Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Narren trotzen der Terrorangst
Im Südwesten und im Rheinland werden Putin, Pegida und Islamisten verspottet
(dpa/epd) - Mit Umzügen und Narrensprüngen haben sich die Fastnachtsfans im Südwesten am Montag den Spaß an ihrem höchsten Feiertag nicht nehmen lassen.
„Die Einsatzplanungen berücksichtigen, dass größere Menschenansammlungen generell ein höheres abstraktes Gefährdungspotenzial haben, denn sie sind leicht anzugreifende Ziele“, sagte Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall (SPD). Anders als in Braunschweig, wo am Sonntag der Faschingsumzug abgesagt worden war, gebe es keine Hinweise auf eine konkrete Bedro- hungslage gegen Karnevalsveranstaltungen. Der traditionelle Narrensprung in Rottweil zog Tausende Narren und Zuschauer an. Pünktlich um 8.00 Uhr strömten 4300 „Kleidlesträger“aus dem Schwarzen Tor und zogen durch die historische Innenstadt. Die Polizei schätzte die Zahl der Zuschauer wie in den vergangenen Jahren auf rund 15 000.
In den rheinischen Karnevalshochburgen haben Millionen Menschen ausgelassen den Höhepunkt des Straßenkarnevals gefeiert. Scheinbar unbeeindruckt von der Absage des Braunschweiger Zuges wegen Terrorgefahr kamen allein in Köln und Düsseldorf rund zwei Millionen Narren zu den großen Umzügen. In Düsseldorf nahmen gleich vier Mottowagen den islamistischen Terror aufs Korn. In Köln stellte das Festkomitee Kölner Karneval überraschend einen Wagen zum Anschlag auf das Pariser Satiremagazin „Charlie Hebdo“an die Spitze des Zuges. Bei strahlendem Sonnenschein nahmen die Karnevalisten aktuelle Themen wie die islamfeindliche „Pegida“-Bewegung, die Finanzkrise in Griechenland und die Flüchtlingspolitik der EU auf die Schippe. Auch Papst Franziskus kam nicht ungeschoren davon: Im Düsseldorfer Lindwurm schlug eine Papstfigur mit einem Stock auf den nackten Po des Vatikans ein und erklärte: „Schlagen, aber mit Würde.“
Die Kölner Karnevalisten zeigten den russischen Präsidenten Wladimir Putin als Roboter-Panzer, der Tschetschenien, Moldawien, Georgien und die Ukraine überrollt, um in Richtung EU zu streben. Auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und der desolate Zustand ihrer Truppenausrüstung wurden zur Zielscheibe.