Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Elektropop im Retrosound: Metronomys neues Werk

Die britische Band feiert den Sommer mit Liedern, die es vermutlich nie ins Radio schaffen werden

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Musiker Joseph Mount hört gerne schlechtes Radio. „Wirklich schlechtes Radio“, sagt der Kopf hinter der britischen Band Metronomy. „Nur um zu wissen, was die Leute gerade so hören.“Mainstream-Radio sei ja nicht schlecht, weil die Musik an sich nicht gut sei, sondern weil es versuche, jedem zu gefallen. Mounts Elektro-Projekt passt da nicht rein – etwas funky, etwas anstrengen­d.

Jetzt hat Mount ein neues Album herausgebr­acht: „Summer 08“(Warner Music). „Es ist eine simple Platte“, erzählt er beim Interview in Berlin. Es ist morgens, er rührt in seinem Kaffee und streicht sich durch die Locken. „Da gibt es keine tiefere Botschaft.“

Gut, dann wäre das schon mal geklärt. Mount hat die Platte allein in Frankreich aufgenomme­n, singt zum Großteil mit seiner hohen Stimme allein, nur auf der Bühne besteht die Band aus mehreren Musikern.

Der Brite hat mal gesagt, er sei froh, solange im Publikum ein paar Teenies seien, denn man sei irgendwie nur relevant, wenn junge Leute mögen, was man mache. „Ein Zeichen des Altwerdens ist, das schlecht zu reden, was junge Leute mögen.“Man könne etwa Justin Bieber hassen, aber er sei nun mal relevant.

Die Tatsache, dass er sich Justin Bieber als Beispiel aussucht, sagt wahrschein­lich auch etwas über Joe Mount aus. Und sein Alter, wie er selbst sagt. „Wenn ich alt sage, dann meine ich Leute wie mich, um die 30.“Mount lebt inzwischen als Familienva­ter in Paris. Und ob wirklich Teenies so auf sein Album stehen?

Metronomy jedenfalls klingen oft nach herrlich alten Zeiten. Nach 1970er- und 1980er-Jahren, verpackt mit Elektronis­chem von heute. Unbedingt anhören: „16 Beat“und „Night Owl“. Wenn man Mount auf den Retro-Sound anspricht, passt ihm das nicht so. Er werde oft gefragt, ob er ein nostalgisc­her Mensch sei, sagt er. Er finde, das sei immer mit etwas Negativem verbunden. „Ich denke nach vorne.“

Musik für den Urlaubsbeg­inn

Die beste Situation, um seine Musik zu hören, sei zum Urlaubsbeg­inn: Wenn man das Büro am letzten Tag verlasse und dann frei habe, erzählt er. Seine Musik klingt gut gelaunt – und mit dem Albumtitel erinnert er an den Sommer 2008, von dem an es mit der Karriere nach oben ging. Danach hätten sie keinen Sommer mehr frei gehabt, sagt Mount.

Der Song „My House“klingt dann auch ziemlich nach „The Look“, einem der Ohrwürmer vom früheren Album „The English Riviera“von 2011. Der „Guardian“bescheinig­te der Platte damals übrigens durchaus einen Radiosound. Dass seine Musik mal groß im Mainstream-Radio läuft, glaubt Mount aber eher nicht. Die Idee fände er super, sagt er, „aber ich glaube, da lebe ich in einer Traumwelt, wenn ich das sage“. (dpa)

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FOTO: UNIVERSAL PICTURES Superstar Baird Whitlock (George Clooney; rechts) steht für einen Sandalenfi­lm vor der Kamera.
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FOTO: ANDREW WHITTON Funky und ein bisschen anstrengen­d: So klingt die Musik von Joseph Mount.

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