Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Holzfiguren erinnern an Menschen in Not
Idylle mit Kunst: Karl Lutz aus Altshausen zeigt Kunstobjekte im Hängegarten
(sz) - „Zeitgenössische Kunst in barockem Ambiente“heißt die Ausstellung im historischen Hängegarten in Neufra. Bis zum 4. September präsentieren sieben Künstler des Internationalen Bodensee Clubs (IBC) Nördlicher Bodensee hier einen Teil ihrer Werke – zum Betrachten, zum Genießen, zum Diskutieren, zum Erwerben. Heute: Karl Lutz.
Karl Lutz war 45 Jahre lang Zimmermann, ehe er am Ende seines Arbeitslebens zur Kunst kam; Holz ist jedoch weiterhin sein Werkstoff. Über die Malerei in seinen mittleren Lebensjahren, kam Lutz auf Holzmosaiken aller Größen, dann auf Spiralen aus Fassdauben – mehrere Meter lange und etwa 1,50 Meter hohe – und Menschen. „Menschen, die in Not sind, die nach Hilfe rufen, die sich aber nicht ausdrücken können“, erklärt Lutz. Verschlossene Münder, die Arme nach oben gereckt, mit einem Auge in der Mitte der Stirn. Verängstigt. Da sie aus Fässern geschnitten seien, ergebe das ehemalige Spundloch automatisch das eine Auge. In allen Größen, von 80 Zentimetern bis zu zwei Metern, sind sie hier präsent. Sie stehen an verschiedenen Stellen: an der Straße zum Schloss, gleich hinter dem unteren Tor, zwischendrin und halb versteckt in den Hecken am Rand des Gartens oben. Der Größte von ihnen steht an exponierter Stelle mit Blick ins Donautal.
Mit seinen „Menschen“möchte Lutz mehrere Bezüge herstellen, zu Menschen mit schwerem Schicksal: zu den Fronleuten, die um 1570 die Gewölbe und den Garten hier vorbereiteten; zu den Kyklopen aus der griechischen Antike, die ebenfalls Mauern bauten, aus riesigen Steinen; zu Flüchtlingen. Zu ihnen hat Lutz eine besondere Beziehung: In Altshausen ist er engagiert, Flüchtlinge aus Syrien und Gambia zu betreuen, ihnen zu helfen. Mehrere von ihnen assistieren ihm beim Aufbau seiner Skulpturen, sind mit ihm anwesend.