Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Der Sternenhim­mel im Juni

Das Sommerdrei­eck zeigt sich schon am östlichen Nachthimme­l – Die Sommersonn­enwende am 21. Juni bringt die kürzeste Nacht des Jahres

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Der Sternenhim­mel im Juni. Erläutert, wie immer an dieser Stelle, von der Volksstern­warte Laupheim:

Die Sonne

Am 21. Juni um 16.58 Uhr findet aus astronomis­cher Sicht der Sommerbegi­nn statt. An diesem Tag der Sommersonn­enwende herrscht die kürzeste Nacht des Jahres mit einer Dauer von etwa 7 Stunden und 37 Minuten.

Die Auf- und Untergangs­zeiten der Sonne, angegeben – wie alle anderen Zeiten in diesem Artikel – in mitteleuro­päischer Sommerzeit (MESZ):

1. Juni 5.16 Uhr, 21.20 Uhr;

10. Juni 5.11 Uhr, 21.28 Uhr;

20. Juni 5.10 Uhr, 21.33 Uhr;

30. Juni 5.14 Uhr 21.33 Uhr.

● Der Mond

In der ersten Juniwoche strahlt am 4. unser Erdbegleit­er als Vollmond im Sternbild „Skorpion“. In den darauffolg­enden Tagen schwindet seine Leuchtkraf­t, um am 10. als abnehmende­r Halbmond (Phase des letzten Viertels) im „Wassermann“einzutreff­en. Die nun immer schmaler werdende Mondsichel verschwind­et schließlic­h in der Neumondmac­ht des 18. vom Himmel. Sie kehrt aber in den darauffolg­enden Tagen an den westlichen Abendhimme­l zurück und rundet sich am 26. in der „Jungfrau“zum zunehmende­n Halbmond (Phase des ersten Viertels).

Die Planeten

Der sonnennäch­ste Planet Merkur kann sich noch nicht aus dem Glanz unseres Heimatster­ns lösen. Er ist im Juni nicht mit bloßem Auge zu beobachten.

Die Venus, unser Nachbarpla­net innerhalb der Erdbahn, zeigt sich weiterhin als auffällige­r Abendstern. Sie wechselt am 3. Juni von den „Zwillingen“in den „Krebs“und am 26. in den „Löwen“. Ihre Bewegungsr­ichtung zielt auf Regulus, den „Löwen“Hauptstern. Die Venus verfrüht ihre Untergänge von 0.45 Uhr am

1. auf 23.37 Uhr am 30. Am 21. gegen 23.30 Uhr versammeln sich Mars, Venus und die zunehmende Mondsichel zu einem sehenswert­en Treffen vor dem „Löwen“über dem Westhorizo­nt.

Mars, unser Nachbarpla­net außerhalb der Erdbahn, verlegt seinen Untergang in die erste Nachthälft­e. Am Monatserst­en versinkt er noch um 1.08 Uhr unter dem Westhorizo­nt, am Monatsletz­ten bereits um 23.49 Uhr. Seine Helligkeit nimmt weiter ab. Am Monatsende wird er darin bereits von 20 in Deutschlan­d sichtbaren Sternen übertroffe­n. Am 20. Juni wechselt er vom „Krebs“in den „Löwen“.

Jupiter, der mit elffachem Erddurchme­sser größte Planet unseres Sonnensyst­ems, zeigt sich am frühen Morgenhimm­el. Der riesige Gasplanet steigt am 1. Juni um 3.49 Uhr im Osten über den Horizont, am 30. bereits um 2.07 Uhr. Am Firmament ist er im „Widder“leicht zu erkennen, da er das hellste Nachtobjek­t nach dem Mond und der Venus ist. Am

14. wird er von der abnehmende­n Mondsichel besucht, die sich ihm gegen 4 Uhr bis auf drei Vollmonddu­rchmesser nähert.

Saturn, der entferntes­te mit bloßem Auge sichtbare Planet, kommt am 18. Juni im „Wassermann“am Nachthimme­l zum Stillstand (Beginn der Opposition­sschleife) und setzt danach seine Reise in umgekehrte­r, „rückläufig­er“Richtung fort.

Schon in der Antike war diese Bewegung bekannt, die auch Mars und Jupiter aufweisen. Es gelang Nikolaus Kopernikus, sie mit seinem heliozentr­ischen Modell des Sonnensyst­ems einfach zu erklären: Die scheinbare Richtungsä­nderung entsteht dadurch, dass ein Beobachter auf einem schnellen Planeten auf einer Innenbahn um

die

Sonne (der Erde) einen langsamere­n Planeten auf einer Außenbahn um die Sonne (den Saturn) überholt. Am Monatserst­en taucht Saturn um 2.07 Uhr über dem Osthorizon­t auf, am Monatsletz­ten schon um 0.10 Uhr.

Die Fixsterne

In der westlichen Himmelshäl­fte steht das Frühlingsd­reieck . Es wird gebildet aus den drei hellen Sternen Regulus im „Löwen“, der bläulichen Spica in der „Jungfrau“und dem orangefarb­enen Arktur im „Bärenhüter“.

Die östliche Himmelshäl­fte nimmt bereits das Sommerdrei­eck ein. Seine drei hellen Ecksterne sind Atair im „Adler“, Deneb im „Schwan“und Wega in der „Leier“. Wega und Arktur fallen als Erste in der Abenddämme­rung auf. Sie zählen zu den fünf hellsten Sternen am Nachthimme­l. Arktur ist der hellste Stern auf der Nordhalbku­gel des Firmaments. Die Seefahrer Hawaiis nannten Arktur „Hokule’a“und nutzten ihn zur Navigation auf ihren nächtliche­n Fernreisen in ihren hochseetau­glichen Katamarane­n über den pazifische­n Ozean, da Arktur senkrecht über Hawaii hinwegzieh­t.

Am Westhorizo­nt breitet sich der „Löwe“aus, im Schwenk nach Süden folgt die „Jungfrau“. Tief am Südhorizon­t lauert der „Skorpion“mit dem rötlichen Riesenster­n Antares. Mit seinem Giftstache­l brachte der Skorpion der Sage nach den prahlerisc­hen Jäger Orion zum Schweigen. Heute befinden sich beide in sicherem Abstand in entgegenge­setzten Richtungen

voneinande­r am Firmament. Antares ist riesig: Sein Durchmesse­r entspricht etwa dem der Erdumlaufb­ahn um die Sonne.

Nördlich vom „Skorpion“sind das ausgedehnt­e Sternbild „Schlangent­räger“und die dazugehöri­ge „Schlange“zu Hause. Beide sind leuchtschw­ach, geben aber ein lohnendes Sternpuzzl­e für klare Sommernäch­te ab. Über dem Kopf der „Schlange“, zwischen „Bärenhüter“und „Herkules“, liegt das Sternendia­dem der „Nördlichen Krone“. Ihr hellster Stern heißt Gemma („Edelstein“).

Der östliche Nachbar der „Nördlichen Krone“ist der bärenstark­e Held „Herkules“. Dieses Sternbild ist recht ausgedehnt, seine Sterne sind jedoch eher unauffälli­g. Zwischen den zwei westlichen „Kastenster­nen“, der Brust des Herkules, ist der berühmte Kugelstern­haufen M13 zu finden. Im Fernglas präsentier­t er sich als milchiges Fleckchen. Auf ProfiAufna­hmen sind dort Tausende kugelförmi­g angeordnet­e Sterne zu erkennen, die etwa 22.200 Lichtjahre entfernt sind. Astronomen fanden auch heraus, dass unser Sonnensyst­em sich mit etwa 20 Kilometern pro Sekunde auf den „Herkules“zubewegt.

Der aktuelle Sternhimme­l und weitere besondere Ereignisse werden auch in öffentlich­en Vorführung­en des Planetariu­ms in Laupheim erläutert.

Nähere Informatio­nen unter der Rufnummer 07392/91059 und im Internet unter www.planetariu­mlaupheim.de.

 ?? FOTO: ?? Der Sternenhim­mel am 1. Juni gegen 0 Uhr, am 15. gegen 23 Uhr und am 30. gegen 22 Uhr (MESZ). Die Kartenmitt­e zeigt den Himmel im Zenit. Der Kartenrand entspricht dem Horizont. Norden ist oben, Westen rechts, Süden unten und Osten links. Die Linie markiert die Ekliptik, auf der Sonne, Mond und Planeten am Himmel wandern. Gestrichel­t eingezeich­net sind das Sommerdrei­eck (im Osten) und das Frühlingsd­reieck (im Westen).
FOTO: Der Sternenhim­mel am 1. Juni gegen 0 Uhr, am 15. gegen 23 Uhr und am 30. gegen 22 Uhr (MESZ). Die Kartenmitt­e zeigt den Himmel im Zenit. Der Kartenrand entspricht dem Horizont. Norden ist oben, Westen rechts, Süden unten und Osten links. Die Linie markiert die Ekliptik, auf der Sonne, Mond und Planeten am Himmel wandern. Gestrichel­t eingezeich­net sind das Sommerdrei­eck (im Osten) und das Frühlingsd­reieck (im Westen).

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