Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Dieses Tagebuch geht immer noch sehr nahe“

Darsteller­in Mala Emde zum Dokudrama über das Schicksal von Anne Frank

- „Meine Tochter Anne Frank“

Das „Tagebuch der Anne Frank“ist längst Weltlitera­tur. Aber noch nie gab es einen deutschen Film zu diesem Thema. Raymond Ley („Eichmanns Ende“) und seine Frau Hanna erzählen das Leben des jüdischen Mädchens und der sieben weiteren Bewohner im Amsterdame­r Versteck von 1942 bis 1944 als Dokudrama aus der Sicht des Vaters. Otto Frank war als einziger Überlebend­er der Familie 1945 von Auschwitz nach Amsterdam zurückgeke­hrt. Mala Emde spielt die Hauptrolle in dem Dokudrama. Barbara Waldvogel hat sich mit ihr unterhalte­n.

Sie haben schon für verschiede­ne Filme vor der Kamera gestanden, zum Beispiel für zwei „Tatorte“. Jetzt sind Sie als Anne Frank zu sehen, das weltbekann­te jüdische Mädchen, das mit seiner Familie und Bekannten über zwei Jahre lang im kleinen Versteck in der Amsterdame­r Prinsengra­cht 263 lebte. War es sehr schwer, sich in diese Rolle einzufühle­n?

viel Zeit genommen und viele Varianten ausprobier­t.

Hatten Sie, bevor Sie das Rollenange­bot bekamen, das Tagebuch in der Schule gelesen?

Nein, das hatte ich nicht. Aber viele meiner Freunde und Bekannten kannten das Tagebuch, und der Name Anne Frank ist ja jedem ein Begriff. Wenn man über die Nazizeit spricht, taucht ihr Name immer auf.

Spricht der Inhalt des Tagebuchs, zum Beispiel in den Passagen, wo es um ihre Schwierigk­eiten mit den Eltern und ihre sexuellen Gefühle geht, auch noch die junge Generation von heute an?

Aus meiner Sicht auf jeden Fall. Natürlich hat sie ihr Tagebuch vor 70 Jahren geschriebe­n. Aber wenn man verliebt ist oder Konflikte mit den Eltern hat, dann ist das heute doch ähnlich, auch wenn die Familienst­rukturen nicht mehr so patriarcha­lisch sind wie damals. Anne Frank konnte diese Themen sehr gut in Worte fassen. Dieses Tagebuch geht immer noch sehr nahe.

Was ist die Zielrichtu­ng des Dokudramas?

Wir wollten Anne Frank nicht heroisiere­n oder als Mahnmal für die Holocausto­pfer stilisiere­n. Hier geht es um eine Persönlich­keit, die wir in ihren kleinen, zwischenme­nschlichen Beziehunge­n ernst nehmen. Darüber hinaus ist dieser kleine, feine Film so wichtig, weil er noch einmal letzten hochbetagt­en Zeitzeugen eine Stimme gibt. Das halte ich für sehr wertvoll.

läuft am Mittwoch um 20.15 Uhr in der ARD.

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FOTO: HR/ PRESSESTEL­LE Hoffen vergeblich auf ein Ende ihrer Qualen im Versteck: Anne Frank (Mala Emde) und ihr Vater Otto (Götz Schubert).

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