Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Hitlers Wanderweg“im Pilcher-Idyll
Englisches Fischerdorf Mevagissey irritiert mit Plänen für Park-Namensgebung
Simone Thomalla Tochter Sophia
(49) und ihre (25, rechts, Foto: dpa) stehen erstmals gemeinsam vor der Kamera. Einen entsprechenden Bericht der „Bild“-Zeitung bestätigte das Management Simone Thomallas am Montag. Die Schauspielerinnen treten dem Blatt zufolge auch im Film als Mutter-Tochter-Gespann auf – in der „wilden, punkigen Lebensgeschichte“des Fotografen Oliver Rath. Das Drehbuch werde noch geschrieben, ein Termin für den Kino-Start stehe noch nicht fest. Simone Thomalla war zuletzt am Sonntag als Kommissarin Eva Saalfeld im Leipziger „Tatort“zu sehen. (dpa)
- Weil das englische Fischerdorf Mevagissey einer Grünfläche den Namen „Hitlers Wanderweg“gegeben hat, ist das idyllische Städtchen an der Südküste Cornwalls auf einen Schlag bekannt geworden. Jüdische Gemeinden auf der ganzen Welt sind erzürnt über die Pläne. Die Verantwortlichen beteuern, der Park sei nicht nach dem Nazi-Diktator, sondern einem despotischen Lokalpolitiker benannt.
Mevagissey an der Südküste der Grafschaft Cornwall ist ein pittoreskverschlafenes Dorf, hübsch genug, dass es manchmal als Filmkulisse benutzt wird. So entstand zum Beispiel die Verfilmung des Rosamunde-Pilcher-Romans „Schlangen im Paradies“hier. Jetzt hat das 2200-Einwohner-Örtchen mit einem Mal einen prominenten Platz auf der WeltLandkarte. Denn eine Grünfläche in Mevagissey soll ein Schild mit der Aufschrift „Hitlers Walk” – übersetzt „Hitlers Wanderweg” – bekommen. Jüdische Gemeinden rund um den Globus reagierten mit Verärgerung: Bis nach Israel wurde über das eigentlich ruhige Fischerdörfchen inzwischen berichtet. Jüdische Briten vor Ort wollen Mevagissey boykottieren.
Nun ist das Schild keine ganz neue Idee der Lokalpolitiker in dem cornischen Fischerdorf. Bis 2005 stand an derselben Stelle bereits ein identisches, das den Park als „Hitlers Wanderweg” auszeichnete. 2005 hat die Kommune es dann beseitigt. Denn als publik wurde, dass man in Cornwall auf „Hitlers Weg” laufen konnte, hatte es Proteste gehagelt. Vor allem auch für deutsche Cornwall-Besucher auf den Spuren der Romantik-Autorin Rosamunde Pilcher muss es bis dahin ein bizarrer Anblick gewesen sein.
Bizarr ist auch der Zeitpunkt der Entscheidung, das Schild wieder aufzustellen: Fünf Tage vor dem Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz hielten die Mitglieder des Gemeinderats es für eine gu- te Idee, die Wiederaufstellung zu beschließen – mit einer nicht minder dürftigen Erklärung: „Der Name geht zeitlich auf vor den Krieg zurück”, erlärte der Lokalpolitiker John Daniel britischen Medien, „als derjenige, der für den Park verantwortlich war, ein wenig autoritär war. Es ist nicht verletzend gemeint, so nennen den Park eben die Menschen von hier.”
Genaugenommen nennen die Leute den Park so seit den 1930erJahren, vorher hieß er nämlich Cliff Park. Doch weil das damalige Gemeinderatsmitglied Wright Harris es mit seiner autoritären Art zu einer lokalen Berühmtheit schaffte, wurden zuerst der Mensch und dann der Park nach dem Nazi-Diktator benannt. Ob mit dem Schild nun der echte oder ein „falscher“Hitler gemeint ist, ist der jüdischen Gemeinde in Cornwall relativ egal. Sie ist verärgert. Der Vorsitzende Harvey Kurzfield erkärte der Lokalpresse, er sei „erstaunt und perplex, dass irgendjemand in der heutigen Zeit ein solches Schild anbringt”. Er könne allen jüdischen Menschen in Cornwall nur raten, dieses Dorf zu boykottieren.
„Pol-Pot-Platz als Nächstes?“
Mevagissey ist zwiegespalten, was die Namensgebung betrifft. Der Lokalpolitiker John Olford findet zum Beispiel, dass die ganze Diskussion „falschverstandene politische Korrektheit” sei. Andere schämen sich. „Es wäre eine Schande und es würde den Namen von Mevagissey schlecht machen”, sagte ein Dorfbewohner dem „Cornish Guardian”. Ein aufgebrachter Hausbesitzer erklärte der Zeitung „The Independent”: „Und was kommt als nächstes? Stalin Straße? Pol Pot Platz? Für die Erinnerungen an alle, die im Krieg gestorben sind, ist das beleidigend.”
Das Medienecho hat inzwischen dazu geführt, dass der Gemeinerat seine Entscheidung noch einmal überdenken will. Das Thema soll bei der nächsten Sitzung wieder auf die Tagesordnung kommen, die noch diesen Monat stattfinden soll.