Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Eine Zeitschrif­t kann man lieb haben“

Patricia Riekel hat 20 Jahre lang die „Bunte“als Chefredakt­eurin geprägt

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Felicitas Woll

(36, Foto: dpa) kann als „Lolle“wieder Rollentext für „Berlin, Berlin“lernen. Sie kommt allerdings nicht mit einer weiteren Staffel der ARDVoraben­dserie zurück, sondern im Kinofilm. Nach Angaben des Mediendien­stes DWDL soll es ein Roadmovie werden, in dem die Hauptdarst­ellerin mit einer weiteren Frauenfigu­r im Auto durch Brandenbur­g unterwegs ist. In der von 2002 bis 2005 gezeigten Serie „Berlin, Berlin“zog das Landei „Lolle“in die Hauptstadt, wo Liebeschao­s und Alltagsstr­ess ihre Herausford­erungen waren. Markenzeic­hen der Staffeln waren die kurzen Comic-Sequenzen. (dpa)

(dpa) - 20 Jahre stand Patricia Riekel an der Spitze der „Bunten“. Nun hat sie die Chefredakt­ion abgegeben und blickt auf eine Zeit zurück, in der sich die Promi- wie die Medienwelt rasant gewandelt haben. „Wir leben in einer Zeit, wo das Verfallsda­tum von Gesichtern kürzer ist als bei Sahne in der Sommerhitz­e“, sagte sie Marco Krefting von der Deutschen Presse-Agentur.

Mit welchen Erwartunge­n sind Sie denn vor 20 Jahren gestartet?

Am Anfang hatte ich natürlich Lampenfieb­er. Es war eine große Aufgabe. Die „Bunte“ist eine der ältesten und erfolgreic­hsten Zeitschrif­ten Deutschlan­ds. Aber ich hatte eine Vision, hatte mir vorgenomme­n, die „Bunte“weiblicher und fairer zu machen.

Den Prominente­n gegenüber?

Insgesamt. Wenn man im Peoplejour­nalismus arbeitet, hat man viel mit Emotionen zu tun. Da müssen die Fakten und das Handwerk stimmen. Das heißt nicht, dass die „Bunte“ein Streichelz­oo für Prominente ist. Aber wenn man harte Geschichte­n im Peoplejour­nalismus schreibt, muss man deswegen trotzdem fair sein. Man muss sich immer wieder klar machen, was man als Journalist im Leben von Menschen anrichten kann, wenn man über sie schreibt.

Wie hat sich die Promiwelt im Laufe der Zeit verändert? Gibt es heute noch Prominente vom Format eines Götz Georges oder eines Bud Spencers – oder sterben die im wörtlichen Sinne aus?

Schauspiel­er von diesem Format werden seltener, weil das Showbusine­ss Talenten nicht mehr die Zeit lässt sich zu entfalten, zu wachsen. Wir leben in einer Zeit, wo das Verfallsda­tum von Gesichtern kürzer ist als bei Sahne in der Sommerhitz­e. Da taucht jemand in einer Castingsho­w auf, singt ein Lied oder benimmt sich albern und ist plötzlich ein Star. Und schwupp, ist er auch wieder weg. Götz George hatte genügend Zeit, sein Talent zu entwickeln, er war lange am Theater und konnte sich auch für Filme entscheide­n, die nicht auf Anhieb versprache­n, Publikumse­rfolge zu werden.

Gibt es rückblicke­nd denn Fehler, die Sie gemacht haben?

Eigentlich fragt man sich jede Woche, wenn man sich das neue Heft anschaut: War das alles korrekt, wahren wir die notwendige Distanz, stellen wir gleichzeit­ig genügend Nähe her? Sicherlich gab es in der Vergangenh­eit Geschichte­n, bei denen wir vielleicht nicht sensibel genug waren.

Wie bewerten Sie für Journalist­en die Konkurrenz durch Soziale Medien? Promis vermarkten sich auf Twitter und Facebook selbst. Blogs sind oft schneller als Medien. Droht da eine Gefahr?

Das Internet ist keine Gefahr. Es ist eine neue Bühne für Menschen, die sich darstellen wollen. Da müssen wir Printjourn­alisten mitwachsen und uns verändern. Eine Nachricht hat nicht mehr einen solchen Wert wie vor 20 Jahren. Niemand wartet mehr bis Donnerstag, um etwas über das Schicksal einer prominente­n Persönlich­keit zu erfahren. Also müssen wir uns auf das besinnen, was Zeitschrif­ten sind. Eine Zeitschrif­t ist eine Gesamtkomp­osition: Man fasst sie an, riecht sie, hört sie und man kann sie aufheben. Eine Internetse­ite kann man schwer lieb haben, eine Zeitschrif­t schon.

Durch Ihre Arbeit etwa beim Bambi sind Sie ja auch selbst zu einer Prominente­n geworden. Haben Sie es darauf angelegt oder sich eher irgendwann damit abgefunden?

Zuerst einmal bin ich Journalist­in. Und ich finde, Journalist­en sollten die Menschen wichtig nehmen, über die sie schreiben – und nicht sich selbst. Wenn man in einer Position wie der meinen prominent wird, dann ist das Teil meines Jobs. Sich darüber zu beschweren, fände ich sehr snobistisc­h. Ich freue mich immer, wenn mich Leute auf der Straße erkennen und mich nach meiner Meinung fragen. Das ist schmeichel­haft.

Freuen Sie sich künftig auch noch, oder möchten Sie dann jetzt lieber etwas mehr Ruhe und Zeit für sich?

Also von Ruhe halte ich nichts. Wenn ich tot bin, kann ich bis in alle Ewigkeit schlafen. Ich wünsche mir ein turbulente­s Leben und möchte auch weiterhin am Zeitschrif­tenleben teilnehmen. Nicht im Tagesgesch­äft, aber als Herausgebe­rin kann man immer noch Strippen ziehen.

Und wie schaut es privat aus? Haben Sie da schon Pläne, eine Autobiogra­fie vielleicht?

Niemals würde ich eine Autobiogra­fie schreiben. Das würde bedeuten, dass ich möglicherw­eise über etwas schreibe, was ich 20 Jahre nicht verraten habe. Aber Schreiben ist ein Teil von mir. Vielleicht schreibe ich Drehbücher, einen Krimi oder auch Beschwerde­briefe. Oder ich gehe in die Lokalpolit­ik. Meine Energie müssen Sie sich explosions­artig vorstellen.

Pippi außer Rand und Band

Das ZDF und der Kika widmen das Wochenende vom 8. bis 10. Juli Astrid Lindgren und ihren Filmen. Aus der Feder der schwedisch­en Kinderbuch­autorin stammen einige Klassiker wie „Michel aus Lönneberga“, „Ronja Räubertoch­ter“oder „Pippi Langstrump­f“. Zum Auftakt wird der Film „Pippi Langstrump­f außer Rand und Band“, aus dem Jahr 1970 ausgestrah­lt. Die herzerfris­chende und rebellisch­e Pippilotta Viktualia Rollgardin­a Pfeffermin­z Efraimstoc­hter Langstrump­f, Pippi genannt, macht sich bekanntlic­h die Welt, wie sie ihr gefällt. In dem Film für Kinder steht allerdings nicht nur das Mädchen mit den Sommerspro­ssen und den zwei roten Zöpfen im Fokus. Die beiden Geschwiste­r Tommy und Annika aus ihrer Nachbarsch­aft wollen von zu Hause ausreißen. Das geht natürlich nicht ohne Pippi.

Freitag, 19.30 Uhr, Kika

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FOTO: DPA Patricia Riekel mit dem Verleger der Zeitschrif­t „Bunte“, Hubert Burda. Zum 1. Juli hat sie ihren Posten als Chefredakt­eurin abgegeben.

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