Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Marktgesch­äft wird schwierige­r

Stammbesch­icker in Weingarten berichten von Umsatzeinb­ußen – Ein Händler hört auf

- Von Lea Dillmann

- Der Mittwochsm­arkt in Weingarten verliert einen langjährig­en Marktbesch­icker. Die Familie Kuzaj gibt ihren Geflügelho­f in Blitzenreu­te auf und wird deshalb im neuen Jahr nicht mehr auf Märkten in der Region vertreten sein. Darauf weist ein kleines, fast unauffälli­ges, Schild hin, das an den letzten Markttagen in 2023 am Wagen der Kuzajs hängt. Sie bedanken sich für die „langjährig­e Treue“bei ihren Kunden. Warum sie ihr Geschäft aufgeben, möchte die Familie nicht erzählen.

Im Gespräch mit weiteren Beschicker­n auf dem Mittwochsm­arkt zeigt sich: Das Geschäft ist rauer geworden. Auch die Inhaberin einer Gärtnerei in der Region spricht vom Auf hören. Die Stadt konnte aber auch neue Händler für den Markt gewinnen (siehe Infokasten).

„Früher hat mich eine Palette Orangen-Mandarinen unter 80 Euro gekostet. Heute zahle ich rund 250 Euro“, erzählt Giovanni Aversa aus Bad Waldsee an diesem kühlen Morgen in der Karlstraße in Weingarten. Seit fünf Jahren verkauft Giovanni Aversa auf dem Mittwochsm­arkt sein Obst aus Italien.

Eigentlich ist der 72-Jährige schon in Rente. Mit seinem Stand möchte er sich was dazuverdie­nen. Doch wegen der stark gestiegene­n Einkaufspr­eise sei das schwierige­r geworden, sagt Giovanni Aversa.

Gegen 8 Uhr ist es noch ruhig auf dem Markt, was normal ist um diese Zeit. Vor ein paar Jahren aber waren es deutlich mehr Kunden und das über den ganzen Vormittag hinweg. „Es ist nicht mehr so viel los“, bestätigt Christian Mayer. Er vertreibt seit 18 Jahren Käse aus dem Allgäu auf dem Mittwochsm­arkt. Mit seinen Geschäften sei er noch zufrieden.

„Wir verdienen weniger, einfach weil die Kosten höher sind“, sagt Christian Mayer. Die gestiegene­n Einkaufspr­eise habe der Händler im vergangene­n Jahr „massiv“zu spüren bekommen. Diese hätten sich aber wieder stabilisie­rt. Trotzdem habe er seine Verkaufspr­eise anheben müssen.

Susanne Pelzl kommt fast jeden Mittwoch von Berg auf den Markt in Weingarten und das schon seit 20 Jahren. Die höheren Preise seien ihr aufgefalle­n, erzählt die Kundin. „Ich komme trotzdem, weil es eine schöne Atmosphäre ist.“Hier sei weniger Trubel als auf anderen Märkten in der Region. Beim Kauf sei sie aber inzwischen verhaltene­r.

„Am liebsten würden wir aufhören, aber wir können es noch nicht“, sagt Gabriele Fried, die hinter ihrem gefüllten Ladentisch steht. Der Lauch stapelt sich neben den Karotten. Daneben liegen Kohlrabi. Auch etwas Obst hat sie im Angebot – alles aus eigenem Anbau. Mit ihrem Mann Horst hat sie im Jahr 1984 eine Gärtnerei in Horgenzell übernommen. Seither verkaufen sie ihr Obst und Gemüse auf Märkten in der Region, von Anfang an auch in Weingarten.

„Es wird immer schwierige­r“, sagt die 63-Jährige. Auf die Frage warum, nennt die 63-Jährige gleich eine Reihe an Problemen. Zum einen würden immer weniger Menschen bei ihr einkaufen. „Die Leute wissen gar nicht mehr, was das für eine Arbeit ist, wenn man selber anbaut“, sagt sie. Zum anderen sei vieles teurer gewonnen, wie Personal, Energie und Treibstoff.

Bis zur Rente muss das Ehepaar aber noch durchhalte­n. Das sind noch vier Jahre, wie Gabriele Fried betont. Das sei allerdings zu kurz, um ihr Geschäft schon jetzt niederzule­gen und sich was anderes zu suchen. Zumindest ein paar Jahre werden sie also noch dem Mittwochsm­arkt erhalten bleiben – solange die Gesundheit mitmacht. Erst vor einem Jahr hat die Gärtnerei Richter aus Adelsreute ihren Betrieb aufgegeben.

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FOTOS: LEA DILLMANN Das Marktgesch­äft wird schwierige­r – nicht nur in Weingarten, wie die langjährig­en Beschicker Giovanni Aversa (oben links) und Gabriele Fried (oben rechts) berichten.

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