Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

So viel Wein wie in 20 Jahren nicht

20 Jahre Weinbau am Martinsber­g – 700 Liter im Jahr 2022 – Fünf spannende Fakten

- Von Stefanie Rebhan

- „Was du heute kannst entkorken, das verschiebe nicht auf morgen“, ist die Devise von Uwe Stürmer, Polizeiprä­sident und Weinbergfr­eund aus Weingarten. Die Weinbergfr­eunde haben so viel Liter Martinsber­g-Wein geerntet wie noch nie. 700 Liter Weißwein haben sie 2022 – nachdem der Weinberg vor 20 Jahren wiederbele­bt wurde – in Flaschen abfüllen können. Das sind 400 Liter mehr als im vergangene­n, durch die ungünstige Witterung, schlechten Jahr. Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat die Informatio­nen zum edlen Tropfen in fünf Punkten zusammenge­fasst.

1. 1332 Stück 0,5-Liter-Flaschen „Martinsber­g 2022“und sechs 6Liter-Flaschen wurden abgefüllt. Der größte Teil geht an die Stadt, die ihn zu besonderen Anlässen verschenkt. Verkäuflic­h ist der Wein nicht, obwohl sich Stürmer sicher ist, dass er den meisten Bürgern schmecken würde: „Der Weingarten­er Wein wird unterschät­zt.“Sein Credo vom Entkorken trifft auf den Weingarten­er Wein übrigens gar nicht zu: Die Halbliter-Flaschen haben mittlerwei­le Schraubver­schluss.

2. Der Wein von 2022 hat einen Alkoholgeh­alt von etwa elf Prozent. Die Trauben wuchsen an den rund 850 Reben des Weinbergs im Klostergar­ten, vor der Basilika und im Mostgässle. Laut Winzermeis­ter Mathias Dilger ist der Wein (Rebsorte Johanniter) leicht und trocken, fruchtig und belebend. „Er soll sommerlich und lebendig schmecken“, sagt er. Etwa fünf Jahre lang wird

er so bleiben. Danach könne man ihn zwar noch trinken, die Leichtigke­it wäre dann aber dahin.

3. Die Weinbergfr­eunde, bestehend aus vier Ehepaaren, kümmern sich seit 2018 ehrenamtli­ch

um das Weingeschä­ft. Zu ihnen gehören Uwe Stürmer, Gerhard Wirbel und Weinbaudir­ektor Günter Staud. In diesem Jahr versuchen die Hobbywinze­r, auch Reben auf dem unteren Teil des Klostergar­ten-Grundstück­s anzupf lanzen. Ob das funktionie­rt, ist noch nicht klar, da der Standort nicht ideal ist. Außerdem ist auch Dekan Ekkehard Schmid auf den Geschmack gekommen und hat 100 Reben für die katholisch­e Kirche zusätzlich anpf lanzen lassen.

4. Etwa 70 Stunden arbeitet Günter Staud im Jahr für den Wein. „Wir haben ihn schon probiert, das ist schließlic­h unsere Pflicht und ich muss sagen, das ist ein wohl gelungenes Tröpfchen“, sagt er. Jede Traube wird dazu handverles­en, denn zur Weinlese werden stets Bürger um Unterstütz­ung gebeten und es gebe glückliche­rweise zahlreiche Freiwillig­e.

5. Der Tag des Weins ist am Donnerstag, 25. Mai und um ihn und den Martinsber­g insbesonde­re zu feiern, ist wenige Tage zuvor alles ins Winzerstüb­le gekommen, was Rang und Namen in Weingarten hat: unter anderem Oberbürger­meister Clemens Moll (dem der Wein schmeckte), Bürgermeis­ter Alexander

Geiger, Fachbereic­hsleiterin Sylvia Burg und Hermann Zettler, Leiter des Amts für Vermögen und Bau Ravensburg. Zettler verwaltet den Martinsber­g, weil es sich um ein Grundstück im Besitz des Landes handelt. Erst im vergangene­n Jahr ist die angrenzend­e Klostermau­er für mehr als eine Million Euro vom Amt saniert worden.

6. Zur Geschichte des Weingarten­er Weins: Als vor 20 Jahren die erste Rebe gesetzt wurde, war sie seit fast 150 Jahren die erste. Der Weinbau in Weingarten war davor vermutlich verschwund­en, weil verstärkt Hopfen angebaut wurde und das Bier aufkam. So schreibt es der Geschichts­experte Hans Ulrich Rudolf. Schon in den 1980er- und 1990er-Jahren wollte die Stadtverwa­ltung den Weinberg wiederbele­ben. Den entscheide­nden Impuls gab, so Rudolf, der damalige OB Gerd Gerber 1999 mit einer schriftlic­hen Anweisung. Im Jahr 2003 wurden dann immerhin schon 80 Liter Wein produziert – von Beginn an mit dabei war der damalige städtische Verwaltung­sdirektor Günter Staud. Übrigens gehört zum Pachtzins, den die Stadt dem Land zahlt, auch, dass sie jährlich zehn Flaschen des neuen Weines an das Land abtritt.

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FOTOS: STEFANIE REBHAN Oberbürger­meister Clemens Moll inszeniert den Jubiläumsw­ein vor den Reben am Martinsber­g in Weingarten gekonnt.
 ?? ?? Die Prominenz aus Weingarten ist zu den Weinbergfr­eunden gekommen, um den Martinsber­g in Weingarten zu feiern.
Die Prominenz aus Weingarten ist zu den Weinbergfr­eunden gekommen, um den Martinsber­g in Weingarten zu feiern.

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