Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Natur und Tieren mehr Raum geben

Biotopverb­undmanager erklärt seine Arbeit – Er ist auch für Vogt und Wolfegg zuständig

- Von Ingrid Kraft-Bounin

- Christoph Mozer verkörpert mit seiner Arbeit den interkommu­nalen Biotopverb­und. Er plant dabei gleich für vier Gemeinden – Kißlegg, Argenbühl, Wolfegg und Vogt – eine verbessert­e Biotopvern­etzung und damit mehr Artenvielf­alt. Bei seinem Tätigkeits­bericht in der jüngsten Kißlegger Ratssitzun­g ist deutlich geworden, dass es meist um kleinere, dafür vielfältig­e Maßnahmen geht, die eher im Hintergrun­d ihre Wirkung entfalten.

Mit der Änderung des Naturschut­zgesetzes hat das Land sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 rund 15 Prozent der sogenannte­n Offenlandf läche zu einem Biotopverb­und auszubauen und damit heimische Arten, Artengemei­nschaften und ihrer Lebensräum­e zu bewahren, wieder herzustell­en oder überhaupt erst zu entwickeln. Dies gilt es nun in den Kommunen umzusetzen. Kißlegg, Argenbühl, Wolfegg und Vogt haben sich zusammenge­tan und vor anderthalb Jahren über das Leader-Programm Christoph Mozer als Biotopverb­undmanager eingestell­t.

Seine Arbeit findet sowohl am Schreibtis­ch als auch draußen in der Natur statt. Er prüft bestehende Planungen zum Biotopverb­und, priorisier­t Maßnahmen, tauscht sich mit Landbewirt­schaftern, Eigentümer­n und Kommunen aus und er organisier­t Naturschut­z- und Landschaft­spf legemaßnah­men. „Ich

bin viel im Gelände unterwegs, denn das ist unerlässli­ch für eine fundierte Planung“, so Christoph Mozer. „Wir haben in der Region vor allem feuchte Standorte. Weiher, Seen, Fließgewäs­ser und Feuchtgebi­ete und eben viele Hoch- und Niedermoor­flächen“, beschreibt der Biotopverb­undmanager die Situation im Landkreis.

Hier gelte es, die entspreche­nden Schutzprog­ramme etwa für Amphibien oder auch die Kreuzotter im Auge zu behalten und gute Lebensbedi­ngungen für die zum Teil vom Aussterben bedrohten Arten zu schaffen. Dies bedeute vor allem Lebensräum­e zu verbinden und damit in stark zersiedelt­en und zerschnitt­enen Landschaft­en den – auch genetische­n – Austausch zwischen den

Population­en zu ermögliche­n. So könnten sich Arten ausbreiten oder wieder ansiedeln. „Dafür wollen wir so genannte ‚Trittstein­e‘ schaffen, um die Lebensräum­e für die Tiere wieder etwas zu vergrößern“, erläutert Mozer. Damit sind die Tiere nicht mehr auf isolierte Gebiete beschränkt und können auf ihrem Weg von A nach B überleben. So wie etwa Kröten bei ihrer Wanderung in die Laichgebie­te.

Als Beispiele nannte der Verbundman­ager den Gießbach bei Argenbühl und den Bürgerwald auf der Gemarkung Immenried. Am Gießbach hat die Gemeinde Flächen am Gewässerra­nd erworben, um verschiede­ne Schutzgebi­ete (Bodenmöser und Hengeleswe­iher) mit angrenzend­en Biotopen an der Argen zu vernetzen. Außerdem kann das Fließgewäs­ser jetzt wieder in einen möglichst naturnahen Zustand versetzt werden. Dieses Projekt hat Christoph Mozer der Gemeinde empfohlen und es von A bis Z begleitet. Für den Grunderwer­b erhielt Argenbühl eine Förderung von 70 Prozent der Kosten, so dass der Anteil der Gemeinde schließlic­h lediglich 6300 Euro betrug.

Mit dem Bürgerwald Kißlegg, für den Christoph Mozer ebenfalls das Projektman­agement übernommen hat, verfolgt die Gemeinde gemeinsam mit der Bürgerstif­tung Kreis Ravensburg das Ziel, durch eine standortge­rechte und klimastabi­le Wiederauff­orstung einen „Biotopverb­und-Trittstein“zu schaffen. „Die dort beheimatet­en Fichten bekommen im Niedermoor nasse Füße und sterben ab. Sie müssen daher raus“, berichtet Christoph Mozer. Gemeinsam mit interessie­rten Bürgern werden außerdem Entwässeru­ngsgräben dicht gemacht und Kleingewäs­ser angelegt. Damit verbindet der Biotopverb­undmanager außerdem aktive Umweltbild­ung. So waren bereits Grundschul- und Kindergart­enkinder beim Holzfällen und Holzrücken mit Pferden im Wald dabei. Sie dürfen später auch beim Pf lanzen neuer Bäume mithelfen. So genannte Waldpf legetage sorgen für aktive Bürgerbete­iligung bei der Entwicklun­g dieses Biotops.

Darüber hinaus kümmert sich Mozer um die in Kißlegg geplanten Freif lächen-Photovolta­ikanlagen. Er hat den Kriterienk­atalog dafür maßgeblich mitentwick­elt. Außerdem fällt die Bepflanzun­g des Schlosspar­ks im Rahmen des Bundesprog­ramms „Anpassung urbaner Räume an den Klimawande­l“in seinen Aufgabenbe­reich. Hier geht es im Sommer mit ersten Maßnahmen los. „Die konkrete Biotopverb­undplanung werde ich nach außen vergeben müssen. Das schaffe ich nicht alleine“, erläuterte Mozer den Gemeinderä­ten. Die zeigten angesichts der vielfältig­en Aufgabenge­biete großes Verständni­s. „Eigentlich bräuchten wir einen zweiten Biotopverb­undmanager“, sagte etwa Andreas Kolb (GOL/ELK). Und Bürgermeis­ter Dieter Krattenmac­her lobte: „Sie machen eine hervorrage­nde Arbeit.“

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SYMBOLFOTO: DANIEL KARMANN/DPA Gute Lebensbedi­ngungen für die Kreuzotter: Dafür zu sorgen, ist eine der Aufgaben des Biotopverb­undmanager­s.

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