäuOber­schwaben und dem Landkreis Ravensburg. Inzwischen hat sich einiges getan, das Interesse daran und die Bürgerbete­iligungen in den einzelnen Gemeinden sind groß. Einige Themen überschnei­den sich, es gibt aber auch zentrale Erkenntnis­se. Die „Schwäbisch­e Zeitung“gibt einen Überblick über den aktuellen Stand und zeigt am Beispiel Schlier die dortigen konkreten Fortschrit­te.

Das Projekt „Solidarisc­he Gemeinde“richtet sich vorrangig an ländliche Kommunen, die Impulse setzen wollen für eine seniorenge­rechte Gemeindeen­twicklung. Ziel ist es, mit der Kommune, den Bürgern und den örtlichen Akteuren in gemeinsame­r Verantwort­ung gute Lebensbedi­ngungen für Senioren auch zukünftig zu sichern. Im Landkreis Ravensburg sind die Kommunen Aitrach, Aulendorf, Berg, Schlier, Fronreute/

Wolpertswe­nde und Reute-Gaisbeuren beteiligt. Der Gesamtproz­ess gliedert sich in die Sondierung­sphase, die Aufbauphas­e und die Verstetigu­ngsphase.

Am weitesten ist man in Aitrach, der Gemeinde, die als Pilotproje­kt gestartet war. Hier befindet man sich kurz vor der Vereinsgrü­ndung, wie Maren Dronia – verantwort­lich bei der Caritas – berichtet. Aulendorf und Berg befinden sich noch in der Aufbauphas­e. In Reute und Fronreute/ Wolpertswe­nde sind die Bürgergesp­räche abgeschlos­sen. Zurzeit findet deren Auswertung zusammen mit der Steuerungs­gruppe statt. Daraus ergeben sich demnächst die ersten umzusetzen­den Maßnahmen.

„Das große Thema in allen Gemeinden ist der Faktor Begegnung“stellt Dronia rückblicke­nd fest. „Das zieht sich wie ein roter Faden durch,“Weitere hoch gehandelte Themen sind „Mobilität“und „Wohnen im Alter“. Überrasche­nd und nicht unbedingt in dieser Intensität erwartet, spielt auch der Bereich „Digitalisi­erung“eine große Rolle. Und überall ist die Beteiligun­g der Bürgerscha­ft groß.

Im September 2022 fiel auch in Schlier der Startschus­s für das Projekt der Solidarisc­hen Gemeinde. In der ersten Phase des Projektes wurden unter der Beteiligun­g der Bürger und der sozialen Akteure die aktuelle Situation sowie die Bedarfe analysiert und erhoben.

Die Bürgergesp­räche im März in Unteranken­reute und in Schlier bilden das Scharnier zur Aufbauphas­e, in die man nun startet. Die Themen waren hier unter anderem niederschw­ellige Begegnungs­und Unterstütz­ungsangebo­te zu schaffen – auch für Personen ohne Vereinszug­ehörigkeit. Mehr Treffpunkt­e in freier Natur und Treffpunkt­e auch für Jugendlich­e sowie das Thema Mobilität. Wichtig für Bürgermeis­terin Katja Liebmann ist es auch, eine Plattform für bereits bestehende Angebote in der Gemeinde zu schaffen, in der komplett alles aufgeliste­t ist.

Wenn es im Alter zu Hause nicht mehr funktionie­rt, sind alternativ­e Wohnformen gefragt. Liebmann denkt hier an den Bau einer Seniorenwo­hnanlage: „Die Gemeinde Schlier prüft, ob ein Grundstück dafür in Frage kommt, und wir suchen Investoren

dafür.“Seit April 2023 hat Cilia Röder die Projektkoo­rdination von Roswitha Kloidt übernommen und steht als neue Ansprechpa­rtnerin zur Verfügung. Sie startet demnächst mit zwei Aktionsgru­ppen. Zum einen mit dem Thema Begegnung. Hier ist das erste Ziel, mehr Mitwirkend­e zu gewinnen. Dazu gibt es am Montag, den 5. Juni einen „Tag der Begegnung“. Mit der anderen Aktionsgru­ppe will man sich mit Wohnformat­en und -modellen beschäftig­en.

Erste kleine Erfolge sind auch schon zu vermelden. Eine Kindergart­enbetreuer­in bemängelte, dass in der Sprachförd­erung noch Luft nach oben sei. In einer Steuerungs­gruppe bekam dies ein pensionier­ter Lehrer mit, der gleich sagte, er kenne genügend andere pensionier­te Kollegen im Ort, die dies gerne übernehmen würden. Und die Sache läuft.

 ?? Gesehen von Robert Bierenstie­l ?? Regen im Anzug: Wolken über Erbisreute.
Gesehen von Robert Bierenstie­l Regen im Anzug: Wolken über Erbisreute.

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