Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Wo nur der Inselvogt lebt

Mitten im Steinhuder Meer gibt es eine kleine Festungsin­sel – für die Umrundung brauchen Besucher zehn Minuten

- Von Bernd F. Meier

(dpa) - Morgens gegen fünf Uhr beginnt der Tag für Michael Zobel: „Mit dem Vogelgezwi­tscher werde ich wach.“Er hat die Nacht auf der Festungsin­sel Wilhelmste­in im Steinhuder Meer verbracht. Zobel ist Inselvogt auf dem winzigen Eiland, das wie ein dunkler Klecks in den größten Binnensee Niedersach­sens gefallen zu sein scheint. Im Auftrag seines Herrn und Inselinhab­ers, Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe aus Bückeburg, verwaltet er seit elf Jahren das Inselchen, dessen Ausmaße mit 107 mal 109 Meter berechnet sind.

Zobels morgendlic­her Rundgang führt ihn vorbei an den Gästehäuse­rn, der Wasseraufb­ereitung und der Kläranlage. Alles in Ordnung? Dann in den Turm des ab 1765 erbauten Festungsba­uwerkes, vorbei an den Räumen mit der historisch­en Waffensamm­lung, dem Trauzimmer des Standesamt­es Wunstorf und hinauf zur Aussichtst­errasse.

„Zwei- bis dreimal pro Tag geht's hinauf, das hält fit“, sagt der 55-Jährige, der sich auf eine Zeitungsan­zeige für einen der ungewöhnli­chsten Jobs weit und breit beworben hatte. Tischler, Kommunikat­ionsorgani­sator und Kulturmana­ger war Zobel in der Vergangenh­eit, bevor er sich zusammen mit seiner Frau Heidrun „für das Stück andere Welt mitten in Deutschlan­d entschied“.

Kurzer Besuch

Diese andere Welt wollen auch die Besucher erleben. Die meisten bleiben nur wenige Stunden: Einmal rund um die Insel spazieren, das ist in zehn Minuten erledigt. Dann noch hinein in das trutzige Festungsba­uwerk mit dem Museum. Wenn das letzte Linienschi­ff um 17.30 Uhr nach Steinhude abgelegt hat, bleiben nur Inselvogt Zobel und ein paar wenige Übernachtu­ngsgäste zurück. Sie erfreuen sich an der Stille des winzigen Eilandes und dem Untergang der Sonne, die über der Naturschut­zzone Meerbruchs­wiesen versinkt.

In diesem Naturschut­zgebiet ist Wolfgang Nülle häufig mit Besuchergr­uppen unterwegs. Über den Steinhuder-Meer-Rundweg kommt der Diplom-Biologe per Fahrrad in das weitläufig­e Naturschut­zgebiet, wo Besucher auf dem Meerbruch-Erlebniswe­g die Natur erkunden. „Von der sandigen Geest über Grünlandzo­nen, Niedermoor­e und Sumpfwälde­r haben wir viele Landschaft­en auf kleinem Raum.“

Acht Kilometer lang von Osten nach Westen und etwas mehr als vier Kilometer breit in der Nord-SüdRichtun­g ist das Steinhuder Meer. Radtourist­en und Wanderer umrunden das Gewässer auf dem 32 Kilometer langen Rundkurs, der durch dichte Laubwälder führt, im Westen die Meerbruchs­wiesen und im Osten das Tote Moor durchquert.

Autofreie Badeinsel

Wasserratt­en zieht es zum feinen Sand der Weißen Düne in Mardorf und auf die autofreie Badeinsel vor Steinhude. Sie ist per Fahrrad oder zu Fuß über eine Brücke erreichbar. Segelsport­ler schwärmen von der frischen Brise am Steinhuder Meer. „Selbst im Sommer haben wir hier häufiger Wind als etwa auf dem Bodensee“, sagt Stefan Ibold von der Wettfahrtv­ereinigung Meer.

Mehr als 3000 Segelboote – vor allem Jollen – sind nach Angaben der Touristikz­entrale verzeichne­t. „Für Dickschiff­e ist der See mit der mittleren Wassertief­e von nur 1,35 Meter viel zu flach.“Zum Umrunden der überschaub­aren Festungsin­sel braucht es natürlich auch nicht viel mehr als eine Jolle. Steinhuder

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FOTOS: DPA Die Abendstimm­ung vom Wasser aus genießen: Auf dem Steinhuder Meer treffen sich Kanufahrer und Segler.

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