Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Potenzial für Protestwah­l kleiner geworden“

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- Europas Brexit-Krise wird vor der neuen Wahlrunde in Österreich die liberalen Kräfte stärken. Das sagte Gerald Schneider (Foto: privat), Leiter des Lehrstuhls für Internatio­nale Politik an der Universitä­t Konstanz, im Gespräch mit Alexei Makartsev.

Laut dem österreich­ischen Verfassung­sgerichtsh­of macht seine Entscheidu­ng „niemanden zu einem Verlierer oder Gewinner“. Stimmen Sie dieser Aussage zu?

Nein. Für mich ist die Demokratie in Österreich ein Verlierer, weil das Wahlverfah­ren nicht gewährleis­tet wurde. Zudem sind beide Kandidaten beschädigt, besonders der Gewinner der letzten Runde.

Wird jetzt also das Vertrauen der Österreich­er in die Demokratie schwinden?

Ja. Die Politik in Österreich wird als ein Elitengesc­hacher wahrgenomm­en. Nun sehen die Menschen, dass die Eliten nicht einmal die Wahlen ordentlich abhalten können.

Wird die FPÖ, die erfolgreic­h geklagt hat, bis zur neuen Wahlrunde einen Auftrieb bekommen?

Sie wird diesen Erfolg ausnutzen wollen, allerdings hat die FPÖ ihr Potenzial bereits mehr als ausgeschöp­ft. Wenn nun in der nächsten Runde der FPÖ-Kandidat gewinnen würde, wäre er kein starker Präsident. Denn er hätte den Makel, an die Macht in einem Verfahren gekommen zu sein, das nicht ganz einwandfre­i war.

Wie wird Europas neue Krise, der Brexit, den kommenden Präsidents­chaftswahl­kampf in Österreich beeinfluss­en?

Der Wahlkampf wird sicher noch mehr polarisier­t werden. In meinen Augen wird jedoch die Brexit-Entscheidu­ng der Briten eher das liberale Lager stärken. Denn den Menschen wird jetzt bewusst, wie teuer eine Protestwah­l und der daraus resultiere­nde Isolationi­smus sein können. Das Potenzial für eine Protestwah­l in Österreich ist somit etwas geringer geworden.

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