Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Schafft wird Georgsknabe
In der Narrenpredigt zeichnet der Pfarrer den Riedlinger Schultes aus.
- In der Rolle des schwarzen Schafes, mit Narrenworten „deutlich und klar“, hat Riedlingens Pfarrer Walter Stegmann in seiner gereimten Narrenpredigt zu den politischen Themen in Riedlingen Position bezogen: Die Standortdebatte um Krankenhaus nahm er aufs Korn und nannte sie ein Ablenkungszweck. Den Gemeinderat rief er in der vollbesetzten Kirche dazu auf standhaft zu bleiben, dass das Gesundheitszentrum am Krankenhaus verbleiben müsse. Und Bürgermeister Marcus Schafft ehrte er als „Georgsknabe“, nachdem er schon nicht zum Riedlinger Mohren gewaschen worden ist.
Ungewöhnliche Klänge beim Einzug: Der Fanfarenzug der Narrenzunft schmetterte von der Empore Fasnetsmusik, während die Hästräger und die Zunfträte mit dem Pfarrer in die Georgskirche einzogen. Der trug ein eigenwilliges schwarzes Teil auf dem Kopf. Was es damit auf sich hat, sollten die Messbesucher bald erfahren. Viele waren ebenfalls im Häs gekommen, und wippten bei den Fanfarenklängen mit. Und der Narrenruf „Gole“ertönte mehr als einmal im Laufe des Gottesdiensts, der von Mitgliedern der Zunft mitgestaltet wurde.
Im Zentrum stand aber die Narrenpredigt von Pfarrer Walter Stegmann. Wie auch in den vergangenen Jahren nahm Stegmann kein Blatt vor den Mund und erntete dafür immer wieder Beifall und auch „Gole“- und „Mäh-Rufe“. Hatte er 2014 noch die Rolle des Esels inne, trat er heuer als schwarzes Schaf auf, das auch mal gegen den Klang der Herde blöckte und seine eigene Meinung verkündete. „Ich hoffe, ihr nehmt es mir nicht krumm, wenn ich heut mal als schwarzes Schaf, offen, ehrlich und nicht brav, hier vorne steh um euch zu sagen, was mich bewegt in diesen Tagen.“
Das war dann doch ganz schön viel. 1. Thema: die Zukunft des Krankenhauses. Wohlgereimt, aber in deutlichen Worten, kritisierte er mögliche Abrisspläne für mögliche Gesundheitszentrums-Standorte (siehe „Auszüge“) und ergänzte: „In diesem Plan, den ich fand nebenan stehts schwarz auf weiß, weh und ach! Riedlingen wird Parkplatz von Biberach.“Es gebe doch einen Standort, stadtnah und gut, „Gemeinderat und Schultes wacht auf und habt Mut“(...). Auch Landrat Dr. Heiko Schmid bekam noch sein Fett ab: „Der Landrat , der schweigt und der Kreistag guckt weg, und Standortdebatten als Ablenkungszweck (...) Unser Landrat, der hofft, dass wir alle verschlafen, und rechnet mit uns schwarzen Schafen“. Und sagte dann noch deutlich: „Den Standort gibt es schon – ich sprech es aus: er ist und bleibt unser Krankenhaus“– und erntete dafür viel Applaus.
Bürgermeister Hans Petermann und die „Seilschaft nach Zwiefalten- dorf“wurde von Stegmann angesprochen, ebenso die Kunstwerke von Werner Blank beim Hochhaus. Die nannte Stegmann „Blechgetüme unsortiert“, die er gerne schwarz anstreichen lassen würde. Das soziokulturelle Zentrum in Neufra war ebenfalls Thema: „So kann es gehen, wenn schnell nur beschlossen in der Hoffnung, dass Zuschüss üppig geflossen“. Doch künftig sieht „Schwarzschaf Stegmann“das Haus nur als Heimat für Fledermäuse.
Viel Lob für Schafft
Viel Lob bekam hingegen Schultes Marcus Schafft, der im Gottesdienst anwesend war. Er sei einer der viel zuhört und und neue Wege gehe – und: „Der Riedlinger Schultes, der tut mir leid, erbt er viel aus alter Vorgängerzeit.“Für die Räte hatte er Kri- tik, weil zu viel nach außen getragen würde. „Wer sich selbst nur profiliert, der am Ende doch verliert“, reimte Stegmann mit Blick auf den Gemeinderat.
Als schwarzes Schaf kritisierte er auch, dass nicht der neue Schultes dieses Jahr zum Mohren gewaschen wurde, das hätte der doch allemal nach einem Jahr im Amt verdient gehabt. Aber so hatte Stegmann noch eine Ehrung parat und bat den Bürgermeister nach vorne: Er ernannte ihn dann zum „Georgsknaben“, der gerne auch dann und wann ministrieren dürfe.