Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Kaderschmiede erweitert ihr Angebot
Die Führungsakademie des Landes versteht sich vermehrt als Moderator schwieriger Prozesse
- Sie ist einmalig in Deutschland – und doch ist die Führungsakademie des Landes BadenWürttemberg eher unbekannt. Ihr Präsident Ralph Bürk will das ändern.
Die anfangs als Kaderschmiede für das Spitzenpersonal des Landes gedachte Einrichtung hat ihr Aufgabengebiet als Dienstleister ausgeweitet: Berufsverbände, die Wirtschaft und das Nachbarland Hessen gehören mittlerweile zur Kundschaft. Mitten dran am Leben will Bürk seine Angebote gestalten – weg von der „Fortbildung aus dem Buch“.
Die Liste der Ehrenmitglieder im Verein der Ehemaligen liest sich wie ein „Who is Who“der Landespolitik seit 1986. Natürlich ist Lothar Späth darunter, der damals als Ministerpräsident die Akademie gründete. Seine Nachfolger Erwin Teufel und Günther Oettinger sind ebenso eingetragen wie der frühere Umweltminister Erwin Vetter oder Bürks Vorgänger Gerhard Stratthaus (alle CDU). Das klingt ein wenig nach Nostalgie. Bürk aber blickt nach vorne: „Die Verwaltung muss sich öff- nen.“Ganz im Sinne Lothar Späths. „Er war einer, der früh über die Grenzen geschaut hat“, betont Bürk, der erste Präsident der Akademie mit grünem Parteibuch. 66 Jahre alt ist der frühere Bürgermeister von Uhldingen-Mühlhofen am Bodensee. Gewählt ist er bis 2018.
Der öffentliche Dienst hat ein Nachwuchsproblem – auf allen Ebe- nen. Der Kampf um die besten Köpfe wird härter. Die Seminare und Lehrgänge sollen neue Führungskulturen befördern, um sich in diesem Wettbewerb behaupten zu können. Verwaltungspersonal sei zu lange darauf fixiert gewesen, nur nichts falsch zu machen. Nötig seien mehr Ermessensspielräume. Nur so bleibe der Staat als Arbeitgeber attraktiv.
Die elfmonatigen Führungslehrgänge gelten noch immer als Sprungbrett für Karrieren in der Verwaltung. Die Teilnehmerzahl war zuletzt auf 20 Personen begrenzt. Der Aufstieg ist zwar nicht garantiert – die Wahrscheinlichkeit, schneller Karriere zu machen, lässt sich aber statistisch nachweisen. Aktuell finden sich in den Stuttgarter Ministerien vier Ministerialdirektoren, die Absolventen der Akademie sind.
Bürgerbeteiligung im Fokus
Weiten Raum in der Arbeit hat zuletzt das Thema Bürgerbeteiligung eingenommen. Vermehrt greifen dabei Kommunen auf die Moderation durch das Akademie-Personal zurück – etwa bei der regionalen Schulentwicklung. Inhaltliche Vorgaben gibt es dabei nicht. „Wir sind die Fachleute für Prozesse“, betont Generalsekretär Thomas Berg. Gerade bei einem so sensiblen Thema sei die externe Moderation Grundlage für den Erfolg. Ein Beispiel dafür, dass die Außensicht den Ablauf schwieriger Verhandlungen begünstigen kann, ist auch das neue Karlsruher Kulturkonzept: Hier brachte die Akademie 200 Beteiligte an einen Tisch.