Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Stepanowa darf bei der EM starten
(dpa) - Doping-Kronzeugin Julia Stepanowa wird für ihren Mut belohnt und darf bei der Leichtathletik-EM in Amsterdam an den Start gehen. Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, begrüßte die Entscheidung des Weltverbandes IAAF. „Es ist ein wichtiges Zeichen des internationalen Sports, dass sie für ihr Risiko, Missstände in ihrem Sportsystem aufgedeckt zu haben, nicht abgestraft, sondern honoriert wird.“
In Moskau erregte ihre Starterlaubnis erwartungsgemäß Kritik. „Das ist keine gerechte Entscheidung, weil Julia Stepanowa selbst verbotene Präparate verwendet hat“, sagte der Vorsitzende des Sportausschusses der Staatsduma, Dmitri Swischtschjow, der Agentur Interfax. Das Gesetz solle für alle gleich sein.
Dagegen hat Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes DOSB, die EMTeilnahme von Stepanowa als „Signal in die richtige Richtung“gewertet. „Whistleblower müssen gestärkt werden, denn sie werden zur Glaubwürdigkeit und Optimierung des Anti-DopingKampfes dringend gebraucht.“Auch die Nationale Anti-Doping-Agentur begrüßt die IAAFEntscheidung und hofft, das Julia Stepanowa ein Vorbild für andere Athleten sein kann, über Doping zu berichten. „Whistleblower sind essenziell für die Anti-DopingArbeit“, sagte die NADA-Vorsitzende Andrea Gotzmann.
Nach dem Beschluss ist das Internationale Olympische Komitee (IOC) unter Zugzwang. Es muss klären, ob ein Start der russischen 800Meter-Läuferin bei den Sommerspielen in Rio de Janeiro mit der Olympischen Charta vereinbar ist. Stepanowa, die inzwischen in den USA lebt, musste selbst eine zweijährige Dopingsperre absitzen. Im März 2011 war sie wegen Auffälligkeiten in ihrem biologischen Pass und später eingestandenen Blutdopings gesperrt worden.