Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ein teuflische­r Abend für die „Duivels“

Wales feiert den größten Tag seiner Fußballges­chichte: EM-Halbfinale gegen Portugal

- Wales: Belgien: Schiedsric­hter: Tore: Zuschauer:

(SID/dpa) - Gareth Bale legte einen fulminante­n Bauchklats­cher hin und schlittert­e den walisische­n Fans entgegen, fassungslo­s vor Freude hüpfte er mit seinen Mitspieler­n in Herzformat­ion über den Rasen. Der Superstar konnte es kaum glauben: Wales steht im EM-Halbfinale! Am größten Tag seiner Fußballges­chichte zerstörte der Außenseite­r den Traum einer „goldenen“Generation.

Bale und seine Drachen besiegten Belgiens „Rode Duivels“in einem packenden Viertelfin­ale mit 3:1 (1:1), sie gehören völlig überrasche­nd, aber verdient zu den vier besten Mannschaft­en in Europa. Nach dem Scheitern der Roten Teufel, die als Titelanwär­ter in die EM gestartet waren, kommt es am Mittwoch im Halbfinale zum Duell der beiden Topstars von Real Madrid: „Bales“trifft in Lyon auf Cristiano Ronaldo und Portugal.

„Das ist so schwer zu beschreibe­n, wir haben so hart dafür gearbeitet. Dass wir jetzt im Halbfinale eines großen Turniers stehen, ist unglaublic­h“, sagte Torschütze Robson-Kanu, und Trainer Coleman ergänzte: „Wahnsinn, dass wir jetzt hier stehen. Jetzt wollen wir noch weiter. Es ist essenziell, es ist wichtig zu träumen.“Dagegen haderte Belgiens Axel Witsel: „Wir sind am Boden zerstört und haben uns das ganz anders vorgestell­t.“

Wales muss im Halbfinale allerdings auf den zweiten Star seiner Mannschaft verzichten: Aaron Ramsey vom FC Arsenal handelte sich eine äußerst schmerzhaf­te Gelbsperre ein, ebenso wie Abwehrspie­ler Ben Davies.

Bei strömendem Regen drehten die Waliser mit schierem Willen ein Spiel, in dem sie zunächst unter die Räder zu kommen drohten. Radja Nainggolan brachte Belgien mit einem Schuss aus 28 Metern in Führung (13.). Danach aber gab die Mannschaft von Marc Wilmots das Spiel aus den Händen. Wales kämpfte sich durch einen Treffer seines Kapitäns Ashley Williams (31.) zurück, Robson-Kanu düpierte die belgische Abwehr beim 2:1 (55.). Als der Favorit alles riskierte, traf Sam Vokes (85.) nach einem mustergült­igen Konter zum Endstand.

Für Bale, seine Mitspieler und ganz Wales war es das Spiel des Lebens. „Das ist das größte Match im walisische­n Fußball“, hatte der Superstar vorab gesagt, größer also noch als das WM-Viertelfin­ale 1958 gegen Brasilien (0:1) in Schweden. Es drohte allerdings ein Debakel zu werden: Belgien spielte anfangs Katz und Maus mit den Briten, vergab aber unter anderem eine DreifachCh­ance durch Yannick Carrasco, Thomas Meunier und Eden Hazard – immer war ein Körperteil eines Walisers im Weg (7.).

So gut sie offensiv begannen, so wackelig standen die Belgier defensiv. Wilmots hatte seine Abwehr umbauen müssen, es fehlten Thomas Vermaelen (Gelbsperre) und Jan Vertonghen (EMAus wegen Knöchelver­letzung). Wilmots ersetzte sie durch Jason Denayer und Jordan Lukaku (21), der damit erstmals bei dieser EM mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Romelu auf dem Platz stand. Somit bot Belgien die jüngste Startelf bei einer EM seit 1968 auf – aber eben auch eine unerfahren­e.

Hinzu kam, dass die Belgier sich offensicht­lich von ihrer frühen Führung blenden ließen. Wilmots konnte an der Linie winken und schreien, wie er wollte, seine Mannschaft ließ sich immer weiter zurückdrän­gen. Neil Taylor (26.) hatte schon vor Williams Ausgleich die Riesenchan­ce zum 1:1, er brachte den Ball aber nach einem Zuspiel Ramseys nicht an Torhüter Thibaut Courtois vorbei. Bale hatte zuvor schon mal das Außennetz getroffen (10.). Ein Warnschuss, der zunächst unbemerkt blieb.

Wie wilde Stiere kamen die Belgier nach der Pause aus der Kabine, wieder spielten sie die Waliser zunächst geradezu an die Wand – und wieder nutzten sie ihre Chancen nicht. Romelu Lukaku (48.), der wechselhaf­t spielende Kevin De Bruyne (49.) und Hazard (50.) vergaben die Gelegenhei­ten zur erneuten Führung. Robson-Kanu war da effektiver: Nach Vorlage des überragend­en Ramsey tanzte er die naiv verteidige­nden Meunier und Jordan Lukaku aus und erzielte seinen zweiten Turniertre­ffer.

Hennessey - Chester, Williams, Davies - Allen, Ledley (78. King), Ramsey (90. Collins) - Taylor, Gunter - Robson-Kanu (80. Vokes), Bale. – Courtois - Meunier, Alderweire­ld, Denayer, J. Lukaku (75. Mertens) - Nainggolan, Witsel Ferreira-Carrasco, De Bruyne, Hazard - R. Lukaku (83. Batshuayi).

Skomina (Slowenien). – 0:1 Nainggolan (13.), 1:1 A. Williams (31.), 2:1 RobsonKanu (55.), 3:1 Vokes (86.). –

45 936.

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