Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Stasi-Mann
Die neue rot-rot-grüne Landesregierung von Berlin kommt wegen des Stasi-Falls ihres Staatssekretärs Andrej Holm nicht zur Ruhe. Die Entscheidung des Koalitionsausschusses, an dem Linken-Politiker festzuhalten, wird harsch kritisiert. „Andrej Holm ist als Staatssekretär aufgrund seiner StasiVergangenheit untragbar“, sagte etwa CDU-Generalsekretär Stefan Evers und warf dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) Handlungsunfähigkeit vor.
Holm wuchs in der DDR in einer regimetreuen Familie auf, der Vater war Stasi-Offizier. Auch Holm wurde als 14-Jähriger von der Stasi angesprochen, verpflichtete sich mit 16, wurde kurz vor dem 19. Geburtstag als Offiziersschüler eingestellt. Ein Spitzel, betont Holm, sei er aber nicht gewesen. Er habe nie Berichte über Menschen oder Versammlungen geschrieben. Holm steht nun in der Kritik, weil er über seine Stasi-Tätigkeit in der Wendezeit falsche Angaben machte. Er hatte 2005 in einem Fragebogen der Humboldt-Universität, bei der der Stadtsoziologe beschäftigt war, die Frage nach einer hauptamtlichen Mitarbeit im Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR verneint.
Daraufhin forderte nicht nur die Opposition seinen Rücktritt, auch einzelne Politiker von SPD und Grünen sprachen sich dafür aus. Holm selbst hatte angegeben, ihm sei erst jetzt bei Einsicht in seine Kaderakte klar geworden, dass er seinerzeit hauptamtlicher Stasi-Mitarbeiter war. Bisher habe er geglaubt, dass seine militärische Grundausbildung und sein nur wenige Monate währender Einsatz in einer Einheit des Geheimdienstes 1989/1990 noch nicht als hauptamtliche Tätigkeit zu werten seien. Dass Holm als Berufsoffizier bei der Stasi anheuern wollte, hatte er 2007 publik gemacht.
Nun soll die Überprüfung der Universität und der Stasi-Unterlagenbehörde abgewartet werden. Kritikern reicht das nicht. Sie fordern den Rücktritt. (dpa)