Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Dilemma der Lehrerausbildung
Zum Artikel „Grundschullehrer sollen stärker auf Rechtschreibung achten“(16.12.): Die Pädagogik/Didaktik ist keine exakte Wissenschaft, sondern eine Besser-Wissenschaft. Das zeigt sich wieder einmal am Streit über die Ursachen der schlechten Rechtschreibleistungen baden-württembergischer Grundschüler. Verantwortlich dafür, davon ist die Kultusministerin wohl überzeugt, ist die Methode „Schreiben nach Gehör“. Dieses Vorgehen gehört in den Bereich „Texte verfassen“. Es ermöglicht den Kindern schon sehr früh, ihre Geschichten aufzuschreiben, ohne die Rotstiftorgien ihrer Lehrerin fürchten zu müssen. In der Regel bekommen die Kinder ihre Werke in orthografisch korrekter Form wieder zurück und sammeln sie in Geschichtenheften.
Das von der Ministerin beklagte Rechtschreibdilemma hat damit nichts zu tun. Die wahren Ursachen liegen im Ausbildungssystem für Lehrerinnen und Lehrer. Die deutsche Orthografie ist grammatisch kontrolliert. Seit Jahrzehnten ist es reiner Zufall, ob die Lehramtskandidat(inn)en in die Geheimnisse der Grammatik und der Orthografie eingeweiht wurden. Die hehren Ziele des Bildungsplans werden nur in homöopathischer Verdünnung erreicht. Stattdessen entwickeln die bedauernswerten Lehrer(innen) eine stabile „Inkompetenzkompensationskompetenz“. Friedrich-W. Mielke, Sigmaringendorf
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