Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Hendricks wirbt für Fleisch-Diät in Deutschlan­d

Bundesumwe­ltminister­in will Verzehr bis 2050 halbieren – Widerstand der CSU im Kabinett

- Von Larissa Koch

- Der Durchschni­ttsdeutsch­e verzehrt wöchentlic­h 1,1 Kilogramm Fleisch. Das ist im Schnitt jeden Tag ein Schnitzel oder ein Steak. Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hendricks plant nun eine FDH-Offensive: „Friss die Hälfte“– die berühmte Diätformel als offizielle Empfehlung für den Fleischkon­sum.

Die SPD-Politikeri­n will den Fleisch- und Wurstverze­hr in der Republik bis 2050 halbieren und damit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Klimaschut­z und Gesundheit­svorsorge. Hierbei handelt es sich um eine von vielen Maßnahmen im 67 Seiten starken Entwurf für den „Klimaschut­zplan 2050“. Darin heißt es: Für den Klimaschut­z entscheide­nd sei vor allem der Abbau der Wiederkäue­rbestände.

Rinder dünsten viel Methan und Kohlendiox­yd aus – zwei schädliche Klimagase. Daher solle, so heißt es in Hendricks‘ Papier, „ein Fleischkon­sum entspreche­nd der Empfehlung­en der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung (DGE) angestrebt werden“. Die DGE empfiehlt, nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch und Wurst pro Woche zu verzehren. Für die Meisten stünde daher eine ziemlich strenge Fleischdiä­t auf dem Plan.

Agrarminis­ter Christian Schmidt schmecken diese Pläne nicht. Der CSU-Mann empört sich über das Papier der Umweltmini­sterin, das zwar mit dem Wirtschaft­sministeri­um abgestimmt sei, aber nicht mit dem Kanzleramt. „Landwirtsc­haft und Klimaschut­z dürfen nicht gegeneinan­der ausgespiel­t werden“, warnt Schmidt.

Flankensch­utz erhält Hendricks dagegen von den Grünen. Die wollen nämlich die Massentier­haltung in den nächsten 20 Jahren verbieten. „Es gibt mehr als einen guten Grund in Zukunft nicht mehr auf massenhaft­e Fleischpro­duktion in Deutschlan­d zu setzen“, sagt Fraktionsc­hef Anton Hofreiter. Verbrauche­r müssten gutes Fleisch von Ramschware unterschei­den können, dafür brauche es eine Kennzeichn­ungspflich­t.

Wie hältst du es mit dem Fleisch? Eine Frage, die in der Berliner Politik immer wieder zu Streit führt, der bis ins Kabinett hinein reicht. Hier Schmidt, der gegen Auflagen für Bauern ist, da Hendricks, die die Viehzucht deutlich reduzieren will.

Wer beim Gedanken an Fleischver­zicht nun verzweifel­t, sollte auf den Expertenra­t hören: „Wir brauchen die derzeit verzehrten Fleischmen­gen nicht, um uns optimal mit Nährstoffe­n zu versorgen. Daher müssen wir auch nicht auf andere Lebensmitt­el ausweichen, wenn wir nur die Hälfe der bisherigen Fleischmen­ge essen würden“, sagt DEG-Vizepräsid­ent Heiner Boeing. Sogar ein völliger Verzicht auf Fleisch sei unter Gesundheit­saspekten kein Problem, so der Ernährungs­experte.

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FOTO: DPA Die Deutschen essen viel Fleisch, das schadet der Umwelt.

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