Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kunstfälschungen auf der Spur
Patrick van Odijk stellt seinen Roman über die gefälschten Vermeers in Ravensburg vor
- Ein spannender Abend wird das werden am 9. April im Kunstmuseum Ravensburg. Das Thema Kunstfälschung – hochaktuell für Museen, Auktionshäuser und den Kunstmarkt – bietet sich doch für eine Kooperation an, hier der Buchhandlung Ravensbuch/Osiander und Michael Riethmüller mit dem Kunstmuseum und Direktorin Ute Stuffer.
Die Lesung, moderiert von Peter Frey, wird mit Sicherheit das Publikum zu vielen Fragen anregen, denn in dem vorgestellten Buch werden auch sehr eingehend Fälschungstechniken beschrieben. Außerdem freut sich Ute Stuffer darauf, dass viele Bekannte von Patrick van Odijk kommen werden.
Der Roman „Der falsche Vermeer“ist vor einem guten Jahr zunächst in den Niederlanden erschienen, aber nun gibt es ihn seit kurzem auf Deutsch. Und auf Deutsch wurde er auch geschrieben von Autor Patrick van Odijk, mit niederländischen Wurzeln in Ravensburg geboren und zweisprachig aufgewachsen. Es ist sein erster Roman. Nach seiner Zeit als Reporter und Moderator beim SWR, der vor einem guten Jahr auch eine Sendung zum Buch brachte, lebt van Odijk nun im Ruhestand in Orsingen, Kreis Konstanz.
Van Odijk interessierte an diesem Thema um den Vermeer-Fälscher Han van Meegeren (im Roman wird er Jan van Aelst genannt) auch der historische Kontext nach 1945 in Amsterdam. Geschichte, Widerstand oder Kollaboration?, Fiktion, Dokumentation, Aufdeckung – die verschiedenen Ebenen durchdringen sich. „Was ich so spannend finde“, sagt Michael Riethmüller, „wie es in den Vierzigerjahren in den Niederlanden aussah, wer hatte Juden gerettet, wer mit den Nazis kollaboriert.“Und warum hat niemand erkannt, dass diese merkwürdigen religiösen Gemälde keine Originale Vermeers sein konnten?
Ute Stuffer meint, dass sie das Thema Fälschung sicher noch mal aufgreifen werde, denn schließlich sei es ein Dauerthema für Kunsthistoriker, Kuratoren und Museumsleute. Sie könnte sich auch gut eine Veranstaltung mit einem Experten vorstellen, zum Beispiel aus Heidelberg, denn die Universität hat dort 2014 ein Seminar in der „Heidelberger Fälschungs-Studien-Sammlung“eingerichtet.
Auf diese Basis greift die noch bis Ende Juni des Jahres laufende Ausstellung im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg zurück (museum-heidelberg.de). Sie zeigt unter dem Titel „Kunst und Fälschung“eine hoch interessante Auswahl beschlagnahmter Fälschungen und Originale, die einen direkten Vergleich zwischen Echt und Falsch ermöglichen.
Michael Riethmüller war gleich eingenommen von dem Roman, weil er sehr spannend und gut geschrieben sei, sowie gut recherchiert und kundig ein wichtiges und interessantes Thema anpacke. Natürlich kann man auch Vergleiche ziehen zu den jüngsten Fälschungsskandalen wie
Wolfgang Beltracchi, aber auch zu längst vergessenen wie die gefälschten spätgotischen Heiligenfiguren von Lothar Malskat in der Lübecker Marienkirche, die 1951 von allen hingerissen bestaunt wurden. Manchmal vernebelt der sehnliche Wunsch nach einem Original eben allen kritischen Verstand.