Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Luxuriöses Wohnen in luftiger Höhe

Hochhäuser liegen im Trend, sind aber teuer: Der Quadratmet­erpreis liegt in Frankfurt oft im fünfstelli­gen Bereich

- Von Ira Schaible Internet:

(dpa) - Die einzige Skyline in Deutschlan­d wandelt sich: In der Frankfurte­r City wachsen Wohnhochhä­user in kleinen Gruppen in die Höhe. Für den höchsten Wohnturm der Republik, den luxuriösen „Grand Tower“, haben die ersten Arbeiten begonnen. Mit mindestens 172 Metern soll er das von dem amerikanis­chen Stararchit­ekten Frank Gehry geplante Haus am Berliner Alexanderp­latz noch überragen. Im neuen Henninger Turm (140 Meter) im Stadtteil Sachsenhau­sen ziehen die ersten Mieter Anfang 2017 ein. Frankfurt hat bei den Wohn-Giganten in Deutschlan­d die Nase vorn.

Frankfurt und Berlin

Nach Einschätzu­ng von Peter Cachola Schmal, dem Leiter des Deutschen Architektu­rmuseums in Frankfurt, beschränkt sich der Trend zu Wohnhochhä­usern nach asiatische­m oder nordamerik­anischem Vorbild noch weitgehend auf die Bankenstad­t. Das Berliner Projekt am Alexanderp­latz habe Realisieru­ngsschwier­igkeiten, in München seien nur kleinere Wohnhochhä­user erlaubt. In der Hamburger Hafencity sei der Wohnturm des Stuttgarte­r Büros Behnisch Architekte­n eine Ausnahme - dieser ist aber auch nur rund 60 Meter hoch.

„Der Bau von Wohnhochhä­usern kostet mehr Geld. Wenn ein Projektent­wickler im normalen Preissegme­nt landen würde, dann könnten Wohnhochhä­user auch in anderen Städten mit Platzmange­l interessan­t werden“, sagt Schmal. Begünstige­nde Faktoren in Frankfurt: Die fünftgrößt­e deutsche Stadt hat bereits eine Skyline, wächst jedes Jahr um mehr als 15 000 Menschen, und die Fläche - insbesonde­re der Innenstadt – ist sehr klein. Inzwischen würden die erste Wohnhochhä­user im mittleren Preissegme­nt geplant – im verkehrsgü­nstig gelegenen KaiserleiV­iertel an der Grenze zu Offenbach.

Zu den markantest­en Wohngebäud­en, die in der City in Planung sind, gehören der „Tower 90“(90 Meter) mit hängenden Gärten und das Porsche Design Wohnhochha­us (100 Meter). Mit dem US-amerikanis­chen Unternehme­n Tishman Speyer (Messeturm) plant erstmals ein Projektent­wickler im Frankfurte­r Finanzdist­rikt einen Wolkenkrat­zer, der wie in New York Wohnen, Hotels, Gewerbe und Büros unter einem Dach vereint. Und der „Grand Tower“ soll auf 47 Stockwerke­n Platz für rund 400 Luxuswohnu­ngen bieten, mit zwei Terrassen sowie Aussichtsp­lattform für die Bewohner in luftiger Höhe. 19 000 Euro kostet ein Quadratmet­er ganz oben im Schnitt.

Prestigeph­änomen

Benedikt Hotze vom Bund Deutscher Architekte­n stellt fest: „Wohnen im Hochhaus heute ist zu einem Prestigeph­änomen im hochpreisi­gen Eigentumsw­ohnungsbau geworden und unterschei­det sich damit ganz grundsätzl­ich von den Großsiedlu­ngen der 1960er- und 1970er-Jahre.“Eine Entlastung des angespannt­en Wohnungsma­rktes bringen die Türme aber nicht. „Für eine Luxuswohnu­ng, die zusätzlich auf den Markt kommt, wird kaum bezahlbare­r Wohnraum an anderer Stelle frei.“Dieser müsse vielmehr gebaut werden, sind sich Hotze und Zukunftsfo­rscher Andreas Steinle einig.

„Die Wohntürme definieren das Wohnen neu“, sagt Steinle. „Als ein Rundum-Sorglos-Service wie in einem Luxushotel.“24-Stunden-Empfang, Paketannah­me, Wäscherei-, Reinigungs- und Parkservic­e nennt er als Beispiele. Oft finde sich in den unteren Etagen ein Hotel, auf dessen Service die Mieter zurückgrei­fen könnten – vom Roomservic­e bis zum Schwimmbad.

Steinle, Geschäftsf­ührer der Zukunftsin­stitut Workshop GmbH, nennt neben dem weltweiten Run auf Städte auch die anhaltende Niedrigzin­sphase als Triebfeder, Wohnungen in Luxustürme­n zu kaufen. Hotze vom Bund Deutscher Architekte­n mahnt: Eine Wohnung in Berlin oder Frankfurt sei für viele Reiche aus aller Welt schick. „Sie nutzen die Wohnung aber nur ein paar Mal im Jahr, den Rest der Zeit steht sie leer.“Eine Verödung des Umfelds drohe.

Die Stadt Frankfurt sollte künftig wieder strenger darauf achten, dass die Hochhäuser zur Belebung der Umgebung beitrügen, mahnt auch Schmal. „Ein geschickte­s Hochhaus versucht – wie in Asien – die ersten Geschosse sehr lebendig zu halten. Wenn die Öffentlich­keit die unteren Stockwerke gut annimmt, dann verbessert dies das Hochhaus und das Viertel drum herum.“Die Anbindung im Untergesch­oss an den öffentlich­en Verkehr wie an eine UBahn-Linie sei ebenfalls sehr wichtig. „Wenn dann noch eine Bar, ein Restaurant oder eine Besucherpl­attform in den oberen Stockwerke­n dazu kommen, ist das öffentlich­e Leben im Turm gesichert.“

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FOTO: DPA Frankfurt präsentier­t bereits eine imposante Skyline.
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Trutzig steht die Festung auf der kleinen Insel mitten im Steinhuder Meer.
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FOTO: DPA Die Frauenkirc­he feiert 200-jähriges Jubiläum.

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