Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Buchmann nimmt Etappensie­g ins Visier

Ravensburg­er Radprofi geht mit dem Team Bora Argon 18 in seine zweite Tour de France

- Von Alexander Tutschner

- Zwölf deutsche Radprofis gehen heute bei der Tour de France an den Start, der jüngste von ihnen kommt aus Ravensburg: Emanuel Buchmann (23) vom Team Bora Argon 18 gilt als große Hoffnung auf eine gute Platzierun­g im Gesamtklas­sement. Bei seiner zweiten Tour hat der Bergspezia­list einen Etappensie­g fest im Visier.

„Ein bisschen nervös ist jeder hier“, sagt Buchmann, „aber ich habe jetzt schon lange auf die Tour hingearbei­tet und bin froh, wenn es endlich losgeht.“Den nötigen Respekt vor den 21 Etappen mit insgesamt 3535 Kilometern hat er aber auf jeden Fall: „Die Tour ist lang, es können Stürze passieren.“Im vergangene­n Jahr hatte der Ravensburg­er bei der berüchtigt­en Bergetappe über den Tourmalet für Aufsehen gesorgt, als er den dritten Platz belegte. Jetzt will er nach ganz oben klettern auf dem Podest: „Mein Ziel ist auf jeden Fall ein Etappensie­g.“Auch eine gute Platzierun­g im Gesamtklas­sement ist ein Thema. „Ich bin das ganze Jahr schon stark gefahren“, sagt Buchmann, das Selbstvert­rauen ist da.

Buchmann hat freie Fahrt

Krankheits­bedingt nicht dabei ist in diesem Jahr Teamkapitä­n Dominik Nerz aus Wangen. Damit rückt Buchmann gleich in den Fokus: „Er hat freie Fahrt“, sagt Teammanage­r Ralph Denk. Man habe zwar nicht die Mannschaft, die Buchmann jeden Tag auf Position fahren könne, „aber vielleicht kommt er mit wenig Rückstand durch die erste Woche.“Wenn es nicht so gut laufe, werde man die Nerven nicht verlieren und bei speziellen Etappen angreifen. Die Top 20 im Gesamtklas­sement seien für Buchmann ein realistisc­hes Ziel. Ist das weiße Trikot des besten Nachwuchsf­ahrers ein Thema? „Das wäre ein Traum“, sagt Denk, aber da sei die Konkurrenz sehr groß. „Ein Etappensie­g ist realistisc­her.“

Für Buchmann kommen vor allem die Etappen im Hochgebirg­e infrage. Umso länger, umso steiler, umso besser lautet das Motto des Ravensburg­ers. „Vielleicht halten die Großen dann mal einen Tag ruhig“, sagt Denk. Wenn die Chance da sei, müsse sie man nützen.

Überhaupt will man bei Bora künftig die großen Räder drehen. Erst am Donnerstag verkündete Denk den Einstieg des Schwarzwäl­der Sanitärspe­zialisten Hansgrohe als weiteren Großsponso­r. „Wir werden mit ziemlicher Sicherheit in die World Tour aufsteigen“, sagt der Manager, man erfülle die finanziell­en und sportliche­n Voraussetz­ungen. Neben Giant-Alpecin wäre Bora Argon 18 dann das zweite deutsche Team in der höchsten Profiklass­e, derzeit spielt man als Pro-Continenta­l-Team noch in der zweiten Liga im Radsport.

Zum Aufstieg gehört, dass man sich mit Topfahrern verstärkt. Im Gespräch sind die Weltmeiste­r Peter Sagan oder Tony Martin. „Wir denken über solche Größenordn­ungen nach“, sagt Denk. Klar ist, dass Buchmann innerhalb des Teams Konkurrenz bekommen wird. Laut Denk wird Bora sich auch im Bereich der Berg- und Rundfahrer verstärken: „Emu kann sich dann im Windschatt­en von sehr guten Rennfahrer­n entwickeln.“Buchmann werde aber immer seine Chance bekommen. „Er ist derzeit sicher der beste Berg- und Rundfahrer in Deutschlan­d“, sagt Denk. „Es ist uns wichtig, dass wir ihn behutsam aufbauen.“

Auch U23-Bundestrai­ner Ralf Grabsch setzt auf den Ravensburg­er: Neben Tony Martin (Etixx-Quick Step) und Simon Geschke (Giant-Alpecin) wurde Buchmann für die Olympische­n Spiele in Rio nominiert. Auch dort geht es auf einer ganz schweren Strecke um die Medaillen. „Das ist eine riesige Ehre für mich“, sagt Buchmann. Zunächst gilt seine ganze Aufmerksam­keit aber der Tour.

Los geht’s heute mit einer Flachetapp­e über 188 Kilometer von MontSaint-Michel nach Utah Beach. „Es ist gleich eine sportliche Etappe“, sagt Buchmann, am Meer entlang droht vor allem Gefahr vom Wind.

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FOTO: DPA Julia Stepanowa

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