Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Menschen wünschen Begegnung im Ort
Gemeinden im Landkreis werden fit für die Zukunft – Konzepte für Senioren und Jugend
- Zu Beginn des Jahres 2021 fiel der Startschuss für das Projekt „Solidarische Gemeinden“der Caritas Bodensee-Oberschwaben in Kooperation mit dem katholischen Dekanat AllgäuOberschwaben und dem Landkreis Ravensburg. Inzwischen hat sich einiges getan, das Interesse daran und die Bürgerbeteiligungen in den einzelnen Gemeinden sind groß. Einige Themen überschneiden sich, es gibt aber auch zentrale Erkenntnisse. Die „Schwäbische Zeitung“gibt einen Überblick über den aktuellen Stand und zeigt am Beispiel Schlier die dortigen konkreten Fortschritte.
Das Projekt „Solidarische Gemeinde“richtet sich vorrangig an ländliche Kommunen, die Impulse setzen wollen für eine seniorengerechte Gemeindeentwicklung. Ziel ist es, mit der Kommune, den Bürgern und den örtlichen Akteuren in gemeinsamer Verantwortung gute Lebensbedingungen für Senioren auch zukünftig zu sichern. Im Landkreis Ravensburg sind die Kommunen Aitrach, Aulendorf, Berg, Schlier, Fronreute/
Wolpertswende und Reute-Gaisbeuren beteiligt. Der Gesamtprozess gliedert sich in die Sondierungsphase, die Aufbauphase und die Verstetigungsphase.
Am weitesten ist man in Aitrach, der Gemeinde, die als Pilotprojekt gestartet war. Hier befindet man sich kurz vor der Vereinsgründung, wie Maren Dronia – verantwortlich bei der Caritas – berichtet. Aulendorf und Berg befinden sich noch in der Aufbauphase. In Reute und Fronreute/ Wolpertswende sind die Bürgergespräche abgeschlossen. Zurzeit findet deren Auswertung zusammen mit der Steuerungsgruppe statt. Daraus ergeben sich demnächst die ersten umzusetzenden Maßnahmen.
„Das große Thema in allen Gemeinden ist der Faktor Begegnung“stellt Dronia rückblickend fest. „Das zieht sich wie ein roter Faden durch,“Weitere hoch gehandelte Themen sind „Mobilität“und „Wohnen im Alter“. Überraschend und nicht unbedingt in dieser Intensität erwartet, spielt auch der Bereich „Digitalisierung“eine große Rolle. Und überall ist die Beteiligung der Bürgerschaft groß.
Im September 2022 fiel auch in Schlier der Startschuss für das Projekt der Solidarischen Gemeinde. In der ersten Phase des Projektes wurden unter der Beteiligung der Bürger und der sozialen Akteure die aktuelle Situation sowie die Bedarfe analysiert und erhoben.
Die Bürgergespräche im März in Unterankenreute und in Schlier bilden das Scharnier zur Aufbauphase, in die man nun startet. Die Themen waren hier unter anderem niederschwellige Begegnungsund Unterstützungsangebote zu schaffen – auch für Personen ohne Vereinszugehörigkeit. Mehr Treffpunkte in freier Natur und Treffpunkte auch für Jugendliche sowie das Thema Mobilität. Wichtig für Bürgermeisterin Katja Liebmann ist es auch, eine Plattform für bereits bestehende Angebote in der Gemeinde zu schaffen, in der komplett alles aufgelistet ist.
Wenn es im Alter zu Hause nicht mehr funktioniert, sind alternative Wohnformen gefragt. Liebmann denkt hier an den Bau einer Seniorenwohnanlage: „Die Gemeinde Schlier prüft, ob ein Grundstück dafür in Frage kommt, und wir suchen Investoren
dafür.“Seit April 2023 hat Cilia Röder die Projektkoordination von Roswitha Kloidt übernommen und steht als neue Ansprechpartnerin zur Verfügung. Sie startet demnächst mit zwei Aktionsgruppen. Zum einen mit dem Thema Begegnung. Hier ist das erste Ziel, mehr Mitwirkende zu gewinnen. Dazu gibt es am Montag, den 5. Juni einen „Tag der Begegnung“. Mit der anderen Aktionsgruppe will man sich mit Wohnformaten und -modellen beschäftigen.
Erste kleine Erfolge sind auch schon zu vermelden. Eine Kindergartenbetreuerin bemängelte, dass in der Sprachförderung noch Luft nach oben sei. In einer Steuerungsgruppe bekam dies ein pensionierter Lehrer mit, der gleich sagte, er kenne genügend andere pensionierte Kollegen im Ort, die dies gerne übernehmen würden. Und die Sache läuft.