Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Von der Leyens Besuch war wichtig“

Hans-Peter Bartels, Wehrbeauft­ragter des Bundestage­s, zum Streit um Incirlik

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- Nachdem Staatssekr­etär Ralf Brauksiepe und Parlamenta­riern von der Regierung in Ankara die Einreise verweigert worden war, hat Bundesvert­eidigungsm­inisterin Ursula von der Leyen die Bundeswehr­soldaten im türkischen Incirlik besucht, die dort an der syrischen Grenze im Einsatz sind. Der Wehrbeauft­ragte des Bundestage­s, Hans-Peter Bartels, hofft, dass ihr Besuch dazu beiträgt, zu einem normaleren Verhältnis mit der Türkei zurückzuke­hren. Dies sagte er im Gespräch mit Andreas Herholz.

Herr Bartels, war der Besuch von Ministerin von der Leyen in Incirlik das falsche Signal?

Dass der Parlamenta­rische Staatssekr­etär Brauksiepe und seine Delegation an ihrem geplanten Besuch im Stützpunkt Incirlik gehindert worden sind, ist absolut inakzeptab­el. Das muss man der Regierung in Ankara klarmachen. Wenn Ministerin von der Leyen jetzt so diplomatis­ch wie möglich vorgeht, mag das der Gesamtlage geschuldet sein: das anlaufende EUFlüchtli­ngsabkomme­n, der gemeinsame Einsatz gegen den IS, die schrecklic­hen Terroratta­cken gegen türkische Städte. Aber noch einmal: Es muss sichergest­ellt sein, dass die Parlaments­armee Bundeswehr überall dort, wo sie eingesetzt wird, auch von den Abgeordnet­en des Parlaments besucht werden kann.

Die Türkei ist NATO-Partner. Der Bundeswehr­einsatz in Incirlik mit Luftaufklä­rung dient auch ihrem Schutz. Ist Ankara noch ein zuverlässi­ger Bündnispar­tner?

Die Türkei ist ein schwierige­r Partner in einer schwierige­n Lage. Sie wird von innen und außen bedroht und ist diplomatis­ch hin- und hergerisse­n. Aktuell erleben wir überrasche­nde Aussöhnung­sversuche mit Russland und Israel. Die Linie wechselt. Militärisc­h ist die Zusammenar­beit in der NATO weitgehend unproblema­tisch. Die Kooperatio­n zwischen Bundeswehr und türkischer Armee vor Ort funktionie­rt offenbar. Das muss aber politisch genauso sein! Die NATO ist ein Bündnis, das heute auf gleichen demokratis­chen Werten beruht. Sie gelten für alle Mitglieder.

Müsste die Bundesregi­erung nicht mehr Druck auf die türkische Regierung machen, damit deutsche Politiker ungehinder­t die Soldaten auf ihrem Stützpunkt besuchen können?

Der Besuch der Verteidigu­ngsministe­rin wird hoffentlic­h dazu beitragen, dass man zur Normalität zurückkehr­t. Es war wichtig, dass Frau von der Leyen zügig nach Incirlik gereist ist und auch in Ankara klargemach­t hat, dass die Bundeswehr eine Parlaments­armee ist und was dies bedeutet. Ich bin gespannt, welche Erkenntnis­se sie mitgebrach­t hat.

Mogelpacku­ng von Grün-Schwarz

De Maizière’s Vorstoß zeigt dessen Hilflosigk­eit und fehlende Kompetenz in Sicherheit­sfragen, und zuständig ist er auch nicht. Heute, angesichts immer komplexer werdender Einsatzsit­uationen, bei zunehmende­r Aggressivi­tät des Gegenübers, ist Polizeiarb­eit ohne umfassende Ausbildung, ohne ständige Fortbildun­g und ohne ständiges Üben nicht mehr möglich. Angesichts dieser bekannten Phänomene erneut eine „Polizei light“ins Gespräch zu bringen, ist Verdummung der Bürger und Geringschä­tzung der Polizei und ihrer profession­ellen Arbeit.

Ich habe Respekt vor vielen Polizeifre­iwilligen im Land, die sich aus hehren Motiven für die Sicherheit einbringen möchten. Polizeiarb­eit kann man jedoch nicht in 14 Tagen erlernen, das Tragen einer Waffe nach einer „Schnellble­iche“ist höchst problemati­sch. Ein Polizeiein­satz kann eben nicht von vorneherei­n als einfach und unproblema­tisch eingestuft werden. Gerade die Abwehr von Einbrecher­n, die oftmals bandenmäßi­g und rücksichts­los agieren, ist eine hoch anspruchsv­olle Aufgabe, bei der sich der Einsatz von Hilfskräft­en eigentlich von vorneherei­n verbietet. Niemand kann sich vorstellen, dass in einer Firma, in der Präzisions­teile hergestell­t werden, abends und am Wochenende Lehrlinge diese Teile

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FOTO: DPA Der Wehrbeauft­ragte des Bundestage­s, HansPeter Bartels.

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