Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
14 Soldaten werden bei Anschlag in Kayseri getötet
Die türkische Regierung beschuldigt kurdische PKK – HDP-Abgeordnete berichten von „Pogromstimmung“
(dpa) - Eine Woche nach dem verheerenden Doppelanschlag von Istanbul sind bei einem Selbstmordanschlag am Samstag in der zentraltürkischen Stadt Kayseri mindestens 14 Soldaten getötet worden.
55 weitere Menschen wurden nach Angaben der Behörden zum Teil schwer verletzt, als ein Selbstmordattentäter eine Autobombe neben einem mit Soldaten besetzten Bus zündete. Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus sagte dem türkischen Sender NTV, alle Anzeichen deuteten auf eine Urheberschaft der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK hin. Zunächst bekannte sich aber niemand zu der Tat.
Nach dem Terroranschlag kam es in der Nacht zum Sonntag zu Angriffen auf Büros der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP. In sozialen Medien kursierten zudem Mordaufrufe gegen Abgeordnete und Parteifunktionäre. Der deutsch-türkische HDP-Parlamentarier Ziya Pir sagte in Istanbul: „Es war schon eine Pogromstimmung.“Die Partei teilte mit, unter anderem seien HDP-Büros in Istanbul und Ankara mit Steinen beworfen worden. Im Bezirksbüro in Yenimahalle in Ankara habe ein Mob von 25 bis 30 Menschen die Einrichtung nach draußen geschafft und dort in Brand gesetzt.
Der Abgeordnete Mustafa Yeneroglu von der Regierungspartei AKP rief dazu auf, Angreifer anzuzeigen. Auf Twitter teilte der Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses im Parlament in Ankara mit: „Im Rechtsstaat gibt es keine Selbstjustiz.“Präsident Recep Tayyip Erdogan hält die HDP für den verlängerten Arm der PKK. Die HDP – die den Anschlag von Kayseri verurteilt hat – weist das zurück.
Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete, 15 Verdächtige seien festgenommen worden. Der Sender NTV berichtete, die Soldaten seien in ihrer Freizeit auf dem Weg zum Einkaufen gewesen, als es am Morgen zu dem Anschlag kam.