Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Zur Person Stabilisierer
55, der seit Montag die israelischen Streitkräfte führt, gilt als kühler, erfahrener Kopf ohne übergroßes Ego. Bereits 2011 hätte ihn der frühere Verteidigungsminister Ehud Barak gerne zum obersten General ernannt. Eisenkot winkte jedoch ab und ließ Benny Ganz den Vortritt, weil der doch den höheren Rang besitze. Stattdessen gab Eisenkot den loyalen Vize an der Spitze des israelischen Militärs. Entsprechend reibungslos dürfte nun der Stabswechsel verlaufen.
Selten gab es eine so unstrittige Ernennung auf den Chefposten im militärischen Hauptquartier in Tel Aviv, durch das man laut Verteidigungsminister Mosche Jaalon „ der vielen Schlangen wegen besser mit hohen Stiefeln läuft“. Sich aus allen Intrigen herauszuhalten, gelingt offenbar kaum einem. Auch Eisenkot wurde wegen einer Affäre um gefälschte Dokumente, mit denen Offiziere einen unliebsamen Kandidaten diskreditieren wollten, zweimal polizeilich vernommen.
Aber an dem jovial wirkenden Eisenkot blieb nichts hängen. Der Sohn einer marokkanischen Einwandererfamilie diente während seiner Militärkarriere als Kommandant der hochdekorierten Golani- Brigade, übernahm während der zweiten Intifada die Panzerdivision im Westjordanland, fungierte unter Barak als Militärsekretär, lenkte den israelischen Abzug aus Südlibanon im Jahr 2000 und übersah ebenso die Militäroperationen im Libanonkrieg 2006.
„ Gadi Eisenkot ist die richtige Person am richtigen Platz zur richtigen Zeit“, hat Premier Benjamin Netanjahu über ihn gesagt. Ganz auf gleicher Wellenlänge liegen die beiden, wie zum Beispiel im Atomkonflikt mit dem Iran, aber nicht. Auf den neuen Armeechef warten eine Menge Herausforderungen. An allen Grenzen lauern Gefahren. Im Süden sind es die Dschihadisten, im Norden die libanesische Hisbollah- Miliz und die zu al- Kaida zählende Nusra- Front auf den Golanhöhen. Umso wichtiger ist, dass Eisenkot neben seinen Führungsqualitäten auch für Kontinuität und Stabilität steht. Inge Günther