Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Klose und der nächste Trainer-Schritt

Bayerns U17, Co-Trainer unter Hansi Flick, der SCR Altach: Nun hofft der WM-Rekordtorj­äger auf eine neue Herausford­erung

- Von Christian Kunz ●

(dpa) - Nach dem Aus beim SCR Altach kam Miroslav Klose der Umzug seiner Familie innerhalb von München zur „Ablenkung“gerade recht. Dem WMRekordto­rschützen glückte das persönlich­e Umschaltsp­iel rasch. „Dann habe ich schnell wieder den Computer eingeschal­tet und mir dort meine Notizen gemacht. Ich habe die Zeit in Altach Revue passieren lassen, mir überlegt, was ich hätte anders machen können. Wo habe ich Fehler gemacht, welche Schlüsse kann ich daraus ziehen? Solche Dinge schreibe ich mir gerne in einer Art Tagebuch auf“, verriet Klose.

Zwei Monate später ist der frühere Weltklasse­stürmer, der vor dem Kapitel Altach als Co-Trainer von Hansi Flick beim FC Bayern große Erfolge feierte, bereit für eine neue Herausford­erung. „Ich möchte so schnell wie möglich wieder als Trainer arbeiten. Die neue Aufgabe muss aber für mich zu 100 Prozent passen und ich muss davon total überzeugt sein“, sagt der 44-Jährige, der den „nächsten sinnvollen Schritt“in seiner zweiten Laufbahn machen möchte. Besonders reizvoll findet Klose, der in der Bundesliga für den 1. FC Kaiserslau­tern, Werder Bremen und den FC Bayern sowie in Italien für Lazio Rom stürmte, die Länder, in denen er seine Tore schoss. Es müssen auf dem Schritt-für-Schritt-Karrierewe­g auch nicht zwingend die Top-Ligen sein. Wie bisher will der schon als Spieler bodenständ­ige Klose jetzt nichts überstürze­n.

Das belegt der bisherige Trainer-Werdegang. Vor den Stationen Altach und der unter Flick arbeitete Klose als Coach der U17 am FC Bayern Campus, wo er mit der Aura eines Weltmeiste­rs bleibenden Eindruck bei angehenden Profis hinterlass­en konnte. „Diese Erfahrung bringt mir unheimlich viel. Wenn ich sehe, wie sich die Spieler der Jahrgänge entwickelt haben, und wer von ihnen im Profiberei­ch aufgeschla­gen ist, stimmt mich das positiv“, sagte der Weltmeiste­r von 2014, dessen Zwillingss­öhne Luan und Noah Klose für die U19 des TSV 1860 München auf laufen.

Für Klose bleibt es wichtig, Schritt für Schritt voranzukom­men. „Es gibt Trainer, die es anders machen, aber das ist nicht mein Weg“, betonte er. Auch aus Altach gab es trotz vorzeitige­m Ende nette Worte. „Miroslav hat alle Voraussetz­ungen, um auch als Trainer große Erfolge zu feiern“, sagte Sportdirek­tor Georg Festetics über den Ausnahmean­greifer, dessen 16 Tore bei WMEndrunde­n unerreicht sind. „Doch trotz seines Namens und seiner erfolgreic­hen Vita hat Miro den steinigen Weg als Trainer gewählt, sammelt Erfahrung, arbeitet sich hoch“, lobte Bayerns ExVorstand­schef Karl-Heinz Rummenigge zu Münchner Zeiten.

Nach seiner Nationalte­amkarriere gehörte Klose zeitweise auch dem Trainersta­b von Bundestrai­ner Joachim Löw an und sammelte wichtige Erfahrunge­n. „Es ist klasse, dass mit Miroslav Klose ein Weltmeiste­r den Trainerweg derart akribisch geht und sein Wissen kontinuier­lich erweitert“, sagte der frühere DFB-Direktor und langjährig­e Wegbegleit­er

Oliver Bierhoff damals.

Ein reichhalti­ges Wissen nahm der 137-malige Nationalsp­ieler (71 Tore) zudem von seinen vielen Trainern mit. „Auch wenn ich unter Louis van Gaal nicht so lange gespielt habe beim FC Bayern, war es eine prägende Zeit: Wie er den Fußball sieht, wie er das Spiel auf Ballbesitz auslegt. Da habe ich viel von mitgenomme­n – wie ich es auch bei vielen anderen Trainern gemacht habe“, sagte Klose. Otto Rehhagel, Thomas Schaaf, Ottmar Hitzfeld oder die italienisc­hen Champions-League-Halbfinali­sten Stefano Pioli und Simone Inzaghi, unter denen er bei Lazio stürmte – Klose hat spannende und erfolgreic­he Trainer erlebt.

„Letztendli­ch aber geht es nicht darum, irgendwen zu kopieren, sondern man muss seinen eigenen Weg finden. Man muss authentisc­h bleiben und den Spielern seine eigenen Überzeugun­gen vermitteln“, sagte Klose.

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FOTO: IMAGO Miroslav Klose

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