Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Lob für Brych, aber der Pfiff bleibt aus
(SID/dpa) - Als Felix Brych um kurz vor Mitternacht mit erhobenem Haupt das Stade Velodrome in Marseille verließ, dürfte das gleichzeitig sein Abgang von der EM-Bühne gewesen sein. Obwohl der Schiedsrichter aus München beim Viertelfinale zwischen Portugal und Polen (5:3 im Elfmeterschießen) grundsätzlich eine solide Leistung zeigte, könnte ihm ein ausgebliebener Elfmeterpfiff für Cristiano Ronaldo den Weg ins Finale versperren – ganz abgesehen von seiner Abhängigkeit vom Abschneiden der Deutschen.
Unter den Augen von Pierluigi Collina, dem Referee-Boss der UEFA, wurde Brych bei seinem ersten K.o.Spiel bei einer Endrunde nach 30 Minuten vor eine schwierige Entscheidung gestellt: Strafstoß für Portugal – oder nicht? Der Jurist ließ weiterlaufen, obwohl der polnische Innenverteidger Michal Pazdan Portugals Superstar Ronaldo umgeschubst hatte.
Ganz eindeutig war die Situation nicht zu bewerten, das sah auch die deutsche Schiedsrichter-Spitze so. „Der polnische Spieler ging mit seinem Einsatz gegen Ronaldo ein hohes Risiko zu einem Pfiff ein“, sagte Lutz Michael Fröhlich, der stellvertretende Vorsitzende der DFB-Schiedsrichterkommission: „Die Aktion blieb aber in einem grenzwertigen Bereich. Auslegungssache. Für mich war das nicht zwingend Strafstoß.“Trotz der Szene lobte Fröhlich seinen Schützling, der als einer von zwölf Referees nach der Vorrunde im Turnier blieb. „Seine Leistung war souverän und mit großer Akzeptanz auf dem Spielfeld.“